Schwarzes Gold Roman
Kleider anzuprobieren, ehe die Fahrt weiterging ins Zentrum. Noch mehr
Kleider: Hoff und Ferner Jacobsen. Huseby verspeiste Bamsemums und Erdnüsse,
während er wartete. Zurück über die E18. Ein Stopp in Sandvika.
Haushaltseinkäufe. Huseby verdrückte Gummibärchen und Teilchen. Weiter nach
Asker. Da ging es bereits auf fünf Uhr zu, und Erling war auf dem
Nachhauseweg. Huseby war enttäuscht, aber nicht mutlos. Detektiv spielen bot
zwar keine Bewegung, dafür aber Spannung. Am nächsten Morgen nahm er Kaffee
statt Tee. Er packte einige Bücher, Zeitungen und noch ein paar Gummibärchen
ein. Die waren zu schnell zur Neige gegangen – obendrauf lud er noch zwei
Riesentüten seiner Lieblingsschokolade M.
Erst am darauffolgenden Nachmittag ging sie ihm ins Netz.
Bette Line parkte bei der Tankstelle und schlenderte Richtung Westbahnhof, als
ein schwarzer Mercedes mit verdunkelten Scheiben am Bürgersteig bremste. Bette
Line stieg ein. Ole Gunnar Huseby hatte vier Gummibärchen im Mund und nahm die
Verfolgung auf. Er merkte sich die Autonummer und hielt sich hundert Meter
hinter dem Mercedes. Sie verließen die Stadtmitte, fuhren am Dronningpark
entlang. Ole Gunnar hielt Abstand. Der Parkvei war fast unbefahren. Frau Sachs
und ihre Begleitung bogen nach links in den Uranienborgveien ab und
schlängelten sich durch die Kurven. Sie näherten sich der Gyldenløvesgate,
als der schwarze Wagen kurz vor der Kreuzung mit der Løvenskioldsgate am
Bordstein anhielt. Zwei Personen stiegen aus. Bette Line Sachs mit einer Taille
wie eine Sanduhr, in anliegenden Radlerhosen, mit Kappe und Sonnenbrille. Das
reinste Spielzeug. Der Mann war ein anonymer Rücken in einem marineblauen
Mantel. Außer dem Rücken konnte Huseby nur sehen, dass der Mann graumeliertes
Haar hatte. Wie ein frisch verliebtes Paar verschwanden die beiden Hand in Hand
in einer Hofeinfahrt. Ole Gunnar Huseby kaute Bamsemums. Muschi in Aussicht. Er
schleckte schnell die Sahnefüllung von einem Teilchen, griff sich die Kamera
und überquerte eilig die Straße. Er konnte gerade noch sehen, wie sich die
Eingangstür hinter den beiden schloss. Er schlich zum Eingang und ging hinein.
Auf der Treppe hörte er Schritte und leise Stimmen. Eine Tür wurde
geschlossen. Aber welche? Langsam und so leise wie möglich bewegte er sich die
Treppe hinauf. Die Namensschilder an den Wohnungstüren verrieten so gut wie
gar nichts. Jetzt war es vollkommen still. Wie viel Zeit würde vergehen, ehe
die beiden im Bett waren? Zwei Minuten? Zehn? Eine halbe Stunde? Er ließ sich
auf dem Treppenabsatz nieder und kaute an den Nägeln. Es blieb still. Er
verfluchte sich, weil er die Erdnüsse und die Cola im Auto vergessen hatte. Er
ging hinaus. Zurück zum Wagen. Er schüttete ein wenig von der Limonade aus,
formte die Hand zu einem Trichter und ließ die Erdnüsse in die Flasche
kullern. Es schäumte. Er trank und zerbiss Erdnüsse, während er nachdachte.
Ein Stück die Straße hinunter war eine Telefonzelle. Nach salzig braucht man
süß. Er leckte die Krümel aus der Gummibärchentüte, legte dann eine
Handvoll M nach und stieg aus dem Auto, um zur Telefonzelle zu gehen. Er rief
beim Kraftfahrzeugamt in Økern an und beschwerte sich über einen
Falschparker. Er las die Autonummer vor. Es stellte sich heraus, dass der Wagen
einem Geldinstitut gehörte, Norsk Leasing, kein Halter. Die Frau am Telefon
meinte, er solle Kontakt mit der Leasingfirma aufnehmen – die könnten ihm
sicher den Namen des unglückseligen Fahrers sagen, der Gefahr lief,
abgeschleppt zu werden.
Das Telefonbuch in der Zelle fehlte. Ole Gunnar Huseby rief
zuerst die Auskunft an, um die Nummer zu erfragen. Er war vorbereitet. Hatte
eine ganze Rolle Einkronenstücke parat. Er schlug die Rolle auf, ließ die
Kronenstücke in die Tasche klimpern und rief bei Norsk Leasing an. Dort
stellte man sich an. Die Stimme am anderen Ende setzte ihn steif davon in
Kenntnis, dass man den Kunden eine gewisse Diskretion gewährte. Spitz wurde er
gebeten, sein Problem darzulegen, dann würde man Kontakt mit der betreffenden
Firma aufnehmen. Das sei die
Policy
des Hauses. Huseby legte auf. Er
schaute auf die Uhr. Die beiden waren seit knapp dreißig Minuten alleine. Er
dachte an die Bilder, die er zu Hause hatte. Er bekam eine Erektion, hatte
Schwierigkeiten, normal zu gehen, und quälte sich zurück zum Auto. Dort
versuchte er, einen Krimi von Jon Michelet zu lesen, während er
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