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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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den Segeln vor. Difa Securities würden
sie heißen. Per Ole nickte und ließ den Namen wirken. Ja, doch, Difa war eine
angemessene Abkürzung von Direktfinanz – und der Nachname: Securities klang
international. Obendrein signalisierte er die Stärke und Sicherheit, mit der
sie sich präsentierten.
    Ihr Aktienkapital setzten sie mit dem gesetzlichen
Mindestwert von fünfzigtausend an. Der Aufsichtsrat bestand aus Jim und Per
Ole. Als Erstes legten sie das Gehalt der Angestellten fest: des leitenden
Direktors Per Ole Lindeman und des Vorstandsvorsitzenden Jim Klafstad. Sie
entschieden sich für »Gehalt nach Bedarf«, was in der Praxis bedeutete, dass
sie sich bedienen konnten, wann und wie sie es brauchten.
    In dieser Zeit war Freddy Bogen ständig an Per Oles Telefon,
um sich einen »Juicy Tip« abzuholen. Er erzählte, dass er abends die
Wirtschaftshochschule besuchte. Er bekam gute Noten. Er war Klassenbester –
Freddy konnte es selbst kaum glauben –, er, den schon die Lehrer in der
Grundschule als Dummkopf bezeichnet hatten, konnte jetzt die Statistikformeln
auswendig aufsagen. Freddy erzählte, dass er Alternativkosten und Annuitäten
im Schlaf berechnete. »Das ist so leicht wie Schafe füttern. Bei den
Bankzinsen muss Aktiensparen ja ohnehin ein Goldgeschäft sein!«
    Freddy Bogen hatte nie gedacht, dass Schule Spaß machen
könnte. Er sagte: »Eigentlich glaube ich, dass Jungs erst mit zwanzig zur
Schule gehen sollten, dann kapieren sie, dass es klug ist und auch ein bisschen
Spaß macht, Dinge zu lernen. Außerdem kommen sie dann auch mit den Mädchen
zurecht.«
    Freddy Bogen hatte ebenfalls begonnen, mit Aktien zu
spekulieren. Er wollte bei den Großen mitspielen.
    Jim und Per Ole sprachen am selben Tag beim Mittagessen über
die Sache. Es war Per Oles Idee. Difa Securities war inzwischen registriert und
angemeldet. KLAPO war immer noch wertvoll. Warum sollte man nicht lieber ein
paar Kronen verdienen, anstatt sie zu parken?
    »Glaubst du, er hat Geld?«, fragte Jim.
    »Seine Eltern haben sich ihre Schuhe selbst geschustert und
die Kleider selbst genäht und dabei sämtliche staatliche Unterstützung
bekommen, die Bauern in den siebziger Jahren kriegen konnten. Freddy muss ein
Vermögen geerbt haben.«
    Jim sah zweifelnd aus.
    »Glaub mir, Freddy hat Kohle.«
    »Frag ihn, wie viel Geld er eigentlich hat«, sagte Jim.
    Im Laufe des Nachmittags rief Per Ole bei Freddy an. Sie
verabredeten sich für den nächsten Vormittag. Um elf Uhr war der Vertrag
perfekt. Freddy kaufte die gesamte Firma KLAPO Invest AS.
    Anschließend fand eine Aufsichtsratsitzung der Difa
Securities statt. Die beiden waren sehr mit sich zufrieden. Sie hatten nicht
nur ein gut funktionierendes Unternehmen etabliert, sie hatten sogar Geld damit
verdient, dass sie die alte Firma abwickelten. Sie nuckelten an ihren Co-las,
und Per Ole fragte, ob noch andere Punkte auf der Tagesordnung stünden.
    »Die Parksituation«, sagte Jim. »Ich finde, wir sollten
ein Stückchen weiter weg parken, wenn wir diese Treffen abhalten. Die Leute
glauben, dass hier die Mafia zugange ist, wenn sie unsere Autos sehen.«
    »Was hältst du von der Regelung ›Gehalt nach
Bedarf‹?«
    »Das sollte klappen. Wir entnehmen das, was wir brauchen, um
die Autos, Wohnungen und solche Sachen zu bezahlen. Und dann nehmen wir uns
einen gewissen Prozentsatz zum Verbrauch und zum Sparen vor.«
    Per Ole nickte. »Gar nicht dumm«, sagte er. »Wie groß ist
dein Bedarf?«
    Die Gründung von Difa Securities war für Per Ole, wie von
einem Raum in den nächsten zu gehen. Ein Kapitel war beendet, ein neues wurde
begonnen. Es war Zeit für eine Pause. Per Ole spürte, dass er sich ein
bisschen mehr um sein Privatleben kümmern sollte. Nach jener speziellen Nacht
hatte er noch zwei Mal mit Renate zu Abend gegessen. Beides waren leicht
gezwungene und eher schweigende Unternehmungen gewesen. Aber, dachte Per Ole,
als er die Situation analysierte und Für und Wider gegeneinander abwog, ihre
Treffen waren durchaus nett gewesen – grundsätzlich betrachtet. Absolut,
wiederholte er für sich. Aber Per Ole wollte mehr. Diese eine Nacht ging ihm
nicht aus dem Kopf. Er konnte aus dem Stand in eine Art Traumzustand fallen.
Dann war er wieder dort, in diesem ewigen Moment, in dem Renate ihn mit einer
Zärtlichkeit überschüttet hatte, von der er nie angenommen hatte, dass
jemand sie aufbringen konnte. Wenn ihn jemand in diesem Zustand

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