Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Geste, daß er sich bei Milch und Zucker bedienen sollte. Sie selbst nahm nichts. Falls es ein Versuch sein sollte, ihm ein unbehagliches Gefühl zu vermitteln, hatte sie damit vollen Erfolg gehabt. Bosch fühlte sich, als wäre er ihr eine Last, nicht jemand, der gute Neuigkeiten brachte, den Durchbruch in einem großen Fall. Er folgte ihr auf den Flur hinaus, und sie gingen durch den nächsten Eingang, an dem »Gruppe 3« stand. Es war die Einheit für Bankraub/Geiselnahme. Der Raum hatte etwa die Größe eines Supermarktes. Es war der erste Einsatzraum einer Bundesbehörde, den Bosch je zu sehen bekam, und der Vergleich mit seinem eigenen Büro war deprimierend. Die Möbel waren neuer als irgend etwas, das man beim LAPD finden konnte. Es gab sogar einen Teppich auf dem Boden und auf fast jedem Tisch eine Schreibmaschine. Von den drei Reihen von je fünf Schreibtischen waren bis auf einen alle leer. Ein Mann in einem grauen Anzug saß am ersten Tisch in der mittleren Reihe und telefonierte. Er kümmerte sich nicht darum, daß Bosch und Wish eintraten. Sah man vom Polizeifunk ab, der aus einem Empfänger auf einem der Aktenschränke kam, hätte das Zimmer auch als Immobilienbüro durchgehen können.
    Wish setzte sich an den ersten Tisch in der ersten Reihe und bedeutete Bosch mit einer Geste, daß er sich den Stuhl daneben nehmen sollte. So saß er direkt zwischen Wish und dem grauen Anzug am Telefon. Bosch stellte seinen Kaffee auf ihrem Schreibtisch ab und dachte sich gleich, daß der Mann im grauen Anzug gar nicht wirklich telefonierte, auch wenn der Typ alle paar Augenblicke »mh-hm, mh-hm« oder »mhmh« sagte. Wish öffnete eine Schublade in ihrem Schreibtisch und holte eine Plastikflasche mit Wasser heraus, aus der sie sich etwas in einen Pappbecher schenkte.
    »Wir hatten einen Zwo-Elf bei einer Sparkasse in Santa Monica. Fast alle sind da draußen«, erklärte sie, als er sich in dem fast leeren Raum umsah. »Ich habe von hier aus koordiniert. Deshalb mußten Sie da draußen warten. Tut mir leid.«
    »Kein Problem. Haben Sie ihn?«
    »Wie kommen Sie darauf, daß es ein er war?«
    Bosch zuckte mit den Schultern. »Prozentzahlen.«
    »Nun, sie waren zu zweit. Ein Pärchen. Und ja, wir haben sie gekriegt. Sie saßen in einem Wagen, der gestern in Reseda als gestohlen gemeldet wurde. Die Frau ist reingegangen und hat die Sache durchgezogen. Der Mann war der Fahrer. Sie haben die 10 zur 405 genommen, sind zum Flughafen und haben den Wagen vor einem Flugsteig von United abgestellt. Dann haben sie den Fahrstuhl zur Ankunftsebene genommen, sind mit einem Busshuttle zum Abflugsteig von Van Nuys gefahren und dann mit einem Taxi den ganzen Weg zurück nach Venice. Zu einer Bank. Die ganze Zeit hatten wir einen LAPD-Helikopter über ihnen. Kein einziges Mal haben sie hochgesehen. Als sie in die zweite Bank ging, dachten wir, wir bekämen noch einen Zwo-Elf zu sehen, also haben wir sie überrascht, als sie in der Schlange an einer Kasse stand. Ihn haben wir uns auf dem Parkplatz geschnappt. Da stellt sich raus: Sie wollte nur das Geld aus dem ersten Bankraub einzahlen. Ein Transfer von einer Bank zur anderen, auf die harte Tour. Man sieht eine Menge dummer Menschen in diesem Geschäft, Detective Bosch. Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie können mich Harry nennen.«
    »Während ich was für Sie tue?«
    »Kooperation zwischen den Abteilungen«, sagte er. »Etwa so wie Sie und unser Hubschrauber heute morgen.«

    Bosch nahm einen Schluck von seinem Kaffee und sagte: »Ihr Name steht auf einer Fahndung, auf die ich gestern gestoßen bin. Der Fall, für den ich mich interessiere, ist vor einem Jahr in Downtown passiert. Ich arbeite bei der Hollywood Div…«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach ihn Agent Wish.
    »…ision.«
    »Der Pförtner hat mir die Karte gezeigt, die Sie bei ihm hinterlegt haben. Möchten Sie sie übrigens wiederhaben?«
    Das ging unter die Gürtellinie. Er sah seine traurige Visitenkarte auf ihrer sauberen, grünen Schreibunterlage. Seit Monaten hatte sie in seiner Brieftasche gesteckt. Die Ecken waren umgeknickt. Es handelte sich um eine von diesen allgemein gehaltenen Karten, die das Department den Detectives im Außendienst gab. Das Polizeiwappen war geprägt, und man hatte die Telefonnummer der Hollywood Division vermerkt, allerdings keinen Namen. Man konnte sich ein Stempelkissen kaufen, einen Stempel bestellen und am Anfang jeder Woche an seinem Schreibtisch sitzen und ein paar Dutzend Karten

Weitere Kostenlose Bücher