Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Wish entdeckte. Sie wühlte angestrengt in ihrer Handtasche herum und hatte ihn noch nicht bemerkt. Hastig und ohne sich zu überlegen, wieso, versteckte er sich hinter den Telefonen und benutzte sie als Schild, schlich um sie herum, als die Frau vorbeiging. Sie hatte in der Handtasche ihre Sonnenbrille gesucht. Die trug sie jetzt, als sie die Demonstranten passierte, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie lief die Veteran Avenue hinauf zum Wilshire Boulevard. Bosch wußte, daß das Parkhaus des Federal Building unter dem Gebäude lag. Wish lief in die entgegengesetzte Richtung. Sie wollte nicht weit. Das Telefon klingelte.
    »Harry, deine Akte haben sie auch. Das FBI. Was ist bloß los?«
    Edgars Stimme klang drängend und bestürzt. Er mochte keine Unsicherheiten. Er mochte keine Geheimnisse. Er machte seine Arbeit ordentlich, aber auch nicht mehr.
    »Ich weiß nicht, was los ist, und sie wollten es mir nicht sagen«, gab Bosch zurück. »Fahr du ins Büro. Wir reden da. Falls du vor mir ankommst, möchte ich, daß du drüben beim U-Bahn-Bau anrufst. Personalabteilung. Frag nach, ob Meadows da gearbeitet hat. Versuch es auch unter dem Namen Fields. Dann schreib den Bericht über den Fernsehmord, wie wir es besprochen haben. Kümmer dich um deinen Teil unserer Abmachung. Wir treffen uns dort.«
    »Harry, du hast mir erzählt, du kennst diesen Mann, diesen Meadows. Vielleicht sollten wir Ninety-eight sagen, daß es da einen Interessenkonflikt gibt, daß wir den Fall ans Morddezernat oder sonst wen abgeben sollten.«
    »Wir reden nachher weiter, Jed. Unternimm nichts und rede mit keinem darüber, bis ich da bin.«
    Bosch hängte den Hörer ein und lief in Richtung Wilshire. Er konnte sehen, daß Wish schon in östliche Richtung zum Westwood Village abgebogen war. Er schloß auf, wechselte auf die andere Straßenseite und folgte ihr. Er achtete darauf, ihr nicht zu nahe zu kommen, damit sie sein Spiegelbild nicht in einem der Schaufenster entdeckte, die sie sich beim Vorübergehen ansah. Als sie am Westwood Boulevard ankam, ging sie in Richtung Norden weiter, überquerte den Wilshire und kam auf Boschs Straßenseite herüber. Er verzog sich in die Lobby einer Bank. Ein paar Augenblicke später trat er auf den Gehweg hinaus und sah sie nicht mehr. Er suchte in beiden Richtungen, dann schlenderte er zur Ecke. Er sah sie einen halben Block weiter am Westwood, auf dem Weg ins Village.
    Vor ein paar Schaufenstern wurde sie langsamer und blieb an einem Sportgeschäft stehen. Bosch konnte weibliche Schaufensterpuppen mit hellgrünen Jogging-Shorts und -Hemden im Fenster erkennen. Wish sah sich die Sachen eine Weile an, dann ging sie weiter und hielt erst im Theater District wieder an. Sie ging in die Stratton’s Bar & Grill.
    Bosch lief auf der anderen Straßenseite an dem Restaurant vorbei und ging bis zur nächsten Ecke. Er stand vor dem Bruin, unter der Markise des alten Theaters, und drehte sich um. Sie war nicht wieder herausgekommen. Er fragte sich, ob es eine Hintertür gab. Er sah auf seine Uhr. Es war etwas früh für die Mittagspause, aber vielleicht wollte sie den Massen zuvorkommen. Vielleicht aß sie gern allein. Er überquerte die Straße zur gegenüberliegenden Ecke und stand unter dem Vordach des Fox Theater. Er konnte durch die Scheiben des Stratton’s sehen, konnte sie aber nicht entdecken. Er ging über den Parkplatz neben dem Restaurant und dann in die Seitenstraße dahinter. Er sah eine Tür auf der Rückseite. Hatte sie ihn gesehen und das Restaurant nur benutzt, um ihm zu entkommen? Es war lange her, seit er zuletzt jemanden allein observiert hatte, aber er konnte sich nicht vorstellen, daß sie ihn entdeckt hatte. Er ging die kleine Straße hinunter und trat durch die Hintertür ein.
    Eleanor Wish saß allein in einer der hölzernen Sitzecken an der rechten Wand des Restaurants. Wie ein wachsamer Cop saß sie zur Vordertür gewandt, so daß sie Bosch erst sehen konnte, als er in die Bank ihr gegenüber rutschte, die Speisekarte nahm, die sie schon durchgesehen und auf den Tisch gelegt hatte.
    Er sagte: »Hier war ich noch nie. Irgendwas besonders empfehlenswert?«
    »Was soll das?« sagte sie, und die Überraschung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Ich weiß nicht, ich dachte, Sie hätten vielleicht gern etwas Gesellschaft.«
    »Sind Sie mir gefolgt? Sie sind mir gefolgt.«
    »Wenigstens bin ich ehrlich. Wissen Sie, Sie haben im Büro einen Fehler gemacht. Sie waren zu cool.

Weitere Kostenlose Bücher