Schwarzes Echo
Supermarkts.
»Was ist mit dem Mann in der Röhre?« fragte Arson. »Meinst du, die haben ihn schon gefunden? Wir könnten raufgehen und nachsehen, ob er Kohle hat. Ich versteh’ nicht, wieso du dich gestern abend nicht getraut hast, Shark.«
»Hey, geh doch selbst rauf und sieh nach, wenn du willst«, sagte Sharkey. »Mal sehen, wer sich traut.«
Er hatte ihnen nicht erzählt, daß er wegen der Leiche 911 angerufen hatte. Das würden sie ihm schwerer verzeihen als seine Angst, in das Rohr zu kriechen. Ein Mann stieg allein aus dem Jaguar. Er sah aus wie Ende Dreißig, Bürstenschnitt, weite, weiße Hosen und Hemd, Sweater um die Schultern gelegt. Sharkey sah niemanden im Wagen sitzen.
»Hey, seht euch den Jag an«, sagte er. Die beiden anderen starrten zum Laden hinüber. »Der ist es. Ich geh’ rüber.«
»Wir warten«, sagte Arson.
Sharkey sprang von der Mauer und schlenderte über den Boulevard. Er beobachtete den Besitzer des Jaguars durch die Scheiben des Ladens. Er hielt ein Eis in der Hand und stand vor den Illustrierten herum. Ununterbrochen taxierte er die anderen Männer im Laden. Sharkey war guten Mutes, als er sah, daß der Mann zum Tresen ging, um sein Eis zu bezahlen. Er hockte sich vor den Laden, kaum einen Meter vom Kühler des Jag entfernt.
Als der Mann herauskam, wartete Sharkey, bis sich ihre Blicke trafen und der Mann lächelte, bevor er etwas sagte.
»Hey, Mister?« sagte er, als er aufstand. »Ich hab’ gerade gedacht, ob Sie mir vielleicht einen Gefallen tun könnten?«
Der Mann sah sich auf dem Parkplatz um, bevor er antwortete.
»Klar. Was brauchst du?«
»Na, ich hab’ gedacht, ob Sie reingehen und mir ein Bier kaufen könnten. Ich geb’ Ihnen das Geld und alles. Ich will nur ein Bier. Zum Entspannen, wissen Sie?«
Der Mann zögerte. »Ich weiß nicht … das wäre illegal, oder? Du bist keine einundzwanzig. Ich könnte Ärger kriegen.«
»Na«, sagte Sharkey mit einem Lächeln, »haben Sie denn Bier zu Hause? Dann müßten Sie mir keins kaufen. Jemandem ein Bier zu geben, ist kein Verbrechen.«
»Na ja …«
»Ich würde nicht lange bleiben. Vielleicht könnten wir uns gegenseitig beim Entspannen helfen, oder was meinen Sie?«
Noch einmal sah sich der Mann auf dem Parkplatz um. Niemand beobachtete sie. Sharkey war sicher, daß er ihn an der Angel hatte.
»Okay«, sagte er. »Ich kann dich später wieder herbringen, wenn du willst.«
»Klar. Das wär’ cool.«
Sie fuhren auf dem Santa Monica ostwärts nach Flores und dann ein paar Blocks Richtung Süden in eine Wohnanlage. Kein einziges Mal drehte sich Sharkey um oder versuchte, in den Spiegel zu sehen. Sie waren hinter ihnen. Er wußte es. Draußen vor der Anlage gab es ein gesichertes Tor, für das der Mann einen Schlüssel hatte und das er hinter ihnen verriegelte. Dann gingen sie in sein Haus.
»Ich heiße Jack«, sagte der Mann. »Was soll ich dir holen?«
»Ich bin Phil. Haben Sie was zu essen? Ich hab’ auch ein bißchen Hunger.« Sharkey sah sich nach der Gegensprechanlage und dem Knopf um, der das Tor öffnete. Das Apartment bestand größtenteils aus hellen Möbeln auf einem dickflorigen, gedeckt weißen Teppich. »Schicke Wohnung.«
»Danke. Mal sehen, was ich da habe. Wenn du deine Sachen waschen möchtest, kannst du das ruhig tun, solange du hier bist. Ich mach’ das nicht sehr oft, weißt du. Aber wenn ich jemandem helfen kann, versuche ich es.«
Sharkey folgte ihm in die Küche. Der Kasten befand sich an der Wand neben dem Telefon, Als Jack den Kühlschrank öffnete und sich bückte, um hineinzusehen, drückte Sharkey den Knopf, der das Tor entriegelte. Jack merkte nichts davon.
»Ich habe Thunfisch da. Und ich könnte Salat machen. Seit wann bist du schon auf der Straße? Ich werde dich nicht Phil nennen. Wenn du mir deinen richtigen Namen nicht sagen willst, ist das okay.«
»Mmh, Thunfisch wäre gut. Nicht sehr lange.«
»Bist du clean?«
»Ja, klar. Ich bin okay.«
»Wir werden Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
Es wurde Zeit. Sharkey trat in den Flur zurück. Jack sah vom Kühlschrank auf, eine Plastikschüssel in der Hand, den Mund leicht geöffnet. Sharkey meinte, im Gesicht des Mannes eine Ahnung dessen, was ihm bevorstand, zu erkennen. Sharkey drehte den Riegel und machte die Tür auf. Arson und Mojo traten ein.
»Hey, was soll das?« sagte Jack, wenn auch ohne jedes Selbstvertrauen in der Stimme. Er rannte in den Flur, und Arson, der Größte der vier, schlug ihm mit der Faust aufs
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