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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einmal abgesehen von Donovans Hinweis, daß das frisch abgebrannte Streichholz, das man in der Röhre gefunden hatte, nicht aus dem Streichholzheftchen in Meadows’ Tasche stammte. Bosch gab Donovan die Adresse von Meadows Wohnung durch und bat ihn, ein Team hinzuschicken, das diesen Aspekt weiterverfolgte. Er sagte, sie sollten die Streichhölzer im Aschenbecher auf dem Kaffeetisch mit denen aus dem Heftchen in Meadows’ Tasche vergleichen. Dann legte er auf und fragte sich, ob Donovan jemanden schicken würde, bevor sich die Nachricht verbreitete, daß man Bosch den Fall abgenommen oder ihn inzwischen suspendiert hatte.
    Sein letzter Anruf galt dem Büro des Coroners. Sakai sagte, er habe die nächsten Angehörigen benachrichtigt. Meadows’ Mutter war noch am Leben, und man hatte sie in New Iberia, Louisiana, gefunden. Sie besaß nicht genug Geld, ihn zu sich zu holen und beerdigen zu lassen. Seit achtzehn Jahren hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Billy Meadows würde nicht heimkehren. Das L. A. County würde ihn bestatten müssen.
    »Was ist mit der Veteranenfürsorge?« fragte Bosch. »Er war ein Veteran.«
    »Stimmt. Ich kümmere mich drum«, sagte Sakai und hängte ein.
    Bosch stand auf und nahm einen kleinen, tragbaren Cassettenrecorder aus einer seiner Schubladen im Aktenschrank. Die Reihe dieser Schränke befand sich hinter seinem Schreibtisch an der Wand. Er schob das Gerät mit dem 911er-Notrufband in seine Manteltasche und verließ den Einsatzraum durch den hinteren Flur. Er ging an den Arrestbänken und der Zelle vorbei hinunter ins CRASH-Büro. Der winzige Raum war noch voller als das Büro der Detectives. Schreibtische und Akten für fünf Männer und eine Frau stapelten sich in einem Raum, der nicht größer war als das Gästeschlafzimmer in einem Apartment in Venice. An einer Wand des Zimmers standen die Aktenschränke, vor der gegenüberliegenden Wand Computer und Fernschreiber. Dazwischen hatte man je zwei Schreibtische nebeneinander geschoben. An der Rückwand hing der übliche Stadtplan mit den schwarzen Markierungen der achtzehn Polizeibezirke. Darüber hing die Top Ten: Farbfotos der zehn Top-Arschlöcher, die die Hollywood Division momentan zu bieten hatte. Bosch sah, daß eins davon aus dem Leichenschauhaus stammte. Der Junge war tot und stand trotzdem auf der Liste. Na, wenn das kein echtes Arschloch ist, dachte er. Und über den Fotos stand in schwarzen Plastikbuchstaben CRASH , die Einheit zur Bekämpfung des Bandenwesens.
    Nur Thelia King war da und saß vor dem Computer. Das war genau, was Bosch wollte. Thelia King, auch bekannt als The King, was sie nicht leiden konnte, und als Elvis, was ihr nichts ausmachte, war der CRASH-Computerfreak. Wenn man die Herkunft einer Gang nachvollziehen wollte oder auch nur nach einem jugendlichen Straftäter Ausschau hielt, der sich irgendwo in Hollywood herumtrieb, mußte man zu Elvis gehen. Allerdings überraschte es Bosch, daß sie allein war. Er sah auf seine Uhr. Kurz nach zwei. Zu früh. Die Truppe war noch nicht draußen.
    »Wo sind die anderen alle?«
    »Hey, Bosch«, sagte sie und wandte sich vom Bildschirm ab. »Beerdigungen. Wir haben zwei verschiedene Gangs, zwei kriegführende Stämme, die ihre Homeboys heute auf demselben Friedhof im Valley begraben. Wir brauchen alle Mann da draußen, um dafür zu sorgen, daß alles ruhig bleibt.«
    »Und wieso bist du nicht draußen bei den Jungs?«
    »Bin gerade vom Gericht wiedergekommen. Also, bevor du mir erzählst, warum du gekommen bist, Harry, erzähl mir, was heute in Ninety-eight Pounds’ Büro passiert ist.«
    Bosch lächelte. In einem Polizeirevier breiteten sich Nachrichten schneller aus als auf der Straße. Er gab ihr einen verkürzten Bericht seiner Erlebnisse am Pranger und der bevorstehenden Schlacht mit dem IAD.
    »Bosch, du nimmst das alles viel zu ernst«, sagte sie. »Wieso besorgst du dir nicht einen Job nebenbei. Irgendwas, das dir hilft, bei Verstand zu bleiben, mit dem Strom zu schwimmen. Wie dein Partner. Zu schade, daß der Kerl verheiratet ist. Der verdient mit den Häusern, die er nebenher verkauft, dreimal soviel wie wir, wenn wir uns den Arsch aufreißen. So einen Job bräuchte ich auch.«
    Bosch nickte. Nur: Wenn man zu sehr mit dem Strom schwimmt, landet man in der Kloake, dachte er, sagte es aber nicht. Manchmal fand er, daß er die Dinge richtig sah und alle anderen sie nicht ernst genug nahmen. Das war das Problem. Alle anderen hatten Jobs nebenher.
    »Was brauchst

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