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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sie und diese Dollmaker-Sache. Ich weiß also, was Sie mit den Leuten von Internal Affairs durchgemacht haben, und es wird Ihnen nicht viel helfen, aber es war Rourkes Entscheidung. Er …«
    »Was für andere Sachen hat er erzählt?«
    »Er hat die Wahrheit gesagt. Er hat gesagt, sowohl Ihrer als auch Meadows’ Name wäre im Laufe der Untersuchung aufgetaucht. Er hat gesagt, Sie beide hätten sich gekannt. Er hat darum gebeten, Ihnen den Fall wegzunehmen. Also ist das alles jetzt nicht mehr wichtig.«
    Bosch wandte sich ab, sah in den Raum hinein.
    »Ich möchte es aus Ihrem Mund hören«, sagte er. »Stehe ich unter Verdacht?«
    »Nein. Zumindest nicht, bis Sie heute morgen hereinspaziert kamen. Jetzt weiß ich es nicht. Ich will Ihnen die Wahrheit sagen. Ich meine, Sie müssen es von unserem Standpunkt aus betrachten. Ein Mann, den wir uns im letzten Jahr angesehen haben, spaziert herein und sagt, er untersucht den Mord an einem anderen Mann, den wir uns damals sehr genau angesehen haben. Der erste Mann sagt: ›Geben Sie mir mal Ihre Akten.‹«
    Das alles hätte sie ihm nicht erzählen müssen. Er wußte das und wußte auch, daß sie wahrscheinlich Kopf und Kragen riskierte, wenn sie ihm überhaupt irgendwas sagte. Trotz all der Scheiße, in der er gerade steckte oder in die man ihn gelotst hatte, fing er doch an, die kalte, harte Eleanor Wish zu mögen.
    »Wenn Sie mir schon nichts über Meadows erzählen wollen, dann erzählen Sie mir wenigstens etwas über mich. Sie sagten, man hätte mich überprüft und fallengelassen. Was hat meine Unschuld bewiesen? Sind Sie nach Mexiko gefahren?«
    »Das und anderes.« Sie sah ihn einen Moment lang an, bevor sie fortfuhr. »Ihre Unschuld wurde sehr bald deutlich. Zuerst waren wir ganz aufgeregt. Ich meine, wir sehen die Akten von Leuten mit Tunnelerfahrungen in Vietnam durch, und obenauf liegt der berühmte Harry Bosch, Detective Superstar, über dessen Fälle ein paar Bücher geschrieben wurden. Ein Fernsehfilm, nebenbei eine Serie. Und der Typ, der rein zufällig überall in den Zeitungen gestanden hat, dessen Stern gerade untergegangen ist und den man für einen Monat suspendiert und von der Eliteeinheit des Morddezernats versetzt hat in die …« Sie zögerte.
    »In die Kloake.« Er sagte es für sie.
    Sie sah in ihr Glas und fuhr fort.
    »Also hat Rourke sich gleich gedacht, daß Sie Ihre Freizeit vielleicht damit verbringen, Tunnel in Banken zu graben. Vom Helden zum Halunken, das wäre Ihre Art, es der Gesellschaft heimzuzahlen, irgend so was Verrücktes. Aber als wir uns über Sie erkundigt und uns in aller Stille umgehört haben, sagte man uns, Sie wären in dem Monat in Mexiko gewesen. Wir haben jemanden runter nach Ensenada geschickt und es überprüft. Sie hatten ein Alibi. Zur selben Zeit haben wir Ihre Krankenakten oben in Sepulveda bekommen … oh, das war es, da haben Sie heute morgen nachgefragt, stimmt’s?«
    Er nickte. Sie redete weiter.
    »Jedenfalls, in der Krankenakte waren die Berichte des Psychologen … es tut mir leid. Das ist doch ein furchtbarer Einbruch in Ihre Intimsphäre.«
    »Ich will es wissen.«
    »Die Therapie aufgrund von PTS. Ich meine, Sie sind vollkommen funktionstüchtig. Aber hin und wieder tritt der posttraumatische Streß in Form von Schlaflosigkeit oder anderem in Erscheinung, Klaustrophobie zum Beispiel. Ein Arzt hat sogar geschrieben, so würden Sie in keinen Tunnel mehr gehen, nie wieder. Egal, wir haben Ihre Beschreibung unserem Verhaltenslabor in Quantico geschickt. Die haben Sie als Verdächtigen ausgeschlossen und gesagt, es sei unwahrscheinlich, daß Sie diese Schwelle für so etwas wie eine materielle Bereicherung überschreiten würden.«
    Sie ließ das alles etwas wirken.
    »Diese Akten sind alt«, sagte Bosch. »Die ganze Geschichte ist alt. Ich werde mich nicht hier hinsetzen und darum kämpfen, unter Verdacht zu kommen. Aber das Veteranen-Zeugs ist alt. Seit fünf Jahren habe ich weder einen Psychologen noch das Veteranenhospital oder ähnliches mehr aufgesucht. Und was diesen Phobiescheiß angeht: Ich bin gestern erst in einen Tunnel geklettert, um mir Meadows anzusehen. Was meinen Sie, was Ihre Hirnschrauber in Quantico dazu sagen würden?«
    Er fühlte, wie sich sein Gesicht vor Verlegenheit rötete. Er hatte zuviel erzählt. Aber je mehr er sich bemühte, sich zu beherrschen und es zu verbergen, desto mehr Blut strömte in sein Gesicht. Genau diesen Augenblick suchte sich die breithüftige Kellnerin aus, um

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