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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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und die Autorität eines
Fachmanns. All das machte ihn zu dem leichten und liebenswerten Teil des
Seminars. Die Teilnehmer mochten ihn sofort, er war der Showmann, der eine
Runde Schattenboxen vollführte und mit unbeholfenem Lächeln erklärte:
»Denken Sie daran:
The trend is your friend!
«
    Im Takt mit Klafstads Bewegungen wiederholten die Teilnehmer:
»The trend! Is! Your! Friend!«
    Das Publikum war angeheizt, und der Boden war bereitet für
Per Ole, den trockenen Wirtschaftsfachmann, der der landläufigen Vorstellung
fachlicher Autorität vollkommen entsprach. Per Ole hatte eine nervöse, fast
verkniffene Note. Er war mager, Hüftknochen und Schultern traten unter dem
Anzug hervor wie Kleiderbügel. Sein Haar wurde langsam schütter. Die Finger
waren lang und knochig. Wenn er seinen Kopf in die Hände stützte, sah es
manchmal so aus, als hielte ein Fremder sein Gesicht umfasst, um es zu
zerdrücken. Neuerdings plagten ihn kleine Tics, er zuckte mit dem Kopf, ohne
es zu wollen, ein Ruck, der eine Art Wellenbewegung durch den Oberkörper
auslöste, die damit endete, dass er die Finger strecken musste. Es geschah
völlig unerwartet, wie jetzt, als er auf seine Charts zeigte und plötzlich
den Stift verlor und ihn quer durch den Raum schoss. Sofort hatte er eine
physiologische Erklärung für diesen merkwürdigen Zwischenfall: »Dies ist
ein Mont-Blanc-Füller für zweitausend Kronen. Als er mir herunterfiel, schob
ich den Fuß vor in der Hoffnung, dass der Stift den Fuß träfe, was er auch
tat. Ich wollte die Fallhöhe halbieren, das hätte die Energie des Aufpralls
reduziert und damit die Wahrscheinlichkeit verringert, dass die Feder
beschädigt wird. Leider habe ich den Fall falsch berechnet und den Stift mit
entgegengesetzt wirkender Kraft getroffen. Daher erhob er sich noch einmal in
die Luft, ehe die Gravitation ihn erneut zu Boden zog. Der Versuch ist demnach
misslungen«, schloss er mit ernster Miene und ging durch die Pultreihen, um
den Stift aufzuheben. Er inspizierte ihn, um anschließend allen mitzuteilen,
dass er unbeschädigt sei.
    »Zurück zum Trend!«, rief er kraftvoll und marschierte ans
Rednerpult, ohne dass jemand gelacht hatte. Niemand verzog auch nur einen
Miene, so stark war die Aura von ernsthafter Arbeitsamkeit, die er ausstrahlte.
Und er bombardierte sie mit analytischem Stoff. Er teilte Kopien von seinen
Folien aus. Jeder Teilnehmer nahm kiloweise Papier mit nach Hause. Alle hatten
das Gefühl, Schatzkarten ausgeteilt zu bekommen, die zu Hause entweder in den
Kamin wanderten, oder, nachdem sie ein paar Wochen herumgelegen hatten und
verstaubten, in den Papierkorb. Grafik für Grafik ging in Flammen auf. Aber
jetzt, während der Vorlesung, waren diese Unterlagen die Dokumentation dessen,
womit Per Ole den Eintrittspreis von tausenddreihundert Kronen begründete. Und
wenn es nicht genug Kopien für alle gab, saßen die Zukurzgekommenen mit
erhobenem Arm da und hatten einen nahezu hysterischen Gesichtsausdruck. Dann
machte Per Ole eine aufgebrachte Geste zum Schattenboxer Jim, der davonlief und
stapelweise mit warmen Kopien zurückkehrte. Eine Pause entstand, wenn er mit
einem Blatt wedelte und rief: »Was ist mit diesem hier? Haben das alle?«
    Doch dann waren alle bei der Sache, saßen
mucksmäuschenstill da und vertieften sich in die Materialien, den Stoff, der
das Fundament für Per Oles Schlussfolgerung war:
Don’t worry, the trend
is your friend!
    An diesem Tag war ihr Kurs mit hundertzwanzig Teilnehmern im
SAS Hotel voll ausgebucht. Sie notierten, stellten Fragen, sie waren eifrig und
brannten darauf, die Börse zu erobern. Kaufen, verkaufen, Geld verdienen. Per
Ole fütterte sie mit Stoff und Selbstvertrauen, bis nur noch zehn Minuten
übrig waren. Nachdem er Aufgabe für Aufgabe mit den Kursteilnehmern
durchgegangen war, sagte er mit lauter Stimme:
    »Liebe Freunde, es ist an der Zeit, euch ein wenig kaltes
Wasser in die Adern zu injizieren.«
    Ein magischer Moment. Alle hoben die Köpfe und sahen ihn an.
Per Ole thronte vor ihnen, im Armanianzug, die weißen Knochenhände gefaltet
wie ein Wanderprediger im Gebetshaus. Und Per Ole hielt ihnen eine sehr
ernsthafte Predigt. Er ging in der Geschichte zurück. Er sprach über das
Börsenverhalten und dessen Abhängigkeit von technologischen Errungenschaften
und anderen tiefgreifenden strukturellen Veränderungen – wie plötzliche
Marktexpansionen. Er berichtete vom Tee- und

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