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Schwarzes Feuer: Die Herren der Unterwelt (German Edition)

Schwarzes Feuer: Die Herren der Unterwelt (German Edition)

Titel: Schwarzes Feuer: Die Herren der Unterwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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war kein echter Schlaf; es war ein ruheloses Dämmern, währenddessen ihr geistiges Auge in glasklaren Visionen pausenlos über die verschiedenen Dämonenlager schweifte –, und in dessen Nächten sie eine kahle, hässliche Steinmauer bewachte.
    Während der Torwächter sie die ganze Zeit über beobachtete.
    Das jedoch war kein so hartes Los.
    Viele Jahre lang hatte es sie verunsichert, wie er jede ihrer Bewegungen verfolgte. Er unterschied sich so sehr von allem, was sie bis dahin gesehen hatte; halb Mann, halb Ungeheuer, und in seiner Gesamtheit seltsam … anders. Aber nach einer Weile hatte sie sich nicht nur an seinen ausdruckslosen Blick gewöhnt, sondern sogar begonnen, Trost darin zu finden. Er beschützte sie vor Dämonen und bösen Seelen, wenn sie durch das Tor schlüpften und bei ihren Fluchtversuchen jeden angriffen, der ihnen im Weg stand. Der Wächter drängte sie zurück, streckte sie nieder; ganz egal, wie schwer er selbst dabei verletzt wurde.
    Dies war das Mindeste, das Kadence für ihn tun konnte.
    Ich habe meine Seele verkauft , hatte er gesagt. Wofür? fragte sie sich. Was hatte er im Gegenzug bekommen? Hielt er diesen Tausch für ein gutes Geschäft oder bereute er ihn mittlerweile? Beinahe hätte sie ihn danach gefragt, doch dann war ihr wieder eingefallen, wie unangenehm ihm schon ihr Gespräch über die Risse in der Mauer gewesen zu sein schien. Mit persönlichen Fragen konfrontiert zu werden wäre ihm wohl kaum behaglicher gewesen, und so hatte sie es sein lassen.
    Was vermutlich auch besser so war. Im Moment musste sie sich einzig und allein auf das konzentrieren, weswegen sie hier war. Wie hatte ihr entgehen können, welches Unheil sich in den Tiefen der Hölle zusammenbraute? Dass Hohe Herren ein für alle Mal zu entfliehen versuchten?
    Sollte Luzifer etwa ihren geistigen Blick von den entscheidenden Gegenden seines Reiches ferngehalten haben? Nur er war mächtig genug dazu. Doch wenn ihr Verdacht tatsächlich stimmte: Was hoffte er zu erreichen, indem er seinen Untergebenen bei ihren Ausbruchsversuchen half? Würde sie ihn direkt darauf ansprechen, bekäme sie nichts als Lügen zu hören. So viel stand fest.
    Also, was tun? Sie fühlte sich hilflos, mehr als je zuvor in ihrem Leben.
    Nein, das war nicht ganz richtig. Während ihres ersten Besuchs hier in seinem Palast hatte Luzifer sofort ihre Unsicherheit gespürt – und seitdem auch die winzigste Gelegenheit genutzt, sie zu schüren. Eine flüchtige Berührung mit seiner plötzlich flammenlodernden Hand hier, eine anzügliche Bemerkung dort. Jedes Mal, wenn sie ihn aufsuchte, um irgendeine Unregelmäßigkeit zu besprechen, hatte sie erneut feststellen müssen, dass sie ihm nicht gewachsen war. Dass er mit ihr spielte und sie es sich gefallen ließ.
    Das enttäuschte die Götter natürlich. Unter anderen Umständen hätten sie Kadence schon lange zurückbeordert, davon war sie überzeugt – wäre da nicht ihre unumkehrbare Verschmelzung mit der Barriere gewesen. So war sie für immer und alle Zeiten an die Mauer gebunden, für deren Unversehrtheit sie die Verantwortung trug. Eigentlich hatte diese Maßnahme dazu dienen sollen, ihr die Erfüllung ihrer Aufgabe zu erleichtern. Doch nicht einmal die Götter selbst hatten damals geahnt, wie tief greifend jene Verbindung sein würde. Was mit ihr geschehen war, ging weit über die bloße Fähigkeit hinaus, reparaturbedürftige Stellen zu erspüren. Nein, Kadence hatte bald schon erkennen müssen, dass die Mauer zu ihrem einzigen Lebenszweck geworden war.
    Mit jedem Herzschlag wurde sie von ihrer Essenz durchströmt, als sei das steinerne Bollwerk ein lebendiges Wesen, dessen Empfindungen sie wahrnahm, als wären es ihre eigenen, ob sie wollte oder nicht.
    Das erste Mal, dass nach ihrer Ankunft einer der Dämonen von innen wütend daran gescharrt hatte, war sie erschrocken zusammengezuckt, weil der heftige Stich in ihrer Brust sie vollkommen unerwartet getroffen hatte. Inzwischen hatte sie sich an dieses Gefühl gewöhnt, und es schockierte sie nicht mehr, obwohl sie nach wie vor jede kleinste Erschütterung spürte. Streifte eine Seele im Vorbeiflug den Felsen auch nur leicht, verursachte das ein Prickeln auf Kadence’ Haut. Züngelten die Flammen daran empor, spürte sie ein schmerzhaftes Brennen. Und dennoch, die jüngsten Attacken der Hohen Herren hatte sie nicht bemerkt. Warum?
    Natürlich, in letzter Zeit war ihr schleichend bewusst geworden, dass sie immer öfter ohne ersichtlichen

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