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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Gewürzhandel der Engländer
während der Kolonialzeit, der East India Company. Er erzählte von der
Dampfmaschine, der industriellen Revolution und der Citybörse Londons, vom
Glauben an die Kunst der Ingenieure, als das Auto erfunden wurde und die
gesamte Welttechnologie den Schritt von der Dampfmaschine zum Verbrennungsmotor
machte. Er sprach über den Ruck in der Produktion, als die elektrische Energie
eingeführt wurde, über die Zeit, als man Rohgummi kaufte und verkaufte, wie
man heutzutage mit Öl handelte. Er erzählte vom Spekulantenboom während des
Ersten Weltkriegs und von den Aktienkursen im Schiffswertpapierhandel, die
wegen der Gefahr, Schiffbruch zu erleiden, ins Unermessliche stiegen – doch
das Ganze war lediglich eine Auswirkung des Krieges, der eines Tages ein Ende
finden musste. Er beschrieb, wie die Menschen einst glaubten, eine Firma wie
American Rail würde ewig Bestand haben. American Rail – einst der solideste
Betrieb der Welt und verantwortlich für ein Schienennetz, das die USA so
facettenreich wie ein Spinnennetz überzog – besaß heute nicht mehr als ein
paar Schienen und musste als eine gescheiterte Touristenattraktion angesehen
werden. Per Ole erklärte, dass die Katastrophen überall auf der Lauer lagen,
und sprach damit das Gegenteil von dem aus, was die Kursteilnehmer gern hören
wollten. Der Mann, der ihnen eben noch beschrieben hatte, wie jeder Einzelne
seines eigenen Glückes Schmied werden und über eine goldene Brücke in den
Himmel einziehen konnte, behauptete nun das Gegenteil. Die Leute wurden
unsicher und warfen einander fragende Blicke zu. Doch sie blieben still sitzen,
sie suchten nach einem Zeichen in Per Oles Mimik, nach einem versteckten
Lächeln, irgendeinem Signal, dass er nur Spaß machte. Doch sie fanden nichts.
Per Ole erinnerte an die Wirtschaftsentwicklung in Norwegen, nachdem Birkeland
& Eyde Norsk Hydro gegründet hatten. Er verglich das Heute – die
achtziger Jahre – mit den zwanziger Jahren. Er betonte die historischen
Parallelen. Der große Aufschwung in den USA der zwanziger Jahre: Der
Protektionismus sorgte dafür, dass die Gelder nicht im Ausland investiert
wurden. Als das Geld jedoch nicht investiert, sondern in Aktien gesteckt wurde,
und die Banken enorme Summen zum Aktienkauf verliehen, ohne Sicherheiten zu
fordern, wurden die Kurse so lange aufgeblasen, bis es 1929 schließlich
knallte. Er wies darauf hin, dass der norwegische Börsenboom vollkommen frisch
war, dass der Index gerade einmal zwei Jahre alt war, nämlich von 1983. Er
sagte einen Börsencrash voraus. Er führte den Beweis für den Zusammenbruch
auf die gleiche Weise, wie er die Wahrscheinlichkeit eines Schadens an seinem
Mont-Blanc-Füller dargestellt hatte. Und weil dieses jüngste Gericht von
einem Mann gehalten wurde, der äußerlich alle Klischees bediente –
Sportwagen, Designeranzug, Seidenschlips, Armbanduhr mit dem Logo von Tag Heuer
–, die man ausschließlich mit Reichtum und Optimismus verband, erhielt Per
Ole eine unumstrittene und gleichzeitig erschreckende Autorität – bis Jim
Klafstad die erlösenden Worte sprach: »Aber! Vergessen Sie nicht!
The
trend is your friend!«
    Da gipfelte das Seminar in Applaus.
    Als der Kurs fast vorüber war und die letzten Enthusiasten
ihre letzten Fragen mit Per Ole erörtert hatten, nachdem Jim Klafstad die
letzten übriggebliebenen Kopien in den Papierkorb geworfen hatte, stand noch
eine langbeinige Frau an den Türrahmen gelehnt und schaute zum Podium
herüber. »Ich komme von
Dagbladet
«
, sagte sie und streckte
Per Ole die Hand entgegen. »Renate Landstad, erinnerst du dich an mich?«
    Für einen Artikel über das Phänomen KLAPO AS, die neuen
Börsenanalysten, die die Stadt auf den Kopf stellten, hatte die Zeitung eine
Eintrittskarte gekauft. Die Journalismusstudentin Renate, die während der
Ferien bei
Dagbladet
ein Praktikum absolvierte, hatte den Auftrag
angenommen, ohne zunächst zu wissen, wen sie interviewen würde.
    Jim schlug vor, das Interview an einen angenehmeren Ort zu
verlegen, beispielsweise das Etoile.
    Renate fuhr mit Per Ole im Porsche. Er schaute aus dem
Fenster, in den tiefen Sitz des Sportwagens gelehnt, eingehüllt in eine Aura
dunkler Schönheit, Mystik und schweren Parfums. Sie wandte ihm das Gesicht zu
und sagte: »Du machst das gut, Per Ole.«
    »Ich dachte, du würdest etwas anderes fragen«, sagte Per
Ole und lächelte schief.
    »Ich wollte

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