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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Paris gefahren. Ich kam in Paris
an, lud den Lachs aus, aber glaubst du, ich hätte einen Auftrag mit
zurückgenommen? Nein. Dann musste ich leer zurückfahren und habe viel Geld
verloren.«
    Freddy hob den Becher an die Lippen und trank. »Es hat keine
drei Monate gedauert, dann war ich pleite.«
    »Was ist mit dem LKW passiert?«
    »Linjegods hat den ganzen Mist aufgekauft, die ganze Firma
Kontinental Fracht, die Wagen, alles. Ich hab keine fünf Øre bekommen. Bin
auf die Schnauze gefallen.«
    »Was machst du jetzt?«
    »Bin Rausschmeißer im Casablanca.«
    »Kenn ich nicht.«
    »In Oslo, Klingenberggata, ein Nachtclub, früher hieß der
Laden mal Regnbuen.«
    »Ist er ok?«
    »Der Job?« Freddy Bogen legte den Kopf schräg.
»Eigentlich ganz in Ordnung, viel zu gucken.«
    »Frauen?«
    »Ja, und die paar Gäste, die Ärger machen, sind solche
reichen Scheißer – Möchtegern-Revoluzzer, die damit angeben, dass sie am
ersten Mai Tomaten auf die demonstrierenden Arbeiter geworfen haben. Die muss
man einfach am Schlafittchen packen, dann sind sie schneller weg als Ratten aus
dem Kuhstall.«
    Anders grinste. Freddy lächelte ebenfalls.
    »Kannst du mir so einen Job besorgen?«, fragte Anders.
    Arbeiderbladet – Auszug aus dem Leitartikel des 11.
Juni 1985
    Norwegen braucht Industrie
    Man sollte sich Gedanken machen, wenn in einer Zeit, in der
der Otto Normalverbraucher meint, Wohlstand und Reichtum durch Müßiggang
erlangen zu können, junge Männer ihren Glauben an den norwegischen
Arbeitsmarkt öffentlich bekennen. Wir leben in einem Land, in dem Jedermann es
für eine Lösung hält, sich das Geld für das Essen (und Autos und Häuser
und Boote etc.) zu leihen. Die konservative Regierung war ungesund – sowohl
für die norwegische Wirtschaft als auch für die norwegischen Arbeiter. Es ist
exemplarisch für unsere Zeit, dass die Aker-Gruppe in den vergangenen Jahren
Massenentlassungen von mehreren tausend Beschäftigten durchführte und das
Ganze dann als Umstrukturierungsmaßnahmen deklarierte. Erinnern wir uns, dass
eben jene Aker-Gruppe von Herbst 1982 bis Herbst 1983 die Zahl der Angestellten
von 11 200 auf 4700 reduzierte. Im selben Atemzug kann man die Tange Werft
nennen – verkauft. Nylands Werkstatt – geschlossen. Akerpanel AS –
verkauft. Aker Products – verkauft. Aker Contracting Abteilung Lørenskog –
verkauft. Nylands Maschinenfabrik – verkauft. Nylands Containerreparatur –
verkauft. Foss Eisenhütte – verkauft. Aker Vindholmen – verkauft. Bergens
Mechanik – verkauft. Trondheims Mechanik – geschlossen. Lade
Stahlkonstruktion – geschlossen. Ila Stahlkonstruktion – verkauft. Tellux
AS – verkauft. Und, um kein Blatt vor den Mund zu nehmen: Wenn der
Haupteigner der Reederei Tønnesen sagt, dass er Norwegen in der Nordsee nach
vorn bringen will, hat die Gewerkschaft allen Grund zum Jubeln. Ist es nicht
typisch, dass dem Rechten Adel bei solchen Äußerungen die Knie schlottern?
Die Initiative wird als leere Versprechung, Spekulantennepp und neureiche Flut
an der Börse kleingeredet. Sei es die Zeit der Kredite oder die des Wohlstands
– Tatsache ist, dass Norwegen Arbeitsplätze in der Industrie benötigt. Die
Produktion ist es, die Werte schafft. Alle, die ihr zur nächsten Bank rennt,
um euch Geld zu leihen, horcht auf: Eines Tages müsst ihr eure Schulden
zurückbezahlen! Um Geld zu verdienen, benötigt man einen Job. Lasst die ans
Ruder, die Arbeitsplätze schaffen wollen. Wir fragen: Wenn die norwegischen
Werften Aufträge brauchen, warum gehen dann alle Verträge aus unserem Garten
in die Dritte Welt? Viktor Barr und der restliche Aufsichtsrat der Firma
Tønnesen sollten sich ein Herz fassen und dem Hauptaktionär schnellstmöglich
einen Platz im Aufsichtsrat freimachen!

6
    Per Ole Lindeman war inzwischen sehr aktiv an der Börse.
Außerdem präsentierte er bei seinen Seminaren ausgewählte Charts. Die
Vision, die er und Jim Klafstad den hoffnungsvollen Teilnehmern zu vermitteln
versuchten, hieß Sprungbereitschaft.
    »Denken Sie daran«, sagte Jim Klafstad und vollführte auf
der Bühne eine Art Schattenboxen. Das war sein Stunt. Sein leicht unbeholfener
Körper: groß und schmal, ein wenig Fett auf den Hüften. Eine Brille unter
einem wirren Pony und ein etwas schiefes Lächeln mit zwei schrägen
Schneidezähnen. Er wirkte ein bisschen komisch, doch gleichzeitig verfügte
Jim Klafstad über die Energie eines Redners

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