Schwarzes Gold Roman
hundertfünfzigtausend.«
»Aber sie muss doch renoviert werden.«
Der Mann warf einen Blick auf den Prospekt. »Sieht ziemlich
kahl aus, ich würde davon ausgehen, dass Sie mindestens dreihunderttausend
brauchen.«
»Ich hab das nachgerechnet«, log Anders, »der Kamin, die
Küche und das Bad kosten um die vierhunderttausend, dann brauche ich noch die
Ausstattung, ich meine Stühle, ein Bett, Herd, Kühlschrank, Fernsehen und all
diese Dinge.«
Der Mann hielt den Kugelschreiber bereit, als säße er beim
Diktat. »Und was würden diese Sachen kosten? Hunderttausend?
Hundertfünfzigtausend?«
»Zweihundert«, sagte Anders frech.
Drei Tage später hatte die Bank ihm
siebenhundertfünfzigtausend Norwegische Kronen auf sein Konto überwiesen.
Anders unterschrieb den Kaufvertrag und übertrug die Renovierung einem Freund
von Freddy Bogen – Bård. Dieser Bård übernahm den Auftrag für
hunderttausend-BADK.
»BADK?«
»Bar auf die Kralle. Und du kriegst ein gefliestes Bad mit
Fußbodenheizung, geflieste Küche mit Fußbodenheizung, einen neuen Kamin,
Wohnzimmerboden aus Kirschbaumholz und weiße Tapete an den Wänden.«
»In Ordnung.«
Sein Mobiliar stellte Anders bunt zusammen: Zu Hause fand er
Küchenzubehör, Töpfe und Ähnliches. Von seiner Großmutter in Bakketeig
bekam er ein Esszimmer in Eiche aus den dreißiger Jahren. Herd, Waschmaschine
und Kühlschrank kaufte er bei Elevator, dem Gebrauchthandel der Heilsarmee. In
einem Möbelgeschäft in der Møllergata kaufte er ein neues Bett. Ein
Wasserbett. »Das will heute jeder haben«, sagte der Verkäufer sachlich.
»Manche brauchen eine Weile, bis sie sich an die Unterlage gewöhnt haben. Die
einzige Herausforderung an der Sache kann … äh … äh … die erotische
Seite sein, aber meine Frau schätzt das sehr. Die Wellen im Bett führen zu
einer Art Rückstoß, für … nun … jeden Stoß. Da stehen die Frauen drauf,
wissen Sie, sie stehen drauf.«
Auf diese Weise sparte er vierhunderttausend Kronen des
Kredits. Dieses Geld hätte er der Bank selbstverständlich zurückzahlen und
sich dann, wie eine fleißige Ameise, sein Auskommen sichern müssen. Aber
Anders wollte Schriftsteller werden, und Schriftsteller sind schließlich
Bohemiens. Und das Dasein eines Bohemiens war außerordentlich kostspielig. Er
begann, seine Mahlzeiten im Theatercafé einzunehmen. Nicht so sehr wegen des
Essens, aber man konnte sich dort standesgemäß betrinken, und man traf immer
Gleichgesinnte – entweder Maler, Schreiberlinge, Bildhauer, Schauspieler,
farblose Träumer oder einfach Lebenskünstler. Zu Hause in seiner Bude nahm er
am liebsten Wein zu sich, guten Wein, aus dem königlich norwegischen
Alkoholhandel Vinmonopolet – und der kostete Geld. Zunächst aber investierte
er ein Viertel des Geldes in die Anschaffung eines Heimcomputers. Ein
textverarbeitendes Wunderwerk mit sogenanntem doppeltem Floppydisklaufwerk für
die sympathische Summe von hunderttausend Kronen.
Das Potenzial des Wasserbetts als Arena für erotische
Ausschweifungen erforschte er mit Irene – sie war ein leichtfüßiges
Mädchen aus dem Westen des Landes und besuchte die Theaterschule. Sie lachte
sich halb tot, als sie einander in den gluckernden Tälern des Bettes suchten.
»Ach du je!«, rief sie, »ich werde seekrank!« Anders spielte und kabbelte
sich jedoch gerne mit den Mädchen im Bett, daher wurde das Wasserbett für
alle Übungen, die nichts mit Schlafen zu tun hatten, verbannt. Stattdessen
rollten die beiden über den Boden, sie trieben es auf dem Sofa, auf dem
Esstisch, in der Badewanne und an allen Orten, die ihnen einfielen.
»Wo hat es dir am besten gefallen?«, fragte Irene
später.
»Auf der Spüle.«
19
Ein neuer Tag in der Festung Sachs. Terje Plesner und Erling
trafen sich auf der Treppe. Erling auf dem Weg nach unten, um sich eine Tasse
Kaffee zu holen, Plesner unterwegs nach oben. »Rat mal, wer zum Essen
kommt?«, grinste Terje Plesner.
»Schon wieder?«
»Die sitzen wirklich da unten und warten auf uns«, keuchte
Plesner. »Der Scheiß-Jeep stand schon dort, als ich kam.«
Erling reckte den Hals und schaute aus dem Fenster. Und
richtig, es war Brede Grans Geländewagen.
Die gesamte Kompanie kam eine Weile später herein.
»Sie sehen aus wie eine Sowjet-Delegation«, sagte Lise, die
diesmal nicht die Sprechanlage benutzte, sondern lieber vom Vorzimmer aus den
Kopf reinstreckte. Sie flüsterte: »Gunnar Lie hat
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