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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Erling drückte noch einmal
auf den Knopf: »Schicken Sie sie rein.«
    Brede Gran ging voran. Er wedelte mit einem Brief.
    »Außerordentliche Hauptversammlung bei Spenning? Diesen
Brief hätten wir ebenfalls erhalten müssen«, sagte Plesner. »Immerhin
sitzen wir auf genug Aktien von denen.«
    Erling lehnte sich zur Sprechanlage. »Lise, schauen Sie
bitte mal nach einem Brief von Spenning AS.«
    Kurz darauf erschien Lise mit dem Umschlag in der Hand.
    Sie nahmen im Konferenzraum Platz. Brede Gran schlug mit der
Faust auf den Tisch. »Warum tut er das? Warum zum Teufel tut er das?«
    Brede Gran führte sich auf, als wäre er hier zu Hause, was
Erling überhaupt nicht gefiel. Er nahm sich zusammen und fasste einen nach dem
anderen ins Auge. »Versteht das wirklich keiner der Herren?«, fragte er
milde.
    »Lindeman will kämpfen, das ist doch offensichtlich«,
sagte Gunnar Lie.
    »Aber was hat er denn davon?«, fragte Gran. »Warum einen
Konflikt forcieren? Ich will doch nichts weiter, als ein paar Aktien
kaufen.«
    »Lindeman will die Aktionäre dazu zwingen, sich zwischen
ihm und Ihnen zu entscheiden«, sagte Erling väterlich. »Das findet niemand
ungerecht. Es ist immer noch Vebjørn, der den Konzern aufgebaut hat.«
    Brede Gran antwortete nicht.
    »Sie und ihn verbindet eine lange Geschichte, nicht wahr?«,
sagte Plesner.
    Einen Moment starrte Brede Gran finster vor sich hin, dann
rief er aus:
    »Aber der alte Spenning ist tot. Lindeman und ich haben
gemeinsame Interessen!«
    Sachs und Plesner tauschten einen munteren Blick.
    »Haben Sie das?«, sagte Erling ausgesprochen ironisch,
während er Plesner angrinste. »Und das haben Sie sicher auch in ihrem
Angebotsbrief geschrieben, ja? Oder glauben Sie, es ist ohnehin jedem klar,
dass ein Mann, der aus dem Nichts auftaucht und plötzlich die Aktienmehrheit
in einer von Norwegens größten und erfolgreichsten Firmen haben will, nichts
anderes im Sinn hat, als alles so zu belassen, wie es ist?«
    Es wurde still im Raum.
    Schließlich war es Rechtsanwalt Wilhelmsen, der das
Schweigen brach. Er sagte: »Wir belästigen Sie lediglich mit dieser
Angelegenheit, weil wir nicht glauben können, dass Lindeman so agiert, ohne
noch ein Ass im Ärmel zu haben.«
    Alle sahen Erling an, gespannt auf seine Antwort.
    Erling entschied sich, laut aus Lindemans Brief vorzulesen:
»Der Vorstand erbittet von der Hauptversammlung die Vollmacht zur
Fondsemission im Verhältnis eins zu fünf, ebenso wie die Vollmacht, bei neuen
Fusionen bis zu weitere drei Millionen Aktien auszustellen.«
    Er schaute über seinen Brillenrand: »Lindeman bittet die
Aktionäre um mehr Geld, mehr Aktien, höheres Eigenkapital.«
    Er faltete den Brief zusammen und warf ihn auf den Tisch.
»Lindeman erhöht den Preis, Brede. Er rüstet seine Festung auf. Aber kann
man ihm das wirklich übelnehmen?«
    Gunnar Lie deutete auf das Blatt und blaffte aufgebracht:
»Der letzte Satz ist der Schlüssel. Vollmacht? Fusion? Wo kommt das denn her?
Hat irgendjemand hier von geplanten Fusionen mit Spenning gehört?«
    »Darum geht es also in unserem dringenden Gespräch?«,
fragte Erling kühl. »Sie sind hier, weil Sie von uns wissen wollen, was
Lindeman sich gedacht hat?«
    Das Schweigen der drei sprach für sich.
    »Wäre es da nicht angebrachter, zur Quelle zu gehen und ihn
direkt zu fragen – Vebjørn Lindeman?«
    »Sie wissen so gut wie ich, dass das nichts nutzt«, sagte
Gunnar Lie und schmeichelte weiter: »Wir gehen zum besten und bestinformierten
Maklerbüro auf dem Markt.« Diese Aussage war derart kriecherisch, dass Sachs
und Plesner sich unwillkürlich ansahen. Plesner verdrehte die Augen. Erling
schob seinen Stuhl zurück. Er erhob sich und verließ den Raum. Die anderen
blieben sitzen. Niemand sprach. Als Terje Plesner zur Kaffeemaschine ging, die
auf der Fensterbank stand und sich eine Tasse eingoss, rührten sie sich nicht
von ihren Plätzen.
    »Lust auf einen Kaffee?«
    Die drei schüttelten die Köpfe.
    »Haben Sie eine Cola?«, fragte Gran. Terje Plesner öffnete
die Tür einen Spalt und rief Huseby zu: »Ole Gunnar, besorgen Sie Cola!«
    Kurz darauf kam Erling zurück. »Ich musste nur einen Anruf
erledigen«, erklärte er. »Also, Leute, ich glaube, langsam kriege ich einen
Überblick über die Lage der Dinge.«
    Die Mienen der Gäste hellten sich auf.
    »Auf der Hauptversammlung Ende April hat Vebjørn einen
geschickten Schachzug gemacht«, sagte Erling und

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