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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Schreibtisch sitzen. Er fuhr zurück zum Revier und meldete sich ab. Alle hatten Feierabend gemacht, und auf seinem Schreibtisch lag keine Nachricht, nicht mal von seinem Anwalt. Auf dem Weg nach Hause hielt er am Lucky und kaufte vier Flaschen Bier, zwei mexikanische, ein englisches Lager namens Old Nick und ein Henry’s.
    Er erwartete, eine Nachricht von Lewis und Clarke auf dem Anrufbeantworter zu finden. Damit lag er richtig, aber die Nachricht enthielt nicht das, was er erwartet hatte.
    »Ich weiß, daß du da bist, also hör zu«, sagte eine Stimme, die Bosch als Clarke identifizierte. »Die können vielleicht ihre Meinung ändern, aber nicht unsere. Wir sehen uns noch.«
    Weitere Nachrichten gab es nicht. Dreimal spielte er Clarkes Nachricht ab. Irgendwas war ihnen schiefgegangen. Man hatte sie wohl zurückgepfiffen. Sollte seine lahme Drohung, sich an die Medien zu wenden, funktioniert haben? Schon bei dem Gedanken daran bezweifelte er, daß die Antwort »ja« sein konnte. Was war also passiert? Er sank in seinen Sessel und fing an, die Biere zu trinken – die mexikanischen zuerst – und in dem Fotoalbum vom Krieg herumzublättern, das er vergessen hatte wegzustellen. Als er es am Sonntag abend aufgeschlagen hatte, waren düstere Erinnerungen wachgeworden. Jetzt stellte er fest, daß er ganz verzaubert davon war und mit der Zeit nicht nur die Fotos, sondern auch ihre Bedrohlichkeit verblaßt waren. Irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit klingelte das Telefon, und Harry nahm ab, bevor der Anrufbeantworter reagierte.
    »Tja«, sagte Lieutenant Harvey Pounds, »das FBI meint jetzt, man wäre wohl etwas streng gewesen. Die haben es sich anders überlegt und wollen, daß Sie wieder dabei sind. Sie sollen die Ermittlungen nach deren Wünschen unterstützen. Das kommt direkt von der Leitung im Parker Center.«
    Pounds Stimme verriet sein Erstaunen über die Umkehr.
    »Was ist mit dem IAD?« fragte Bosch.
    »Man hat keine Akte über Sie angelegt. Wie gesagt, das FBI zieht sich zurück, ebenso das IAD. Fürs erste.«
    »Also bin ich wieder drin.«
    »Sie sind wieder drin. War nicht meine Entscheidung. Damit Sie es wissen: Man hat über meinen Kopf hinweg entschieden, und ich hab’ ihnen gesagt, daß sie mich allesamt mal am Arsch lecken können. Irgendwas an der Sache stinkt, aber ich schätze, das wird bis später warten müssen. Vorerst sind Sie abgeordnet. Bis auf weiteres arbeiten Sie für das FBI.«
    »Was ist mit Edgar?«
    »Kümmern Sie sich nicht um Edgar. Das ist nicht mehr Ihre Sorge.«
    »Pounds, Sie tun so, als hätten Sie mir einen Gefallen getan, als Sie mir die Mordfälle gegeben haben, nachdem man mich beim Parker Center rausgeschmissen hatte. Ich habe Ihnen den Gefallen getan, Mann. Wenn Sie von mir eine Entschuldigung hören wollen, muß ich Sie enttäuschen.«
    »Bosch, ich will von Ihnen überhaupt nichts mehr hören. Sie haben sich selbst reingeritten. Das Problem ist nur, daß Sie mich dabei wahrscheinlich mit reingeritten haben. Wenn es nach mir ginge, würden Sie nicht mal mehr in die Nähe dieses Falles kommen. Sie würden Pfandhauslisten prüfen.«
    »Aber nach Ihnen geht es nicht, oder?«
    Er legte auf, bevor Pounds etwas erwidern konnte. Er dachte einen Moment lang nach, und seine Hand lag noch auf dem Hörer, als es wieder klingelte.
    »Was?«
    »Hart drauf, richtig?« sagte Eleanor Wish.
    »Ich dachte, es wäre jemand anders.«
    »Na, ich denke, Sie haben es schon gehört.«
    »Ich hab’ es gehört.«
    »Sie werden mit mir zusammenarbeiten.«
    »Wie kommt es, daß Sie die Hunde zurückgepfiffen haben?«
    »Ganz einfach. Wir wollen die Ermittlungen aus den Zeitungen raushalten.«
    »Da steckt mehr dahinter.«
    Sie sagte nichts, aber sie legte auch nicht auf. Schließlich fiel ihm etwas ein, was er sagen konnte.
    »Morgen, was mache ich da?«
    »Kommen Sie morgen früh zu mir. Dann sehen wir weiter.«
    Bosch legte auf. Er dachte über sie nach und darüber, daß er nicht wußte, was los war. Es gefiel ihm nicht, aber jetzt konnte er nicht mehr zurück. Er ging in die Küche und holte die Flasche Old Nick aus dem Kühlschrank.

    Lewis stand mit dem Rücken zum Verkehr, schirmte die Telefonzelle mit seinem breiten Rücken gegen Lärm ab.
    »Er fängt beim FBI – eh, dem Bureau – an, morgen früh«, sagte Lewis. »Was sollen wir tun?«
    Erst antwortete Irving nicht. Lewis stellte sich ihn am anderen Ende der Leitung vor, den angespannten Unterkiefer. Popeyefresse, dachte Lewis und

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