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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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war.
    »Er hatte ein Fixerbesteck in der Tasche, und wir haben einen Kocher und eine Pfanne in der Röhre gefunden, aber das Ganze wirkt irgendwie nicht echt. Für mich sieht es aus wie eine Finte. Es kommt mir so vor, als ob er mit diesem Schuß umgebracht wurde. Die anderen Narben sind alt. Seine Arme hat er seit Jahren nicht benutzt.«
    »Da hast du recht. Neben dem frischen Einstich im Arm ist der Unterleib der einzige Bereich, an dem die Einstiche neu sind. Die Innenseiten der Oberschenkel benutzen normalerweise nur Leute, die sich große Mühe geben, ihre Sucht zu verbergen. Aber andererseits könnte es auch sein, daß er zum ersten Mal wieder die Arme genommen hat. Was hast du sonst noch, Harry?«
    »Er hat geraucht, da bin ich ziemlich sicher. Bei der Leiche waren keine Zigaretten.«
    »Könnte die nicht jemand der Leiche weggenommen haben? Bevor sie entdeckt wurde? Ein Leichenfledderer?«
    »Stimmt. Aber wieso hat er die Kippen genommen und das Besteck nicht? Und dann ist da noch die Wohnung. Irgend jemand hat sie durchsucht.«
    »Könnte jemand gewesen sein, der ihn kannte. Jemand, der nach seinen Vorräten gesucht hat.«
    »Stimmt auch wieder.« Bosch blätterte in seinem Notizbuch ein paar Seiten weiter. »Im Fixerbesteck bei der Leiche fanden sich bräunlichweiße Kristalle in der Watte. Ich hab’ schon oft braunes Heroin gesehen und weiß, daß es die Watte dunkelbraun färbt, manchmal sogar schwarz. Sieht so aus, als hätte er gutes Zeug in den Arm bekommen, wahrscheinlich von Übersee. Das paßt nicht zu der Art und Weise, wie er gelebt hat. Das ist Reiche-Leute-Stoff.«
    Salazar dachte einen Moment lang nach, bevor er sagte: »Das sind eine ganze Menge Vermutungen, Harry.«
    »Aber dann ist da noch was, und daran fange ich gerade erst an zu arbeiten: Er hatte mit einem großen Ding zu tun.«
    Bosch gab ihm eine kurze Zusammenfassung von dem, was er über das Armband, die Entwendung aus dem Banktresor und die Pfandleihe wußte. Salazars Domäne waren von jeher die forensischen Details eines Falles gewesen, aber Bosch hatte schon immer auf Sally vertraut und es manchmal hilfreich gefunden, ihm Einzelheiten eines Falles zu erzählen. Die beiden hatten sich 1974 kennengelernt, als Bosch noch Streifenpolizist und Sally der neue Stellvertretende Coroner gewesen war. Bosch war zum Objektschutz an der East 54th in South Central eingeteilt gewesen, wo nach einem Schußwechsel mit der Symbionese Liberation Army ein Haus ausgebrannt war und man fünf Leichen im qualmenden Schutt gefunden hatte. Sally sollte feststellen, ob irgendwo in der Asche eine sechste lag – Patty Hearst. Drei Tage hatten die beiden zusammen dort verbracht, und als Sally aufgab, hatte Bosch seine Wette, daß sie noch lebte, gewonnen. Wo auch immer.
    Als Bosch mit der Geschichte vom Armband fertig war, schien Sallys Sorge, Billy Meadows’ Tod berge möglicherweise gar kein Geheimnis, besänftigt. Er wirkte angespornt. Er drehte sich zu einem Wagen um, auf dem sein Sezierbesteck lag, und rollte ihn neben den Obduktionstisch. Er stellte das Diktiergerät an und nahm ein Skalpell und eine ganz normale Gartenschere in die Hand. Er sagte: »Na gut, machen wir uns an die Arbeit.«
    Bosch trat ein Stück zurück, um Spritzern auszuweichen und lehnte sich gegen einen Tresen, auf dem ein Tablett mit Messern, Sägen und Skalpellen stand. Ein Schild fiel ihm ins Auge, das seitlich an dem Tablett klebte. Darauf stand: Müssen geschärft werden.

    Salazar sah auf Billy Meadows hinab und begann: »Die Leiche ist die eines gut entwickelten Mannes kaukasischer Abstammung, einhundertfünfundsiebzig Zentimeter groß, wiegt einhundertfünfundsechzig Pfund und wirkt im allgemeinen seinem angegebenen Alter von vierzig Jahren entsprechend. Der Tote ist kalt und unbalsamiert, befindet sich in vollständiger Leichenstarre und zeigt eine nachträgliche, bedingt bleibende Verfärbung.«
    Bosch sah ihm anfangs zu, dann fiel ihm allerdings die Plastiktüte mit Meadows’ Kleidern auf dem Tresen neben der Besteckschale auf. Er zog sie herüber und öffnete sie. Augenblicklich brannte der Uringeruch in seiner Nase, und einen Moment lang dachte er an das Wohnzimmer in Meadows’ Wohnung. Er zog ein Paar Handschuhe über, während Salazar mit der Beschreibung der Leiche fortfuhr.
    »Am linken Zeigefinger läßt sich ein fühlbarer Bruch ohne Fleischwunde oder blutige Quetschung oder Blutung feststellen.«
    Bosch warf einen Blick über seine Schulter und sah, daß

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