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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Angestellte der Spenning AS.
    Die Ruhe vor dem Sturm, dachte Vebjørn und war erleichtert,
dass er nicht zur Familie gehörte und sich aus den Hundekämpfen heraushalten
konnte, die die Erbsache bald auslösen würde. Da Georg Spenning seine
Aktienanteile in den vergangenen Jahren zu einem Großteil verkauft hatte,
wusste Vebjørn, dass seine Position im Konzern vom Streit der Erben
untereinander unberührt bleiben würde. Trotzdem war das schüchterne
Schweigen der Gesellschaft, die langsam zum Ausgang strebte, bedrückend –
und plötzlich spürte er ein Gefühl von Einsamkeit in all der Verantwortung.
Er nickte dem Bestatter zu, der die Tür öffnete, sodass er den Rollstuhl
ungehindert in das gleißende Licht über dem Vestre Gravlund schieben konnte.
Er atmete die frische Luft tief ein und dachte:
    Georg, alter Adler, wenn du heute hier dabei bist, dann gib
mir ein Zeichen. In derselben Sekunde ertönte wie das festgeklemmte Horn eines
Supertankers die Sirene der Zivilverteidigungsanlage. Das Signal »Gefahr
vorüber, befolgen Sie die Anweisungen im Radio« dröhnte über die
Häuserdächer. Vebjørn grinste breit gen Himmel, legte das Gesicht aber
schnell wieder in Falten, als er sich umwandte, um der Familie sein Beileid
auszusprechen.
    Da blickte er direkt in das Gesicht von Rechtsanwalt
Huitfeldt, dem Witwer von Spennings Tochter Sara Au-gusta.
    »Wir begegnen uns anscheinend nur zu großen Anlässen«,
sagte Vebjørn kühl.
    »Schau mal einer an, ist das nicht der Trauzeuge?«,
antwortete Huitfeldt. »Hab Sie zuerst gar nicht erkannt, aber man sagt ja,
dass im Smoking sogar Börsenmakler anständig aussehen können.«

13
    Es war der erste Arbeitstag nach der Beerdigung, und das
erste Mal seit Langem, dass Vebjørn ungeduldig auf den Feierabend wartete. Am
Nachmittag war es noch immer warm, aber die brütende Hitze ließ langsam nach.
Die Bäume warfen milde Schatten über den Teich Spikersuppa. Vebjørn
schlenderte entlang der Bänke, wo die Leute saßen und das Treiben im
Studenterlunden-Park beobachteten. Er ließ seinen Blick über die Menge
schweifen, die in Saras Telt an den Tischen saßen und ihr Bier tranken. Mit
der Jacke über der Schulter ging er weiter hinunter zum Hafen an die
Honnørbrygga. Ein Fischer verkaufte Krabben und Weißlinge an Passanten.
Vebjørn warf einen Blick hinunter auf das Fischerboot, auf die Kisten frischer
Krabben, und er erinnerte sich an eine Zeit, als es das Natürlichste der Welt
war, sich eine Tüte zu kaufen und die Krabben auf der Kaimauer zu essen.
    Er blieb nachdenklich stehen und versuchte sich zu sehen, wie
er vor vielen Jahren gewesen war. Wie viele Jahre war das her?
    Noch vor Georg Spenning.
    Er dachte an Bette Line, den Ausdruck in ihren Augen, als er
die Tür hinter sich geschlossen hatte. Wie lange war das her? Er ging hinüber
zur Fähre nach Bygdøy, und als das Boot anlegte, stellte er sich in die
Schlange. Auf dem Platz vor dem Rathaus spielten ein paar kleine Jungs mit
ihren Skateboards. Ein älterer, weißhaariger Herr quälte sich die Treppen
hinauf. Er blieb stehen, grub in der Jackentasche nach einem Taschentuch und
trocknete sich den Schweiß ab. Das war Georg. Nein. Vebjørn wandte sich ab.
Es war das zweite Mal nach seinem Tod, dass er glaubte, Georg Spenning zu
sehen.
    Er ging an Bord. Blieb an Deck stehen. Als das Boot wieder
ablegte, ging er nach Achtern, lehnte sich gegen die Reling und genoss den Wind
im Gesicht, während er die Augen zukniff und die kleinen Boote im Hafen
beobachtete.
    Eine blonde und hübsche Frau Ende Dreißig erhob sich von
einer der Bänke vor dem Fram-Museum, als das Boot sich Bygdøy näherte. Sie
war für den warmen Nachmittag richtig gekleidet, in hellem Rock und kurzer
Jacke. Sie trug eine Sonnenbrille. Als die Fähre anlegte, schob sie die Brille
ins Haar, lehnte sich gegen einen Laternenpfahl und lächelte einem der anderen
Passagiere entgegen. Es war ein Mann in Vebjørns Alter. Er blieb stehen und
beobachtete das Paar verstohlen.
    Die beiden blieben stehen und sahen einander schweigend an.
Schließlich brach sie die Stille. »Ich hätte vielleicht eine Zeitung unter
dem Arm haben sollen«, sagte sie.
    »Ich habe schon von weitem gesehen, dass du es bist.«
    Die beiden schlenderten den Kiesweg entlang. Sie gingen
langsam, Seite an Seite, ohne ein Wort. Die Szene hatte etwas Geschütztes und
Behagliches an sich. Es wirkte, als gingen sie besonders langsam,

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