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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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handelte es sich um Drogentote. Einer war bei einem Picknick im Park oberhalb des Reservoirs umgekommen. Die Sache sah für Bosch ziemlich eindeutig aus, und er ging weiter. Der letzte Fall betraf eine Leiche, die man vor vierzehn Monaten in der Röhre gefunden hatte. Als Todesursache wurde Herzstillstand aufgrund einer Überdosis braunen Heroinkonzentrats festgestellt.
    »Der Verstorbene war dafür bekannt, daß er sich regelmäßig am Damm aufhielt und in der Röhre schlief«, stand auf dem Bildschirm. »Keine weiteren Vorfälle.«
    Das war der Tote, von dem Crowley, der wachhabende Sergeant in Hollywood, am Telefon gesprochen hatte. Bosch drückte eine Taste und druckte die Informationen zu dem letzten Fall aus, wenn er auch nicht glaubte, daß der etwas mit seinem Fall zu tun hatte. Er ging aus dem Programm und schaltete den Computer ab, dann saß er noch einen Moment da und dachte nach. Ohne von seinem Stuhl aufzustehen, rollte er vor einen anderen PC. Er stellte ihn an und gab sein Paßwort ein. Er nahm das Polaroid aus der Tasche, sah sich das Armband an und fütterte die Datei gestohlener Gegenstände mit der Beschreibung des Schmuckstücks. Das allein schon war eine Kunst. Er mußte das Armband so beschreiben, wie er glaubte, daß andere Cops es tun würden, Cops, die möglicherweise Beschreibungen eines ganzen Inventars gestohlener Schmuckstücke aus einem Raub oder einem Diebstahl eingeben mußten. Er beschrieb das Armband einfach als »antikes Goldarmband mit geschnitztem Delphin aus Jade.« Er drückte die Suchtaste, und nach dreißig Sekunden sagte der Bildschirm »Nicht gefunden«. Er versuchte es noch einmal, tippte »Gold- und Jadearmband« ein und drückte die Suchtaste. Diesmal gab es 436 Treffer. Zu viele. Er mußte die Herde ausdünnen. Er tippte »Goldarmband mit Jadefisch« und drückte auf »Suchen«. Sechs Treffer. Schon besser.
    Der Computer sagte, ein Goldarmband mit einem geschnitzten Jadefisch tauche in vier Polizeiberichten und zwei Bulletins auf, die seit seiner Einführung 1983 in das Computersystem eingegeben worden waren. Bosch wußte, daß wegen der zahlreichen doppelten Ausführungen in sämtlichen Departments alle sechs Eintragungen ohne weiteres vom selben Fall oder derselben Meldung über ein verlorengegangenes oder gestohlenes Armband stammen konnten. Er holte die Kurzfassungen der Polizeiberichte auf den Schirm und stellte fest, daß sein Verdacht zutraf. Die Berichte stammten allesamt vom selben Einbruch im September an der Ecke Sixth und Hill in Downtown L. A. Geschädigte war eine Frau namens Harriet Beecham, einundsiebzig, aus Silver Lake. Bosch versuchte sich zu erinnern, welches Gebäude oder Geschäft sich an dieser Ecke befand. Es gab keine Zusammenfassung des Verbrechens im Computer. Er würde ins Archiv gehen und sich einen Ausdruck geben lassen müssen. Es gab jedoch eine knappe Beschreibung des jadebesetzten Goldarmbandes und verschiedener weiterer Schmuckstücke, die man der Beecham entwendet hatte. Das Armband, das die Beecham als gestohlen gemeldet hatte, konnte möglicherweise das Stück sein, das Meadows versetzt hatte, oder vielleicht auch nicht … Die Beschreibung war zu vage. Mehrere weiterführende Aktenzeichen waren angegeben, die Bosch allesamt in sein Notizbuch schrieb. Dabei schien es ihm, als hätten Harriet Beechams Verluste eine ungewöhnliche Menge an Papierkram mit sich gebracht.
    Als nächstes rief er die Information zu den beiden Bulletins auf. Beide stammten vom FBI, und das erste war zwei Wochen nach dem Raub aufgesetzt worden. Drei Monate später hatte man es erneut veröffentlicht, nachdem der Schmuck der Beecham noch immer nicht aufgetaucht war. Bosch schrieb die Nummer des Bulletins auf und stellte den Computer ab. Er ging hinüber zur Ermittlungsgruppe »Geschäftseinbrüche«. Auf einem Stahlregal, das die gesamte Rückwand einnahm, reihten sich Dutzende schwarzer Ordner aneinander, in denen die Bulletins und Fahndungsmeldungen vergangener Jahre aufbewahrt wurden. Bosch nahm den Ordner mit der Aufschrift »September« und begann ihn durchzusehen. Bald merkte er, daß die Bulletins nicht chronologisch geordnet und keineswegs alle im September herausgegeben waren. Es gab überhaupt kein System. Möglicherweise würde er alle zehn Monate seit dem Raub durchsehen müssen, um das Bulletin zu finden, das er suchte. Er nahm einen Stapel Ordner aus dem Regal und setzte sich an den Tisch für Einbruchsdelikte. Wenige Augenblicke später spürte

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