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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Bosch sah ein paarmal in den Außenspiegel, konnte den Wagen vom IAD aber nirgends entdecken. Auch Wish sah er an, immer wenn er glaubte, sie merkte es nicht. Der Verkehr auf dem Santa Monica Boulevard wurde immer dichter, je weiter der Feierabendverkehr sich seinem Höhepunkt näherte. Wish hatte ihr Fenster hochgekurbelt, um das Kohlenmonoxyd draußen zu halten. Daher war es im Wagen sehr heiß.
    »Wieso starren Sie mich dauernd an?« fragte sie nach gut einer Stunde.
    »Sie? Hab’ ich gar nicht gemerkt.«
    »Haben Sie aber getan. Tun Sie immer noch. Haben Sie schon mal einen weiblichen Partner gehabt?«
    »Nein. Aber das wäre auch nicht der Grund, warum ich starren würde. Wenn ich es täte.«
    »Wieso dann? Wenn Sie es täten.«
    »Ich würde versuchen, aus Ih nen schlau zu werden. Sie wissen schon, wieso Sie hier sind und das alles tun. Ich hab’ immer gedacht – ich meine, jedenfalls habe ich es so gehört –, daß die Abteilung Bankraub beim FBI etwas für S aurier und Nieten wäre, für Agenten, die zu alt oder zu blöd sind, einen Computer zu bedienen oder die Aktiva von irgend so einem Wirtschaftskriminellen in einem Berg von Akten nachzuvollziehen. Aber trotzdem sind Sie da. Bei den schweren Jungs. Sie sind kein Saurier, und irgendwas sagt mir, daß Sie auch keine Niete sind. Irgendwas sagt mir, Sie sind ein Prunkstück, Eleanor.«
    Einen Moment lang war sie still, und Bosch glaubte, ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen.
    »Ich nehme an, das war eine Art Kompliment«, sagte sie. »Falls ja, vielen Dank. Ich habe meine Gründe, an dieser Stelle für das FBI zu arbeiten. Und glauben Sie mir: Ich hätte die Wahl. Was die anderen im Department angeht, würde ich sie keineswegs so charakterisieren, wie Sie es tun. Ich glaube, daß diese Haltung, die übrigens von vielen Ihrer Kollegen …«
    »Da ist Sharkey«, sagte er.
    Ein Junge mit blonden Dreadlocks war aus einer Seitenstraße zwischen dem Pancake-Shop und einem kleinen Einkaufszentrum getreten. Ein älterer Mann stand bei ihm. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift »The Gay 90s Are Back!« Bosch und Wish blieben im Wagen und sahen zu. Sharkey und der Mann wechselten ein paar Worte, dann holte Sharkey etwas aus seiner Tasche und bot es ihm an. Der Mann blätterte darin herum. Es sah aus wie ein Stapel Spielkarten. Er nahm zwei davon und gab den Rest zurück. Dann reichte er Sharkey eine einzelne, grüne Banknote.
    »Was macht er?« fragte Wish.
    »Er kauft Babyfotos.«
    »Was?«
    »Ein Pädophiler.«
    Der ältere Mann spazierte den Gehweg hinunter, und Sharkey ging zu seinem Motorrad. Er beugte sich über die Kette mit dem Schloß.
    »Okay«, sagte Bosch, und sie stiegen aus.

    Genug für heute, dachte Sharkey. Zeit abzuhauen. Er steckte sich eine Zigarette an und beugte sich über den Sitz seines Motorrads, um die Kombination des Schlosses einzugeben. Seine Dreadlocks fielen ihm über die Augen, und er konnte etwas von dem Kokoszeug riechen, das er sich gestern abend im Haus von diesem Jaguar-Typen ins Haar geschmiert hatte. Nachdem Arson dem Mann die Nase gebrochen hatte und alles voller Blut gewesen war. Er stand auf und wollte sich gerade die Kette um die Hüfte legen, als er sie kommen sah. Bullen. Sie waren zu nah dran. Zu spät zum Fliehen. Er gab sich alle Mühe, so zu tun, als hätte er sie noch nicht gesehen, ging aber schnell in Gedanken den Inhalt seiner Taschen durch. Die Kreditkarten waren weg, längst verkauft. Das Geld konnte von überallher stammen, was zum Teil auch stimmte. Er war sauber. Das einzige, was sie in der Hand hatten, wäre die Identifikation durch den Schwulen, falls es zu einer Gegenüberstellung käme. Es überraschte Sharkey, daß der Typ Anzeige erstattet hatte. Das war noch nie passiert.
    Sharkey lächelte die beiden Cops an, und der Mann hielt einen Cassettenrecorder hoch. Einen Cassettenrecorder? Was sollte das? Der Mann drückte die Starttaste, und nach wenigen Sekunden erkannte Sharkey seine eigene Stimme. Dann wurde ihm klar, woher das stammte. Es ging nicht um den Typen im Jaguar. Es ging um die Röhre.
    Sharkey sagte: »Und?«
    »Und«, sagte der Bulle, »wir möchten, daß du uns was darüber erzählst.«
    »Mann, ich hatte überhaupt nichts damit zu tun. Das hängt ihr mir nicht an – hey! Sie sind doch der Typ vom Revier. Ja, ich hab’ Sie am nächsten Tag da gesehen. Sie werden mich nicht dazu kriegen, daß ich sage, ich hab’ die Scheiße da oben gemacht.«
    »Schalt mal einen Gang zurück,

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