Schwarzes Echo
stempeln. Oder man konnte seinen Namen einfach mit einem Kuli auf der Linie eintragen und nicht allzu viele davon verteilen. Bosch hatte letzteres getan. Nichts von dem, was das Department tat, konnte ihm peinlicher sein.
»Nein, die können Sie behalten. Übrigens, hätten Sie auch eine für mich?«
Mit einer knappen, ungeduldigen Bewegung zog sie die mittlere, obere Schublade auf, nahm eine Karte aus einem kleinen Fach und legte sie auf die Schreibplatte neben Boschs Ellbogen. Er nahm einen Schluck Kaffee und sah sie sich an. Das E stand für Eleanor.
»Also gut, Sie wissen, wer ich bin und woher ich komme«, fing er an. »Und ich weiß ein bißchen über Sie. Zum Beispiel haben Sie im letzten Jahr einen Bankeinbruch untersucht oder untersuchen ihn noch, bei dem die Täter unterirdisch eingedrungen sind. Ein Tunneljob. WestLand National.«
Er merkte, daß sie im selben Augenblick bei der Sache war und meinte sogar wahrzunehmen, daß der graue Anzug den Atem anhielt. Bosch fischte im richtigen Tümpel.
»Ihr Name steht in den Bulletins. Ich untersuche einen Mordfall, von dem ich glaube, daß es eine Verbindung zu Ihrem Fall gibt, und ich möchte wissen … eigentlich möchte ich wissen, was Sie rausgefunden haben … können wir über Verdächtige, mögliche Verdächtige sprechen? … Ich glaube, es könnte sein, daß wir dieselben Leute suchen. Ich glaube, mein Mann könnte einer Ihrer Täter sein.«
Wish schwieg und spielte mit einem Bleistift herum, den sie von ihrer Schreibunterlage genommen hatte. Mit dem Radiergummi schob sie Boschs Karte auf dem grünen Quadrat herum. Der graue Anzug tat immer noch, als wäre er am Telefon. Bosch sah zu ihm hinüber, und für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. Bosch nickte, und der graue Anzug wandte sich ab. Bosch war sicher, daß er dem Mann in die Augen sah, dessen Kommentare in den Zeitungsartikeln gestanden hatten. Special Agent John Rourke.
»Sonst noch was, Detective Bosch?« sagte Agent Wish. »Ich meine, Sie kommen hier reinspaziert, schwenken die Fahne der Kooperation und erwarten von mir, daß ich so einfach unsere Akten öffne.«
Sie tippte dreimal mit dem Bleistift auf den Schreibtisch und schüttelte den Kopf, als tadelte sie ein Kind.
»Wie wär’s mit einem Namen?« sagte sie. »Wie wär’s, wenn Sie mir einen Grund für diese Verbindung nennen würden? Normalerweise regeln wir solche Anfragen auf dem Dienstweg. Wir haben Verbindungsleute, die Bitten anderer Strafverfolgungsbehörden um Einsicht in unsere Akten prüfen. Das wissen Sie. Ich glaube, es wäre das beste …«
Bosch zog das FBI-Bulletin mit dem Versicherungsfoto des Armbands aus seiner Tasche. Er faltete es auseinander und legte es auf die Schreibunterlage. Dann nahm er das Foto aus der Pfandleihe und legte auch dieses auf den Tisch.
»WestLand National«, sagte er und tippte mit dem Finger auf das Bulletin. »Der Mann hat es verpfändet. Jetzt ist er tot.«
Sie nahm ihren Blick nicht vom Armband auf dem Polaroid, und Bosch sah, daß sie es wiedererkannte. So sehr war ihr der Fall noch geläufig.
»Sein Name ist Billy Meadows. Man hat ihn gestern morgen in einer Röhre gefunden, oben am Mulholland-Damm.«
Der graue Anzug beendete seine einseitige Konversation. Er sagte: »Ich danke Ihnen für die Informationen. Ich muß gehen, wir wickeln gerade einen Zwo-Elf ab. Mh-hm … Danke … Ihnen auch, auf Wiederhören.«
Bosch beachtete ihn nicht. Er beobachtete Wish. Er meinte zu spüren, daß sie gern zu dem grauen Anzug hinübersehen würde. Ihre Augen zuckten in die Richtung, dann aber schnell wieder zu dem Foto zurück. Irgend etwas stimmte nicht, und Bosch beschloß, gegen das Schweigen anzugehen.
»Wieso hören wir nicht auf mit dem Unsinn, Agent Wish? Soweit ich weiß, haben Sie bisher keine einzige Aktie, keine Münze, kein Juwel oder Goldarmband mit Jadearbeiten wiedergefunden. Rein gar nichts haben Sie. Also hören Sie auf mit diesem Quatsch vom Verbindungsmann. Ich meine, was soll das? Der Mann hat das Armband versetzt, jetzt ist er tot. Wieso? Wir führen hier parallel laufende Untersuchungen, glauben Sie nicht? Wahrscheinlich noch dieselbe Untersuchung.«
Nichts.
»Der Mann hat dieses Armband entweder von Ihren Tätern bekommen oder es denen gestohlen. Oder war möglicherweise einer von ihnen. Vielleicht sollte das Armband also noch gar nicht auftauchen. Nichts anderes wurde bisher gefunden. Und er geht los und bricht die Abmachung und versetzt das Ding. Die
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