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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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verkauft?«,
fragte Per Ole.
    Freddy Bogen nickte.
    »Aber wenn die LKW an Linjegods verkauft wurden«, sagte
Anders, »müssen sie doch irgendwas gekostet haben, und irgendjemand muss doch
das Geld eingesteckt haben. Die Fahrer haben jedenfalls nichts davon zu sehen
bekommen.«
    »Das sieht ganz nach einem alten Bekannten aus«, sagte Per
Ole ironisch.
    »Kannst du darüber etwas rausfinden?«
    Per Ole rollte mit dem Bürostuhl hinüber zur offenen
Tür.
    »Jim«, rief er, »du kennst dich doch mit Frachtgut aus.
Kontinental Fracht, wer steckte da noch gleich dahinter?«
    »Sachs!«, ertönte es aus dem Nebenraum. »Erling
Sachs.«

15
    Oliver Klopstad, Dozent an der Hochschule in Volda, war
geschieden und lebte in einer kleinen Wohnung. Als Renate sich auf das
Verhältnis mit ihm einließ, bekam sie zu spüren, dass Volda ein kleiner Ort
war. Plötzlich waren fremde Leute an ihrem Liebesleben interessiert. Es wurde
getuschelt und getratscht. Obwohl Renate mit Oliver zusammenkam, als die
Scheidung längst passé war, wurde sie als Erklärung für seine gescheiterte
Ehe angesehen. Anfangs lächelte sie noch über das Gerede. Doch nachdem ihr
Auto mit in Lippenstift geschriebenen Schimpfworten beschmiert worden war,
reichte es ihr. Sie brauchte weder die Hochschule noch die Zeugnisse – und am
wenigsten brauchte sie ekelhafte Mitteilungen von anonymen Dorfbewohnern. Sie
brach die Ausbildung ab und begann als freie Journalistin. Sie bekam einige
Aufträge von
Dagbladet,
weil man sie schon kannte. Sie zog in eine
Wohnung nach Hovseter. Auf den Skischulhängen ihrer Kindheit, wo sie gelernt
hatte, sich mit Brettern an den Füßen um hundertachtzig Grad zu drehen und
Grätenschritt zu laufen, war eine Vorstadt mit Einkaufszentrum, Schule und
Hochhaussiedlung in einem Komplex entstanden. Sie zog in die Wohnung hinter der
sechsten Veranda von links, im fünften Stock über der Schule. Drei Zimmer,
Küche, Bad.
    Täglich nahm sie die Bahn zum Nationaltheater. Sie arbeitete
hauptsächlich für den Kulturbereich, interviewte Schauspieler, Popstars und
Fernsehpromis. Sie war gut in Personenporträts. Später nahm sie einen
Zeichner mit. Seither gab es in der Samstagsausgabe ein zweiseitiges Porträt
über eine Kulturperson mit Karikatur. Sie arbeitete sehr viel. Aber am
Wochenende ruhte sie sich aus. Jeden zweiten Freitag kam Oliver nach Oslo und
blieb übers Wochenende. Eines Freitags rief er stattdessen an. Renate hörte
sofort, dass etwas nicht stimmte.
    »Was ist?«, sagte sie scharf.
    »Es geht um Reidun.«
    »Weißt du was? Mir steht es ehrlich gesagt bis oben hin,
mir immer wieder Geschichten über deine Exfrau anzuhören. Es interessiert
mich nicht.«
    »Sie ist schwanger«, sagte er gepresst.
    »Wie schön für sie«, sagte Renate. »Wenn du glaubst, ich
gratuliere, hast du dich getäuscht.«
    »Ich bin der Vater«, sagte Oliver.
    Merkwürdig war – dachte Renate später –, dass Oliver so
unglücklich war, als Renate ihm den Laufpass gab. Er war doch die ganze Zeit
weiterhin mit seiner Frau ins Bett gegangen. Er beklagte sich sogar bei seiner
Frau, dass Renate ihn nicht mehr sehen wollte. Endlich hatte Reidun einen
Grund, ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen. Sie rief Renate mitten in der
Nacht an. Es war ein Schock, von einer heiseren Frauenstimme geweckt zu werden,
die flüsterte: »Solche wie du, die denken, sie könnten sich zu einem Job und
einer Karriere hochschlafen, nehmen keine Rücksicht auf die Kinder und
Gefühle von anderen. Aber wir wollen hier keine Luder mehr. Du kannst deine
Beine von nun an woanders breit machen.«
    Seither hatte Renate das Telefon ausgestöpselt und schloss
es nur noch an, wenn sie selbst telefonieren wollte. Von Kollegen erfuhr sie
später, dass Oliver und seine Frau auf die Lofoten gegangen waren, wo seine
Frau an einer Hochschule als Heimtextillehrerin arbeitete, während er mit dem
Kind zu Hause blieb und an einem Lehrbuch über Journalismus und Ethik
schrieb.
    Die Kollegen von
Dagbladet
verkehrten im Lokal
Ryktebørsen – die Gerüchteküche. Anfangs hielt Renate sich fern. Sie
machte sich Sorgen, weil ein Leben ohne Partner gleichbedeutend mit Nervosität
zu sein schien. Sie nannte ihre Essstörung und ihre Schlaflosigkeit
Nervosität. Nun, ohne Partner, wurden sie schlimmer.
    Tief im Inneren wusste Renate, dass Oliver eine Sackgasse
gewesen war. Er war wesentlich älter als sie. Er hatte ganz andere Gedanken
als

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