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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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die Interviewfragen zusammenhängend stellen«,
sagte sie und tat so, als verstünde sie nicht, worauf er anspielte.
    Er sah sie an, ohne etwas zu erwidern, und hielt vor einer
roten Ampel. Renate kapitulierte.
    »Ist er nach Hause gekommen?«
    Er schielte zu ihr hinüber und zuckte die Achseln. »Glaub
schon. Papa hat mit ihm telefoniert und gesagt, dass eine Abholbenachrichtigung
auf seinen Namen kam, ein Lexikon.«
    Das Restaurant Etoile in der obersten Etage des Grand Hotels
war ein beliebtes Hangout für Börsenmakler und Finanzleute. Sie suchten sich
einen Tisch in der Ecke zur Terrasse. Per Ole richtete seine gesamte
Aufmerksamkeit auf seine Begleiterin. Renate hatte sich verändert. Die
geschmeidige Teenagerin, in die er heimlich verliebt gewesen war, war gewachsen
und hatte sich entwickelt. In ihren Bewegungen lag eine träge Sinnlichkeit.
Die meisten Männer verdrehten sich den Kopf nach ihr, verloren den
Gesprächsfaden und starrten ein paar Sekunden träumend und abwesend vor sich
hin. Per Ole sah das, doch er bemerkte ihre neue Schweigsamkeit nicht – er
hatte ja nie viel mit ihr gesprochen. Jim Klafstad ging von Tisch zu Tisch,
klopfte Leuten auf die Schultern und lachte laut mit Bekannten. Per Ole
beantwortete höflich Renates Fragen. Bis sie keine weiteren hatte. Nach einem
Moment drückender Stille begann er sich aufzuraffen. Nach fünf weiteren
drückenden Schweigeminuten, in denen sich sein Gesicht von einem blassen,
vergeistigten Antlitz in eine rotfleckige und schwitzende Tomate verwandelte,
gelang es ihm, ohne dass er wusste, wie es dazu kommen konnte, mit der Hand
beide Weißweingläser umzuwerfen.
    Renate fuhr auf.
    »Lass mich das wiedergutmachen«, schrie er.
    »Was?«
    »Lass mich dich zum Essen einladen!«
    Sie wischte sich den Wein vom Rock, drückte eine Serviette
auf die schlimmsten Flecken und sagte: »Tut mir leid. Ich habe einen festen
Freund, und dem würde es nicht so gut gefallen, wenn ich mit anderen Männern
essen gehe.«
    »Oh«, Per Ole konnte seine Enttäuschung nicht verbergen.
»Was ist er für ein Typ?«
    »Das ist alles ein bisschen pathetisch«, räumte Renate
ein, immer noch neben dem Tisch stehend. »Er ist Dozent, ich bin
Studentin.«
    Per Ole schaute auf die Tischdecke. Er war derartige
Situationen nicht gewohnt. Abgewiesen zu werden war unangenehm, und er war
nicht besonders gut darin, Konversation zu machen. »Er wohnt also in
Volda?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Pendelt zwischen Oslo und der
Hochschule.«
    Für die nächste Frage brauchte Per Ole noch länger.
»Wollt ihr zusammenziehen?«
    Sie zuckte die Achseln, nahm die Jacke, die über der
Stuhllehne hing und fügte hinzu: »Er lebt in Trennung.«
    Dann verabschiedete sie sich.
    Per Ole blieb am Tisch zurück. Regungslos. Er starrte auf
die beiden umgefallenen Gläser, bis er von Jim Klafstad aufgeschreckt wurde,
der mit einer jungen und sehr aufreizend gekleideten Frau an den Tisch kam. Sie
stellte sich als Vibeke Øverkil vor, Verkäuferin.
    Magazin Avanse, April 1985:
    Gran-Gruppe stößt erneut auf
Widerstand
    Brede Gran und die Gran-Gruppe haben mittlerweile 30 Prozent
der Reederei Stavanger Steam erworben. Mit Unterstützung der Oslo Bank
bezahlte die Gran-Gruppe schlappe 200 Millionen für ihren Anteil. Dieser Kauf
muss der Coup des Jahrhunderts gewesen sein. Die Reederei war Analysen zufolge
massiv unterbewertet. Allein das Betriebsvermögen der Reederei beläuft sich
auf einen Wert von unglaublichen 800 Millionen. Dazu kommen die Flotte und
weiteres Anlagekapital. Auf Nachfrage von
Avanse
betont Gran, dass die
Übernahme in Hinblick auf eine Fusion mit der Reederei Tønnesen geschehen
ist, bei der er ebenfalls die Aktienmehrheit hält. »Wir brauchen einen
großen norwegischen Konzern, um im Kampf um die Produktion technischer
Einrichtungen in der Nordsee zu bestehen«, sagt Gran. »Die Konkurrenz aus dem
Ausland ist knallhart und wird noch härter werden. Es ist wichtig für unser
Land, die Kompetenz im Offshore-Bereich in Norwegen zu halten«, so Gran
weiter. Doch es stellt sich die Frage, ob der Rest des Aufsichtsrats von
Stavanger Steam bereit ist, Gran bei einer solchen Neuorientierung der Reederei
zu folgen. Avanses Leser wissen, dass der Aufsichtsratsvorsitzende der
Stavanger Steam – Audun Nordnes – einer von Tønnesens stärksten Beratern
war, als vor gar nicht allzu langer Zeit Brede Grans Charmeoffensive ins Leere
lief. Der

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