Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
set it up. It works by satellite and it’s awfully expensive, you know.«
    Ich brauchte zwei Sekunden, um zu begreifen, warum sie mir das erzählte. »And Rosana used it?«
    »It’s the only way to bring the world a little closer to these poor people here.«
    Als ich auflegte, war es halb zwölf. Zum Essen war es zu früh. Mein nächster Termin war erst am frühen Nachmittag, und so blieb mir ein wenig Zeit zum Nachdenken. Obwohl das Verhör mit Ehrenfrid ein voller Erfolg gewesen war, war ich unzufrieden. Nunda war es gelungen, sich eine Waffe zu organisieren. Gegen seinen Mörder hatte sie ihm aber offenbar nichts geholfen. Und über diesen Mörder wussten wir so wenig wie vor zwei Wochen.
    Kurz war ich versucht, Vangelis und Balke zu mir zu rufen. Aber ich entschied mich dagegen. Ich hatte in diesem Moment keine Lust auf Gesellschaft und Gespräch. Ich musste jetzt allein sein.
    Ich bat Sönnchen, keine Gespräche durchzustellen und mir jede Art von Störung vom Leib zu halten, räumte alles, was auf meinem Schreibtisch lag, zur Seite und legte einen karierten Block vor mich hin.
    Sicherheitshalber wählte ich noch einmal Theresas Nummer. Noch immer war ihr Handy aus. Auf ihre Voicebox zu sprechen, hatte ich aus irgendeinem Grund keine Lust. Ob sie beim Friseur war? Friseure haben montags geschlossen. Vielleicht schlief sie? Ja, vermutlich war sie müde von dem langen Flug. Früher oder später würde sie sich melden.
    Alles, was wir wussten, ließ darauf schließen, dass Nunda im Auftrag Rosanas nach Heidelberg gereist war. Und wenn Pierre sich in seinem Haschischrausch nicht verhört hatte, dann hatte Nunda hier für Rosana einen Mann gesucht, einen Geschäftsmann. Nunda sprach Deutsch, sie nicht. Das war vermutlich der Grund dafür, dass sie ihn vorgeschickt hatte.
    Ich nahm einen Stift in die Hand und begann die Fragen zu notieren.
    Wer war der gesuchte Mann?
    Warum wollte Rosana ihn finden?
    Was wollte sie von ihm?
    Wofür hatte Nunda sich eine Waffe beschafft? Hatte er sich bedroht gefühlt, oder hatte er jemanden bedrohen wollen? Oder gar erschießen? Warum dann, bevor Rosanna hier war? Das ergab alles keinen Sinn.
    Der Unbekannte legte offenbar keinen Wert darauf, Nunda oder Rosana zu treffen. Warum nicht?
    Immer wieder kam ich zur entscheidenden Frage: Wo war der Zusammenhang?
    Was hatte ein Geschäftsmann in Heidelberg mit einer Frau in Angola zu tun, die ihre Heimat niemals zuvor verlassen hatte?
    Das Handy schreckte mich aus meinen trüben Gedanken auf – Theresa.
    »Hi«, sagte sie, »dank dir für die wunderschönen Blumen!«
    »Gefallen sie dir?«
    »Was für eine Frage!«
    Ihr Lachen klang, als schwebte sie mit den Gedanken noch dreißigtausend Fuß über den Weiten Asiens.
    »Wie war der Urlaub?«
    »Frag nicht! Du weißt es ja.«
    Jetzt hätte ich so etwas sagen sollen wie: »Schön, dass du endlich wieder da bist.« Oder: »Ich hab so unglaubliche Sehnsucht nach dir.«
    »Sehen wir uns heute?«, fragte ich stattdessen.
    Warum zögerte sie mit der Antwort?
    »Nein«, erwiderte sie merkwürdig lahm. »Egonchen muss später zum Arzt, und ich …«
    Und weshalb war ich erleichtert bei dieser Antwort?
    Wir verabschiedeten uns mit dem wechselseitigen Versprechen, uns zu melden, sobald die Umstände günstiger wären. Voller widersprüchlicher Gefühle drückte ich den roten Knopf und legte das Handy so vorsichtig auf den Schreibtisch, als könnte es dabei zerspringen.
    Reichten vier Wochen Trennung aus, um unsere Gefühle erkalten zu lassen? Nach allem, was wir zusammen erlebt hatten? Was im Wesentlichen bedeutete, dass wir miteinander im Bett gewesen waren. Auch wenn wir beide den Kopf voller anderer Dinge hatten, geschah zuverlässig immer wieder das Gleiche, sobald wir uns umarmten: In Theresa ereignete sich eine Art Hormonexplosion, und ich konnte noch so erschöpft sein, nach fünf Minuten Streicheln existierte der Rest der Welt nicht mehr. Allein ihr Duft reichte aus, mich alles andere vergessen zu lassen. Und das sollte nun vorbei sein?
    Nein. Unsinn. Theresa war noch nicht richtig angekommen, und ich hatte zu viele andere Dinge im Kopf. Alles würde gut werden, wenn wir uns erst wieder trafen. Und wenn dieser dreimal verfluchte Fall endlich gelöst war.
    Ich wandte mich wieder meinem Block zu. Fragen, nichts als Fragen.
    Immerhin eines war klar: Der Mann, um den es ging, war brandgefährlich und scheute auch vor Mord nicht zurück. Und das, was Nunda und Rosana hierhergeführt hatte, war

Weitere Kostenlose Bücher