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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Gran nicht mit einer Angebotsfrist?«,
fragte Vebjørn mit fester Stimme; auf seiner Stirn glänzte jedoch der
Schweiß.
    »Sie nehmen das sehr gelassen, Lindeman. Ich muss schon
sagen. Mal sehen … das Angebot gilt vierzehn Tage ab heute.«
    »Ich rufe Sie später zurück«, sagte Vebjørn.
    »Heißt das, der Brief der Riebergruppe an die Aktionäre
von Spenning AS ist Ihnen nicht bekannt?«
    »Wiederhören«, sagte Vebjørn und legte auf.
    Er wandte sich vom Schreibtisch und dem darauf stehenden
Telefon ab, ging hinüber zum Regal. Er stand davor und atmete schwer ein und
aus. Lange. Er dachte an die Flugzeugpassagiere auf dem Weg nach unten. Er
dachte, dass es etwas anderes war, festgeschnallt in einem Flugzeugsitz einer
unsichtbaren, unvorhersehbaren Turbulenz ausgeliefert zu sein, als das eigene
Fort vom Feind belagert zu sehen. Man hat immer noch Zeit zu handeln. Er griff
nach der Miniaturflasche und wog sie in der Hand. Er trat ans Fenster, öffnete
es und warf die Flasche so weit er konnte. Das Glas blitzte kurz im
Sonnenlicht, ehe die Flasche dem Boden weit dort unten entgegentrudelte.
    Anschließend ging er zurück an den Schreibtisch und ließ
sich nieder. Er ließ die Ereignisse des vergangenen Monats Revue passieren. Er
ging die Buchhaltung und Schlüsselzahlen der Firma durch. Er dachte:
Konzentriere dich auf die Situation. Brede Gran und seine Kumpane finden, dass
die Zeit reif ist, Spenning AS an die Kehle zu gehen. Was hat ihnen den Mut
gegeben, das zu versuchen? Warum erfolgt der Angriff ausgerechnet jetzt?
Während er überlegte, schaukelte er mit dem Stuhl vor und zurück.
Schließlich griff er nach dem Telefonhörer. Er rief den
Aufsichtsratsvorsitzenden von Spenning AS, Ulf Landstad, an. Sie sprachen drei
Minuten miteinander. Als Vebjørn auflegte, atmete er tief durch, dann machte
er den nächsten Anruf, diesmal bei seinem alten Freund Sigval Gråtun von der
DnC Bank. Nachdem er auch dieses Gespräch beendet hatte, ging er zur Tür und
öffnete sie. Der Mann, der diese Tür öffnete, hatte seine normale
Gesichtsfarbe zurückgewonnen, und wenn er lächelte, tat er es mit einem
Blitzen im Auge, für eine Sekunde zeigten sich seine weißen Zähne – der
eine mit der schelmischen Ecke – im Licht. Diesen einnehmenden Eindruck
servierte er Frau Ekely, die aufblickte. Sie saß wie immer bereit vor ihrer
grünen Remington-Schreibmaschine. Wollte man Vebjørn Lindeman das Hirn der
Maschinerie Spenning AS nennen, so war Frau Ekely ihr Herz. Sie hatte im Alter
von neunzehn Jahren angefangen, als Sekretärin für Georg Spenning zu
arbeiten. Jetzt war sie 62 und galt als Institution – immer elegant in ihrem
diskreten Kleid, immer dienstwillig und mit vollem Überblick über die
Situation, immer bereit einzuspringen, immer freundlich.
    »Frau Ekely«, sagte Vebjørn. »Wären Sie so nett, einen
Brief aufzunehmen? Er muss heute noch raus.«
    »Selbstverständlich«, sagte sie, griff nach ihrem Block,
erhob sich und richtete das Kleid.
    »Er ist an unsere Aktionäre«, sagte Vebjørn. »Ein
Formbrief, bleiben Sie also ruhig sitzen. Also, an sämtliche Aktionäre. Ich
berufe eine außerordentliche Hauptversammlung ein.«
    »Wann?«
    »Am 17. August.«
    Frau Ekely schaute schräg zu ihm auf – fragend.
    »Ja, Sie haben richtig gehört, am 17. August.«
    Frau Ekely nahm den Bescheid entgegen, als hätte er sich
über das schöne Wetter geäußert. »Das ist nicht sehr lange hin«, sagte
sie – nicht zurechtweisend, nicht gespannt, nicht überrascht, bloß
konstatierend.
    »Richtig«, sagte Vebjørn. »Das ist die kürzeste
gesetzlich zugelassene Frist.«

17
    Ziemlich früh am Morgen meldete die Rezeption einen häufig
erscheinenden Gast im Makler- und Analysebüro Kapitalinvest – Brede Gran.
    Lise hatte längst begriffen, dass Erling Sachs den eitlen
Mann nicht mochte, der ungeduldig hinter zwei anderen Herren hertrippelte.
Deshalb ging sie mit dem Kopf ganz nah an die Gegensprechanlage und flüsterte
fast, als sie meldete, wer gekommen war.
    Auf der anderen Seite der Wand hob Erling den Kopf und
begegnete Terje Plesners Blick.
    »Langsam bin ich diesen Hosenscheißer leid.«
    Ungeduldig und nicht gerade freundlich gestimmt, drückte er
auf den Knopf der Sprechanlage und bellte:
    »Was will er?«
    »Brede Gran, Gunnar Lie und Rechtsanwalt Wilhelm-sen bitten
dringend um ein Gespräch«, meldete Lise kleinlaut zurück.
    Sachs und Plesner sahen sich an.

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