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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zurückzukommen und ihm Kaffee nachzuschenken.
    »Möchten Sie jetzt bestellen?« sagte sie.
    »Nein«, sagte Wish, ohne ihre Augen von Bosch zu nehmen. »Noch nicht.«
    »Bestes Kind, mittags kommen viele Leute her, und wir werden den Tisch für diejenigen brauchen, die was essen wollen. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit den Hungrigen. Nicht mit denen, die zu wütend sind, um zu essen.«
    Sie ging, und Bosch dachte, daß Kellnerinnen wahrscheinlich bessere Beobachter waren als die meisten Cops. Wish sagte: »Es tut mir wirklich alles sehr leid. Sie hätten mich gleich vorhin gehen lassen sollen.«
    Die Verlegenheit war verflogen, aber wütend war er immer noch. Er starrte nicht mehr in den Raum hinein. Er sah sie direkt an.
    »Sie glauben, Sie kennen mich aus ein paar Berichten in einer Akte? Sie kennen mich nicht. Sagen Sie mir, was Sie wissen.«
    »Ich kenne Sie nicht. Ich weiß Dinge über Sie«, sagte sie. Sie überlegte einen Moment, um ihre Gedanken zu sammeln. »Sie sind ein Anstaltsmensch, Detective Bosch. Ihr ganzes Leben. Jugendheime, Pflegeheime, die Armee, dann die Polizei. Nie das System verlassen. Eine fehlerhafte gesellschaftliche Institution nach der anderen.«
    Sie trank etwas Wasser und schien zu überlegen, ob sie weitersprechen sollte. Sie tat es. »Hieronymus Bosch … Das einzige, was Ihnen Ihre Mutter mitgegeben hat, ist der Name eines fünfhundert Jahre alten Malers. Aber ich denke, verglichen mit dem, was Sie gesehen haben, dürften die bizarren Träume, die er gemalt hat, wie Disneyland wirken. Ihre Mutter war allein. Sie mußte Sie weggeben. Sie sind in Heimen aufgewachsen. Sie haben es überlebt, und Sie haben Vietnam überlebt und das Police Department. Bis jetzt jedenfalls. Aber Sie sind ein Außenseiter in einem Insiderjob. Sie haben es bis zum Morddezernat geschafft und Verbrechen bearbeitet, die in den Schlagzeilen waren, aber immer waren Sie ein Außenseiter. Sie haben alles auf Ihre Weise gemacht, und am Ende hat man Sie dafür rausgeworfen.«
    Sie trank ihr Glas aus, anscheinend um Bosch genug Zeit zu geben, ihr zu sagen, daß sie aufhören sollte. Er tat es nicht.
    »Sie mußten nur einen Fehler machen«, sagte sie. »Letztes Jahr haben Sie einen Mann getötet. Er war selbst ein Mörder, aber das war egal. Den Berichten zufolge haben Sie gedacht, er würde unter seinem Kopfkissen nach einer Waffe greifen. Da stellt sich raus: Er wollte nur sein Toupet nehmen. Das klingt fast lächerlich, aber das IAD fand eine Zeugin, die aussagte, sie hätte Sie lange vorher darüber informiert, daß der Verdächtige sein Haar unter dem Kissen versteckt hielt. Da sie eine Nutte war, zweifelte man ihre Glaubwürdigkeit an. Es reichte nicht, um Sie zu feuern, aber es kostete Sie Ihre Stellung. Jetzt arbeiten Sie in Hollywood, dem Viertel, das die meisten Leute im Department ›Kloake‹ nennen.«
    Ihre Stimme wurde immer leiser. Sie war fertig. Bosch sagte nichts dazu, und es folgte ein langes Schweigen. Die Kellnerin kam an ihrem Tisch vorbei, war aber klug genug, sie nicht anzusprechen.
    »Wenn Sie wieder im Büro sind«, setzte er schließlich an, »sagen Sie Rourke, er soll noch einen Anruf machen. Er hat mir den Fall weggenommen, er wird ihn mir auch wieder beschaffen.«
    »Ich kann nicht. Er würde es nicht tun.«
    »Doch, er wird es tun, und sagen Sie ihm, er hat bis morgen früh dafür Zeit.«
    »Oder was sonst? Was wollen Sie machen? Ich meine, sind wir doch ehrlich. Bei Ihrer Akte sind Sie morgen wahrscheinlich suspendiert. Als Pounds sein Gespräch mit Rourke beendet hatte, hat er wahrscheinlich das IAD angerufen, falls Rourke es nicht schon selbst getan hat.«
    »Macht nichts. Morgen früh höre ich was von Rourke, sonst kann er in der Times die Geschichte lesen, wie ein FBI-Verdächtiger in einem großen Bankraub – trotz Observation – direkt vor der Nase des FBI ermordet wurde und das Geheimnis des berühmten WestLand-Tunnel-Raubes mit in den Tod genommen hat. Die Fakten werden vielleicht nicht in der richtigen Reihenfolge erscheinen, aber es wird genügen. Viel wichtiger ist, daß es sich gut lesen läßt. Und es wird Wellen bis nach D. C. schlagen. Es wird peinlich sein und außerdem eine Warnung für diejenigen, die Meadows umgelegt haben. Die werden Sie nie mehr kriegen. Und Rourke wird auf ewig anhängen, daß er sie hat entkommen lassen.«
    Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf, als stünde sie über der ganzen Sache. »Es ist nicht meine Entscheidung. Ich werde

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