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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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du?« sagte sie. »Ich mach’ es lieber gleich, bevor sie deinen Bericht reinreichen. Danach kannst du dich hier nicht mehr blicken lassen.«
    »Bleib, wo du bist«, sagte er, zog einen Stuhl heran und erklärte ihr, was er vom Computer wissen wollte.
    Der CRASH-Computer besaß ein Programm namens GRIT , ein Akronym innerhalb eines Akronyms, in diesem Fall für »Gang Related Information Tracking«. In diesen Dateien befanden sich Angaben über die 55000 identifizierten Bandenmitglieder und jugendlichen Straftäter der Stadt. Außerdem stand das Programm in Verbindung mit dem Gang Computer im Sheriffs Department, der noch einmal etwa 30000 eigene Bandenmitglieder gespeichert hatte. Teil des GRIT-Programms war die Decknamen-Datei. Dort hatte man Straftäter nach ihren Kampfnamen gespeichert und konnte sie so mit den richtigen Namen, Geburtsdaten, Adressen und so weiter zusammenbringen. Sämtliche Namen, auf die die Polizei durch Festnahmen, »Shake Cards« – Berichte über Straßenverhöre – gestoßen war, hatte man in diesem Computerprogramm gespeichert. Es hieß, in der GRIT-Datei befänden sich mehr als 90000 Decknamen. Man mußte nur wissen, welche Tasten zu drücken waren. Und Elvis wußte es.
    Bosch nannte ihr die drei Buchstaben, die er wußte. »Ich weiß nicht, ob das alles ist oder nur ein Teil vom Ganzen«, sagte er. »Ich glaube, es ist nur ein Teil.«
    Sie gab die Befehle ein, um in die GRIT-Datei zu kommen, tippte die Buchstaben S-H-A und drückte auf Eingabe. Es dauerte etwa dreizehn Sekunden. Fragend verzog sich Thelia Kings schwarzes Gesicht. »Dreihundertdreiundvierzig Treffer«, verkündete sie. »Könnte sein, daß du noch was bleiben mußt, Herzchen.«
    Er sagte, sie solle die Schwarzen und die Latinos weglassen. In seinen Ohren klang das Notrufband weiß. Sie drückte weitere Tasten, dann baute sich die Liste mit den bernsteinfarbenen Buchstaben neu auf.
    »Schon besser. Neunzehn Treffer«, sagte King.
    Es gab keinen Namen, der nur aus drei Buchstaben bestand, Sha. Es gab fünf Shadows, vier Shahs, zwei Sharkeys, zwei Sharkies und je einen Shark, Shabby, Shallow, Shank, Shabot und Shame. Bosch führte sich das Graffito an der Röhre oben am Damm vor Augen. Das gezackte S, fast wie ein aufgerissenes Maul. Das Maul von einem Hai?
    »Frag nach den Varianten von Shark«, sagte er.
    King drückte zwei Tasten, und das obere Drittel des Bildschirms füllte sich mit neuen, bernsteinfarbenen Buchstaben. Shark kam aus dem Valley. Nur wenig Kontakt mit der Polizei. Er hatte Bewährung bekommen und mußte Graffitis entfernen, nachdem man ihn beim Besprühen der Bänke an den Bushaltestellen am Ventura Boulevard in Tarzana erwischt hatte. Er war fünfzehn. Bosch hielt es für wenig wahrscheinlich, daß er sich um drei Uhr früh an einem Sonntagmorgen oben am Damm herumtrieb. King holte den ersten Sharkie auf den Schirm. Er befand sich momentan in Malibu in einem Camp für jugendliche Straftäter. Der zweite Sharkie war tot, umgekommen in einem Bandenkrieg zwischen dem KGB – den »Kids Gone Bad« – und den »Vineland Boyz« im Jahre 1989. Sein Name war nur noch nicht in der Datei gelöscht.
    Als King den ersten Sharkey aufrief, füllte sich der Bildschirm mit Informationen, und unten blinkte ein »Weiter«. »Na, da haben wir ja ein echtes Früchtchen«, sagte sie.
    Der Computer beschrieb Edward Niese, weiß, männlich, siebzehn Jahre alt. Er fuhr ein gelbes Motorrad, Kennzeichen JVN138, hatte keine bekannten Verbindungen zu Banden, benutzte aber »Sharkey« als Namenszug. Lief regelmäßig seiner Mutter in Chatsworth weg. Zweimal füllte sich der Bildschirm mit Daten über Sharkeys Kontakte mit der Polizei. Bosch konnte anhand der Einzelheiten über die Verhaftungen und Verhöre sehen, daß dieser Sharkey eine Schwäche für Hollywood und West Hollywood hatte, wenn er weglief. Sein Augenmerk fiel auf den unteren Rand des zweiten Bildschirms, wo eine Verhaftung wegen Herumlungerns am Hollywood Reservoir vor drei Monaten registriert war.
    »Das ist er«, sagte er. »Vergiß den letzten Jungen. Ausdruck?«
    Sie tippte auf einige Tasten, um die Datei auszudrucken, dann deutete sie auf die Aktenschränke. Er ging hinüber und öffnete die N-Schublade. Er fand eine Akte über Edward Niese und zog sie heraus. Sie enthielt ein farbiges Lichtbild. Sharkey war blond und wirkte klein auf dem Bild. Seine Miene spiegelte Schmerz und Trotz wider, was in diesen Zeiten auf den Gesichtern von Teenagern so verbreitet

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