Schwarzes Gold Roman
Ähnlichkeit mit dem Russen
auf dem Bild von Treholt.«
»Titov?«, sagte Plesner und schaute auf die Zeitung
hinunter. »Sie haben tatsächlich recht!«
Gran, Lie und Wilhelmsen wurden in denselben Konferenzraum
verwiesen.
»Sie sind früh dran heute«, sagte Erling zu Gran, als er
an der offenen Tür vorbeikam. »Ich kann mich nicht erinnern, dass wir einen
Termin vereinbart hätten. Aber wenn Sie sich noch bis neun Uhr gedulden, kann
ich mich vielleicht ein paar Minuten freimachen.«
Als Erling die anderen lang genug gequält hatte und eintrat,
kam Gran sofort zur Sache: »Ich habe keine Chance«, stöhnte er.
Gunnar Lie räusperte sich. »Warten Sie, Brede.« An Erling
gewandt, sagte er: »Das ist ein Wettlauf gegen die Zeit – die
Hauptversammlung bei Spenning. Wir arbeiten, dass der Schweiß nur so strömt,
aber 1,4 Milliarden sind verdammt viel Geld. Unsere Kraft reicht nicht für die
Steigung – um es vorsichtig zu formulieren.«
Gran stimmte ein: »Lindeman hat all meine Pläne
zunichtegemacht. Ich brauche Hilfe, Erling. Irgendwas muss doch zu machen
sein.«
»Sachs«, sagte Erling Sachs.
»Wie bitte?«
»Ich heiße Erling Sachs. Es gibt zwei Menschen, die mich
beim Vornamen nennen, und das sind erstens meine Frau und zweitens mein Kollege
Terje.«
»Ja, schon gut. Whatever. Sagen Sie mir einfach nur, was ich
tun soll.«
»Sie könnten das Naheliegende tun.«
»Und das wäre?«
Erling lächelte diabolisch. »Sie sind einmal als junger
Mann mit Selbstvertrauen und dem Glauben an die Zukunft und die Technik zu mir
gekommen «, sagte er. »Wo ist dieser Mann geblieben?«
»Worauf wollen Sie jetzt hinaus? Dieser Mann steht vor
Ihnen.«
»Aber Sie geben sich ja schon vor der Schlacht geschlagen.
Wissen Sie, was für ein Mann Vebjørn ist? Warum lassen Sie sich
abschrecken?«
»Abschrecken?«
»Sie lesen in der Zeitung, dass Vebjørn Lindeman
irgendwelche geschickten Schachzüge für Spenning AS gemacht hat und bla bla
bla – aber dass er ein dämlicher Säufer ist, wissen Sie nicht. Er ist nicht
Machiavelli, und Sie dürfen nicht vor dem Kampf das Handtuch werfen, Mann.
Hier geht es um nichts weiter als um eine vorgeschlagene Emission bei einer
außerordentlichen Hauptversammlung. Sie wissen doch wohl, dass die anderen
eine qualifizierte Mehrheit benötigen!«
»Hä?«
»Qualifizierte Mehrheit: zwei Drittel der Stimmen.«
»Natürlich weiß ich das.«
»Miau, miau«, sagte Erling mit Verachtung in der Stimme.
»Lassen Sie mich mal laut denken: Wenn Vebjørn die Zweidrittelmehrheit für
seinen Vorschlag nicht bekommt – was dann? Tja, dann steht Ihr Angebot noch
immer. Aber nicht nur das. Wenn Vebjørn den Kampf um die qualifizierte
Mehrheit verliert, kassiert er in aller Öffentlichkeit eine Niederlage. Wissen
Sie, was das bedeutet? Das bedeutet alles, weil wir nämlich an der Börse
operieren. Wenn ein Konzernchef einen Machtkampf verliert, nachdem er Himmel
und Hölle in Bewegung gesetzt hat, fallen die Kurse wie Bleigewichte. Und dann
werden die Aktionäre sich ans Telefon schwingen und Sie anrufen, um an Sie zu
verkaufen. Sie haben ein Angebot abgegeben. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Denn Sie sind nicht nur an 50,1 Prozent interessiert, nicht wahr? Meine
Hypothese lautet, dass Sie innerhalb von vierzehn Tagen die Kontrolle über
Spenning AS haben – wenn Sie verhindern, dass er 67 Prozent der Aktien auf
seine Seite ziehen kann. Solange Sie und ich im selben Team spielen, wird ihm
das nie gelingen. Aber auf so etwas sollten Sie verdammt noch mal selbst
kommen!«
»Klar, ich hatte auch schon daran gedacht. Ich bin ja nicht
vollkommen hirnamputiert.«
Brede Gran sah aus wie Popeye nach ein paar Dosen Spinat. Die
ganze Gestalt strotzte vor Energie. »Es geht darum, die absolute Mehrheit zu
verhindern!«, murmelte er andächtig. Sein Gesicht verwandelte sich in ein
großes, feuchtes Lächeln. Er boxte Gunnar Lie in die Seite. »Gunnar, schauen
Sie nicht so deprimiert, man könnte ja wirklich glauben, Sie machten sich
Sorgen.«
20
Per Ole Lindeman und Jim Klafstad hatten beschlossen, den
Handel mit Wertpapieren in einen eigenen Geschäftsbereich auszukoppeln und
gründeten deshalb ein neues Unternehmen. Lange überlegten sie, wie der Name
lauten sollte. Per Ole schlug »Direkt Finanz AS« vor. Aber Jim protestierte.
Der Name hatte keinen Klang. Er schien fantasielos, noch schlimmer als KLAPO.
Nein, er schlug etwas mit mehr Wind in
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