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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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alles zu sagen, was sie hören wollten.
    »Ein Junge namens Sharkey«, sagte Bosch. »Welches Zimmer?«
    »Sieben, aber er ist nicht da. Glaube ich. Normalerweise steht sein Motorrad hier im Flur, wenn er da ist. Ich seh’ kein Motorrad. Also ist er weg. Höchstwahrscheinlich.«
    »Höchstwahrscheinlich. Sonst noch jemand auf Nummer Sieben?«
    »Sicher. Irgend einer ist immer da.«
    »Erster Stock?«
    »Jep.«
    »Hintertür oder Fenster?«
    »Beides. Schiebetür auf der Rückseite. Ersatz wird sehr teuer.«
    Der alte Mann griff nach dem Schlüsselbrett und nahm den Schlüssel mit der Nummer Sieben vom Haken. Er legte ihn in das Schubfach unter der Scheibe zwischen sich und Bosch.

    Detective Pierce Lewis fand die Quittung von einem Geldautomaten in seiner Brieftasche und stocherte sich damit zwischen den Zähnen herum. Er hatte einen Geschmack im Mund, als steckte da noch irgendwo ein Stück Frühstückswürstchen. Er schob die Pappkarte zwischen den Zähnen hin und her, bis sie sich sauber anfühlten. Dann gab er ein schmatzendes, unzufriedenes Geräusch von sich.
    »Was?« sagte Detective Don Clarke. Er kannte die Angewohnheiten seines Partners bis ins Einzelne. Das Zahnstochern und Schmatzen bedeutete, daß ihn irgendwas ärgerte.
    »Ich glaube, er hat uns gesehen«, sagte Lewis, nachdem er das Kärtchen durchs Fenster auf die Straße geschnippt hatte. »Als er beim Aussteigen einen kurzen Blick die Straße runter geworfen hat. Das war nur ganz kurz, aber ich glaube, er hat uns gesehen.«
    »Der hat uns nicht gesehen. Wenn ja, wär’ er die Straße runtergestürmt und hätte einen Riesenaufstand oder sonstwas veranstaltet. So machen sie’s doch immer. Aufsehen erregen, Klage einreichen. Der hätte uns inzwischen jemanden auf den Hals gehetzt. Ich sage dir, Cops bemerken einen Schatten als allerletzte.«
    »Tja … wahrscheinlich«, sagte Lewis.
    Er ließ es für einen Moment gut sein. Aber er blieb besorgt. Er wollte diesen Job nicht vermasseln. Diesen Bosch hatte er schon mal am Arsch gehabt, und der Typ war davongekommen, weil Irving, das Fliegende Kinn, Lewis und Clarke zurückgepfiffen hatte. Aber diesmal nicht, schwor sich Lewis im stillen. Diesmal ist er dran.
    »Machst du Notizen?« fragte er seinen Partner. »Was meinst du, was sie in dem Loch da wollen?«
    »Nach irgendwas suchen.«
    »Was du nicht sagst. Meinst du wirklich?«
    »Meine Güte, was ist dir denn heute über die Leber gelaufen?«
    Lewis wandte sich vom Chateau ab und sah Clarke an, der seine Hände auf dem Schoß gefaltet und seinen Sitz im Sechzig-Grad-Winkel gekippt hatte. Da er eine Sonnenbrille mit verspiegelten Gläsern trug, konnte man unmöglich sagen, ob er wach war oder nicht.
    »Machst du jetzt Notizen, oder was?« sagte Lewis laut.
    »Wenn du Notizen brauchst, wieso machst du dir dann nicht selber welche?«
    »Weil ich fahre. Das war der Deal. Schon immer. Wenn du nicht fahren willst, mußt du schreiben und fotografieren. Also, schreib auf, damit wir Irving was vorzuweisen haben. Sonst kriegen wir von ihm einen Einseinundachtzig, und Bosch können wir vergessen.«
    »Das heißt Eins Punkt Einundachtzig. Lassen Sie uns keine Abkürzungen nehmen, auch nicht in der Sprache.«
    »Du kannst mich mal.«
    Clarke kicherte und holte ein Notizbuch aus seinem Jackett und einen goldenen Cross-Kugelschreiber aus der Hemdtasche. Als Lewis zufriedengestellt war, daß jemand Notizen machte, und sich wieder zum Motel umdrehte, sah er, daß ein Junge mit blonden Dreadlocks und einem gelben Motorrad zweimal auf der Straße im Kreis fuhr. Der Junge hielt neben dem Wagen, aus dem Lewis gerade Bosch und diese FBI-Frau hatte kommen sehen. Der Junge schirmte die Augen vor der Sonne ab und stierte auf der Fahrerseite in den Wagen.
    »Was ist das denn jetzt?« sagte Lewis.
    »Ein Rotzlöffel«, sagte Clarke, als er von seinen Notizen aufblickte. »Er sucht nach einem Radio, das er klauen kann. Und wenn er es versucht, was machen wir dann? Die Observation auffliegen lassen, damit irgendein Arschloch seinen Cassettenrecorder behält?«
    »Wir werden überhaupt nichts tun. Und er wird es nicht wagen. Er sieht das Funkgerät. Er weiß, daß es ein Bullenwagen ist. Er zieht sich schon zurück.«
    Der Junge ließ das Motorrad aufheulen und drehte noch zwei Runden auf der Straße, wobei er den Blick auf das Motel gerichtet hielt. Dann fuhr er langsam über den seitlichen Parkplatz und wieder hinaus auf die Straße. Er hielt hinter einem alten VW-Bus, der am

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