Schwarzes Gold Roman
war. Sie wollte
nicht zurück in den Männerüberfluss. Sie wollte Bette Line Sachs sein, die
Hausfrau und Mutter mit Pferdeschwanz, Tochter, Hund, Villa und Volvo. Sie
wollte die tolle Frau sein, die sich jeden Sonntag auf die Skier stellte, mit
Mia vorweg in der Loipe, die Mutter, die freiwillig am Flohmarkt des
Frauenverbandes für Krankenpflege teilnahm, die ihre Nachbarinnen zu
Homepartys einlud und die in milder Umsichtigkeit mit jedem sprach, sogar mit
der grauen Maus in Hausnummer 12, die niemand sonst bemerkte. Als sie das
Kribbeln spürte, das Aslans Fingerspitzen ihr über die Haut jagte, war sie
trotzdem hundertprozentig sicher, dass sie ihrem jetzigen Leben nicht den
Rücken kehren wollte – auch wenn es mit einem schweren Mangel behaftet war,
der ihr erst in dem Moment bewusst geworden war, als sie sich wegen ihres
schmerzenden Rückens in Behandlung begab.
Bette Line Sachs wäre nicht auf die Idee gekommen, sich
einen Liebhaber zu nehmen, am wenigsten Aslan, der Immigrant war und zu der
Schicht gehörte, die die Komiker im Radio als »Paki« mit schlechtem Atem
bezeichneten, der seltsamen Gewürze im Essen wegen. Aslan war arm, er war
Hindu oder vielleicht Moslem, er wohnte im Ostteil der Stadt, er sprach nur
gebrochen Norwegisch – er hätte auch von einem anderen Planeten stammen
können. Bette Line wusste, dass sie das Gefühl, das seine Berührungen
hervorriefen, unterdrücken musste und sich keinen Fantasien hingeben durfte.
Und dennoch – mit geschlossenen Augen unter einem Handtuch auf Aslans Liege
zu ruhen, zu spüren, wie außergewöhnlich vorsichtige Finger neue Energie und
Wohlbefinden in die Haut massierten, während die kalte Wintersonne durch das
Rollo fiel und Tigerstreifen auf den Boden, die Liege und ihren Arm malte –
all das war wie eine Szene aus einem prickelnden Film. Sie malte sich aus, dass
sie eine römische Patrizierin war, die von einem muskulösen Sklaven eingeölt
wurde.
Doch Aslan war alles andere als ein Sklave. Mit seinen
braunen, gutmütigen Augen und diesem schüchternen Lächeln, das teils von
einem charmanten, wenn auch wenig kleidsamen Schnurrbart verdeckt wurde, schien
er der ungefährlichste und höflichste Mann der Welt zu sein. »Sie hebe Fuß,
bitte«, flüsterte er mit seiner weichen, leichten Stimme. Bette Line hob den
Fuß und spürte, wie Aslans Hand sich vom Knie an der Innenseite des Schenkels
aufwärts bewegte, begleitet im Flüsterton von »Muss … finde … die
Muskel, wo ist nicht weich … Muskel wo klemmt Nerv.«
Als er ihre Leiste umfasste, breitete sich vom Kreuz ein
Schauder über den ganzen Körper aus. Das Kribbeln war so stark, dass ihr ein
leichtes Zittern vom Steißbein entlang der Wirbelsäule bis hoch in den Nacken
und die Schultern flog. Sie spürte, wie seine Finger sich zwischen die
Muskelfasern drückten, die richtige Stelle an der Innenseite des Schenkels
fanden und behandelten. Sie öffnete die Augen und betrachtete seine weiße
Hose. Sie schaute auf das gelbe Metall des Reißverschlusses. Sie maß die
Beule in der Hose ab und dachte plötzlich, dass Aslan vermutlich beschnitten
war. Der Gedanke explodierte in ihrem Kopf, wurde zu einem lebendigen Gemälde,
das ihr Bewusstsein völlig mit Beschlag belegte. Sie überlegte, dass sein
Glied einem Lutscher gleichen würde, sie sah es vor sich, in einem Bogen
aufragend über einem straffen Sack, ein starker, harter Muskel mit
schwellenden Sehnen und einem komplizierten Muster aus Adern, das überging in
von der Beschneidung vernarbtes Gewebe. Sie sah sich den harten, warmen Speer
mit beiden Händen umfassen, die rotblaue Eichel mit der Zunge befeuchten und
fragte sich, wonach es schmecken würde. In diesen Sekunden gab es keinen Raum
für andere Vorstellungen als diese und die Tatsache, dass sie noch nie mit
einem beschnittenen Mann geschlafen hatte. Der Gedanke an einen harten, dunklen
Penis ohne Vorhaut, der sich in ihren Körper bohrte, war eine Fantasie, die
sie traf wie ein Peitschenhieb. In der nächsten Sekunde befand sie sich wieder
in der Praxis, starr vor Schreck. Bis der gedämpfte Klang eines Radios aus der
Halle mit den Trainingsmaschinen durch die Wand drang. Es war unglaublich
hellhörig hier drinnen. Einen Augenblick sah sie sich auf dem Rücken auf der
Liege ausstrecken, die Füße auf Aslans Schultern, während sie mit festem
Griff sein pulsierendes Glied einführte, und draußen hielten alle Patienten
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