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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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um die
Stimmung nicht zu zerstören.
    Vebjørn spürte, dass er den Mann beneidete. Er vermisste
solche Momente.
    An den Tischen auf der Restaurantterrasse saßen Leute und
tranken ein Bier in der Sommerwärme. Ein leicht beschwipster Mann hob das Glas
zu einem Toast. Vebjørn winkte einem Gast, der ihn grüßte, und spazierte den
Weg weiter, den auch das Paar genommen hatte.
    Die beiden hatten sich eine Bank gesucht. Dort saßen sie und
schauten über das Meer. Eine der Fähren nach Kiel, Prinsesse Ragnhild,
tauchte vor Nesodden auf. Ein Schwan glitt vorüber, ganz dicht am Ufer, einem
Mann entgegen, der die Enten und Tauben mit Brotkrumen fütterte. Weiter
draußen fuhr ein mit Schotter beladener Lastkahn vorüber. Er lag tief im
Wasser, kämpfte sich vor, wie eine große, schwere Ente, die gegen den Strom
schwamm. Vebjørn passierte das Paar auf der Bank. Die Sonne brannte auf seiner
Stirn. Er hatte kein Ziel. Es war lange her, dass er sich so einsam gefühlt
hatte.

14
    Anders nahm Freddy mit zu Per Oles Büro in der Oscars Gate,
um Licht in den Konkurs von Kontinental Fracht zu bringen. Sie trafen sich am
Nationaltheater, spazierten durch den Schlosspark und weiter den Hegde-haugsvei
hinauf, bis zur Villa in der Oscars Gate, wo Per Ole und Jim Klafstad ihr Reich
hatten.
    Freddy Bogen wusste nicht viel über Architektur, Kunst oder
Innenausstattung. Aber er wusste alles, was es über Autos zu wissen gab. Als
sie in die Einfahrt der alten Villa einbogen, die von zwei flachen Italienern
geschmückt war, blieb Freddy still stehen und schaute. Als Anders ihn endlich
loseisen konnte, folgte ihm Freddy Bogen wie ein Tourist auf Vatikanbesuch.
Andächtig und mit großen Augen betrachtete er den kleinen Springbrunnen im
Garten, die Schnitzereien an der Treppe und die Skulpturen in den Erkern.
    »Verdammte Axt, hast du das alles selbst bezahlt, Per
Ole?«
    Freddys grenzenlose Bewunderung ließ Per Ole augenblicklich
einen halben Meter wachsen. Er erhob sich leichtfüßig und präsentierte sein
Universum, Portfolionotierungen, Charts, Computer von IBM, auf denen er Briefe
mit sogenannter Textverarbeitung schrieb. »Schreibmaschinen sind out, Freddy.
Computer sind in. Ich benutze hier ein Statistikprogramm, Minitab. Erst
speichere ich alle eingehenden Daten, also die Kurse, und diese werden dann
statistisch verarbeitet, da werden Standardabweichungen, Mittelwerte,
Korrelationen berechnet ebenso wie Regressionsanalysen. Dieses Gerät ist wie
die Dampfmaschine zur Zeit der Segelschiffe. Schau hier, und hier, guck dir das
an, an diesen Grafiken kann ich Tendenzen erkennen. Wir nennen das Trend
–«
    »The trend is your friend!«,
brüllte Jim Klafstad
vom Nebenraum herüber, und die beiden Börsianer lachten laut. Freddy Bogen
lachte mit, er lachte am lautesten von allen.
    »Irgendwelche Tipps, Per Ole?«
    »Juicy Tipps?«
    »Yeah, juicy Tipps.«
    »Hast du viel Geld?«
    »Ein bisschen, ein paar Tausender.«
    »Kauf Mycron, da gibt es in drei Wochen eine Emission. Am
Tag drauf ist der Kurs mindestens fünfzig Kronen pro Aktie gestiegen.«
    »Mycron also.«
    »Ja, aber es wird nur eine begrenzte Anzahl Aktien pro
Investor ausgegeben. Da musst du also ein bisschen kreativ werden, Freddy,
deine Tante könnte ja auch noch ein paar Aktien zeichnen.«
    »Ich hab keine Tante.«
    »Als Junge vom Land hast du wohl einen Köter oder eine Kuh?
Einen Kanarienvogel? Nur die Fantasie kennt Grenzen. Nimm dir, was du kriegen
kannst, und ruf mich in drei Wochen wieder an, dann sag ich dir, ob du
verkaufen sollst oder nicht.«
    Freddy Bogen schüttelte vor Bewunderung von Per Oles
natürlicher Autorität den Kopf.
    Anders fand, es wäre an der Zeit, seinen Bruder zu fragen:
»Hast du schon mal von einem Unternehmen namens Kontinental Fracht
gehört?«
    »Das war so eine Kommanditgeschichte, oder?«
    »Wir wissen nur, dass das ganze eine Art
Vertragspartnerschaft war. Jeder Fahrer hatte seinen eigenen LKW, erfüllte
aber Verträge, die von der lokalen Bank finanziert wurden.«
    »Ja, doch«, sagte Per Ole nachdenklich, »mir dämmert da
was, eine verrückte Sache. Der Typ hatte irgend so einen Bauernnamen. Ruderud
oder so ähnlich?«
    »Rudsenga«, warf Freddy Bogen abwesend ein. Er hatte sich
in die letzte Ausgabe der Aktienlisten vertieft. »Per Ole, hast du hiervon
noch mehr?«
    »Nimm es ruhig mit.«
    Freddy steckte das Heft in die Innentasche.
    »Wurden die Wagen dann nicht an Linjegods

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