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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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ihre Ergometer und Trainingsmaschinen an, um zu lauschen.
    Er muss das doch merken, dachte sie, die Elektrizität in
meiner Haut, die Wärme, dass ich mich nicht entspannen kann. Er merkt es. Ich
weiß, dass er es merkt.
    Aslan umfasste ihr Fußgelenk, hob es einige Zentimeter an
und dehnte den Fuß vorsichtig, ehe er ihn wieder ablegte. Mit gespreizten
Beinen lag sie unter dem Handtuch und schluckte. Im selben Augenblick fühlte
sie Aslans Hand an der Innenseite ihres Schenkels hinaufstreichen, so weit,
dass sie spürte, wie die Wärme in ihrem Schritt auf seine Hand abstrahlte –
in der Hoffnung auf Berührung. Er weiß, wie es mir geht, dachte sie. Er weiß
es.
    In dieser Sekunde sahen sie einander an, eine Sekunde von
Übereinkunft und Verständnis, die Sekunde, ehe sie die Hand hob und den
gelben Reißverschluss seiner Hose öffnete.

10
    Vebjørn öffnete die Augen und spürte, dass der Rausch
betäubend seinen Körper umfing wie eine schwere Decke. Es sauste in seinen
Ohren. Die Augen brannten. Er war schwerelos – solange der Rausch anhielt.
    Langsam kam die Erinnerung wieder. Er war in einem Hotel. In
Trondheim. Dieses Bett, in dem er von Trunkenheit betäubt lag, dieses Bett
befand sich in einem Hotelzimmer. Er war auf einer Belohnungsreise –
eingeladen von Terje Plesner und Erling Sachs. Er starrte in die Dunkelheit und
versuchte in diesem verknoteten Wollknäuel, das sein Bewusstsein momentan war,
den Faden wiederzufinden, sich an etwas zu klammern, das einem klaren Gedanken
gleichkam. Es dauerte. Aber irgendwann erinnerte er sich schließlich an
Dagfinn Bløggers Blick im Flugzeug. Dann fiel ihm die Taxifahrt ins Hotel ein.
Danach war Schluss. Er musste eingecheckt haben, doch das war ihm entfallen.
Sicher hatte er etwas gegessen, doch auch daran erinnerte er sich nicht. Er
musste etwas getrunken haben. Klar. Er hatte getrunken. Der Geschmack im Mund
glich rostigen Eisenbahnschienen. Er warf einen Blick zum Lichtstreifen, der
durch den Gardinenspalt fiel, und dachte, dass er gerne noch einen Schnaps
hätte. Die Leber pochte noch nicht. Sein Körper war noch immer vom Alkohol
außer Gefecht gesetzt. Doch die Schmerzen lagen auf der Lauer, bald würden
sie wie hohe Wellen über ihm zusammenschlagen. Danach die Übelkeit, die
Nerven. Die Angst nach dem Rausch war eine Lokomotive unter Volldampf. Ein
Vorgeschmack auf die Flammen der Hölle. Um der Explosion und den
Schreckensbildern Einhalt zu gebieten, musste er den Pegel halten. Doch als er
nach den Flaschen tastete, wurde ihm schlagartig bewusst, dass er nicht allein
war.
    Im hellen Lichtstreifen der Gardine hob sich ein Profil ab.
Das Haar über das Kissen gebreitet. Die Nase, die Stirn, die halb geöffneten
Lippen. Vebjørn brach am ganzen Körper der Schweiß aus. Er lag neben einer
Frau!
    Wer war sie? Was machte sie hier? Und wo war der Schnaps? Er
streckte die rechte Hand unter der Decke hervor und tastete über den Boden. Es
gluckerte, klirrte. Er hob die Flasche auf, schraubte den Deckel an, setzte an
und schmeckte Whisky. Etwas lief daneben, und er musste sich aufsetzen. Die
Frau lag regungslos neben ihm.
    »Hallo«, flüsterte er.
    Keine Antwort.
    Er rüttelte an der Decke. »Hallo, du.«
    Sie bewegte sich nicht.
    Wer war sie? Wie war sie in seinem Bett gelandet?
    Er machte Licht. Sein Blick fiel auf zwei rote Schuhe, die
auf dem Teppich lagen. Hohe Absätze, ein durchsichtiger BH.
    Was zur Hölle war hier passiert?
    »Hallo, du!«
    Unvermittelt rümpfte er die Nase. Es stank. Urin. Er stellte
die Flasche auf dem Nachttisch ab und wandte sich zu ihr um.
    Der Blick, starr, ihr Mund, halb offen. Dieses bleiche
Gesicht. Vebjørns Gehirn funktionierte kaum. Trotzdem begriff er: Die Frau war
tot. Sie atmete nicht. Sie war eine Leiche. Sie war ein toter Mensch. Und sie
lag in seinem Bett. Er lag neben einer Leiche.
    Erling Sachs wurde durch das Klingeln des Telefons aus dem Tiefschlaf gerissen.
Als er kurz darauf den Hörer auflegte, hatte er nur einen Gedanken: Vebjørn
Lindeman war ein Idiot, der größte Idiot der Welt.
    Er kletterte aus dem Bett. Taumelte, fiel beinahe, schluckte
die Übelkeit des nächtlichen Rauschs und zwängte sich in seine Kleider. Er
fuhr sich mit einer zitternden Hand durchs Haar. Schaute sich im Spiegel an.
Nahm einen Kamm aus seiner Toilettentasche und richtete seine Frisur. Schnell
verließ er das Zimmer, schwankte über den Flur zum Aufzug. Er warf einen
Blick auf

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