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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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des unterirdischen Raumes. Außerdem gab es zwei zusammengerollte Decken und einen tragbaren Coleman-Gasofen. Dazu eine chemische Toilette. Er sah zwei Gasmasken und zwei Rucksäcke mit Lebensmitteln und Ausrüstung. Und zwei volle Müllsäcke. Es war ein Wohnraum, genau wie der, den man nach dem Einbruch in den WestLand-Tresor entdeckt hatte. Bosch betrachtete die Ausrüstung und dachte an Eleanors Warnung, daß sie vielleicht nicht nur zu zweit wären. Sie täuschte sich. Es gab alles nur paarweise.
    Der Tunnel führte auf der anderen Seite des Wohnraums weiter. Bosch drehte die Flamme der Laterne aus, um nicht von hinten beleuchtet zu werden, und kroch in den etwa einen Meter breiten Gang. Hier gab es keine Kerzen in den Wänden. Von Zeit zu Zeit benutzte er die Taschenlampe, um sich zu orientieren, und kroch dann ein kurzes Stück im Dunkeln. Ab und zu blieb er sitzen, hielt den Atem an und lauschte. Die Verkehrsgeräusche schienen sich zu entfernen. Und weiter hörte er nichts. Etwa zwanzig Meter hinter dem Wohnraum endete der Tunnel in einer Sackgasse, aber Bosch sah einen Kreis am Boden, ein rundes Stück Sperrholz, von etwas Erde verdeckt. Vor zwanzig Jahren hätte er Rattenloch dazu gesagt. Er hockte sich hin und untersuchte die Platte. Er fand keinen Hinweis auf eine Falle. Eigentlich erwartete er auch keinen Hinterhalt. Wenn die Tunnelbauer das Loch präpariert hatten, dann zum Schutz gegen die, die herein wollten, nicht heraus. Der Sprengstoff mußte auf dieser Seite der Platte sein. Trotzdem nahm er sein Taschenmesser und zeichnete mit der Spitze vorsichtig den Kreis nach und hob dann den Deckel um einen Zentimeter an. Er leuchtete in den Spalt und sah weder Drähte noch sonst irgendwas an der Unterseite der Holzplatte. Dann klappte er sie hoch. Niemand schoß. Er kroch zum Rand des Lochs und sah unter sich einen weiteren Tunnel. Er schob seine Taschenlampe durch das Loch und machte sich für die unvermeidlichen Schüsse bereit. Wieder nichts. Er sah, daß der untere Gang vollkommen rund war. Glatter Beton mit schwarzen Algen und einem Rinnsal von Wasser am Boden des Rohres. Es war ein Entwässerungstunnel. Er ließ sich durch das Loch hinab, verlor im Schlamm sofort den Halt und rutschte aus. Er stützte sich ab und begann, mit der Taschenlampe eine Spur im schwarzen Schleim zu suchen. Da war kein Blut, aber in der Algen sah man Schleifspuren, die von Schuhen stammen mußten, die Halt gesucht hatten. Das Rinnsal nahm dieselbe Richtung wie die Schleifspuren. Bosch folgte ihnen.
    Inzwischen hatte er die Orientierung verloren, aber er meinte, nach Norden zu gehen. Er machte das Licht aus, ging langsam sechs, sieben Meter weiter, und knipste es wieder an. Da war die Spur erneut. Etwa auf halber Höhe der rechten Tunnelwand war ein blutverschmierter Handabdruck zu sehen. Einen Meter weiter fand sich weiter unten der nächste. Franklin verlor Blut und Kraft. Hier war er stehengeblieben, um nach seiner Wunde zu sehen. Er konnte nicht mehr weit sein.
    Langsam schlich Bosch voran, versuchte, sein Atmen so leise wie möglich zu halten. Das Rohr stank wie ein nasses Handtuch, und die Luft war so feucht, daß sich ein Film auf seine Haut legte. Irgendwo in der Nähe rumpelte der Verkehr. Sirenen waren zu hören. Er spürte, daß das Rohr gleichmäßig abwärts führte, was das Rinnsal in Gang hielt. Es ging immer weiter unter die Erde. Seine aufgerissenen Knie bluteten und brannten, während er über den Boden rutschte und schrammte.
    Nach etwa dreißig Metern blieb Bosch stehen, machte das Licht an und hielt die Waffe in der Hand bereit. An der runden Wand vor ihm war noch mehr Blut. Als er das Licht löschte, merkte er, daß sich die Dunkelheit vor ihm veränderte. Er sah einen Schimmer, der wie graues Morgenlicht wirkte. Er wußte, daß das Rohr dort bei dem trüben Licht zu Ende war, oder zumindest einen anderen Gang kreuzte. Dann wurde ihm klar, daß er Wasser hörte. Eine Menge Wasser, verglichen mit dem, was zwischen seinen Knien lief. Es klang, als läge ein großer Kanal vor ihm. Langsam und leise rutschte er bis an das trübe Licht heran. Das Rohr, in dem er kauerte, saß wie ein Bullauge in der Wand eines riesigen Kanals. Er war in einem Seitenrohr. Über den Boden des Kanals floß silberschwarzes Wasser. Bosch konnte nicht erkennen, ob das Wasser zehn Zentimeter oder einen Meter tief war.
    Er hockte sich an den Rand und lauschte, ob außer plätscherndem Wasser noch etwas zu hören war. Da er nichts

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