Schwarzes Gold und rote Locken
hatte sich die verstaubte Ausgabe von „Psychologische Menschenführung" aus dem Regal geholt und diverse Kapitel überflogen. Wenn sie mit einem Mann wie Cade Landon fertig werden wollte, musste sie sein Spiel spielen.
Und er hielt alle Trümpfe in der Hand.
Seufzend klappte sie das Buch zu. „Ich habe es gewusst", flüsterte sie vor sich hin,
„und trotzdem habe ich mich in einen Streit mit ihm verwickeln lassen."
Verdammt! Es gelang ihm immer wieder, sie bis zur Weißglut zu reizen, so dass sie alles vergaß, was sie je gelernt hatte. Auf diese Weise würde sie nie gewinnen.
Es gab nur eine Lösung für ihr Problem: Sie musste auf der Hut sein und durfte ihm keine Gelegenheit bieten, sie zu verwirren und herumzukommandieren. Der Trick bestand darin, ihm stets einen Schritt voraus zu sein und ihm ihren eigenen Willen aufzuzwingen, ehe er dasselbe mit ihr versuchen konnte.
Die Gegensprechanlage summte. „A. H.?" Emilys Stimme klang nervös. „Mr.
Landon ist auf Leitung eins."
Angelica wappnete sich innerlich auf eine weitere Auseinandersetzung. „Stell ihn bitte durch."
Emily räusperte sich. „Er ... äh ... Er will gar nicht mit dir reden." „So?" Angelica richtete sich kerzengerade auf. „Was möchte er dann?"
„Er will, dass ich ihm einige Unterlagen in sein Hotel faxe." „Unterlagen?"
„Ja. Lieferscheine, Verträge, Rechnungen und so weiter."
Angelica presste die Lippen zusammen. „Sag Mr. Landon, er kann sich seine Wünsche ...", ihr Blick fiel auf das Psychologiebuch vor ihr auf dem Tisch, ,,... in die Tasche stecken", schloss sie lahm.
„Hmm. "
„Und Emily ... Ich bin froh, dass du geistesgegenwärtig genug warst, mich zu informieren, bevor du seine Bitte befolgt hast."
„Nun ja ... Das hätte ich natürlich in jedem Fall gemacht, aber genau genommen hat Mr. Landon mir dazu geraten." Die Sekretärin kicherte verlegen. „Er meinte, obwohl er die vollständige Verfügungsgewalt habe, solle ich mit dir sprechen, bevor ich seine Anweisungen ausführe. Eine Geste der Höflichkeit, verstehst du?"
Angelica atmete tief durch. „Fax ihm, was er will", erwiderte sie. „Aber notiere dir bitte, um welche Unterlagen es sich handelt, damit ich genau weiß ..."
„Selbstverständlich. Das hat er mir auch empfohlen."
„Danke." Wutentbrannt beendete Angelica das Gespräch.
Als sie sich nach ein paar Minuten wieder beruhigt hatte, öffnete sie die Tür zum Vorzimmer. „Tut mir leid, Emily, dass mein Temperament mit mir durchgegangen ist", sagte sie.
Emily zuckte die Schultern. „Du stehst unter einem gewaltigen Stress, A. H.. Ich verstehe das."
„Danke. Dieser Cade Landon ...
Das Telefon klingelte. Emily hob ab, lauschte kurz und bedeckte dann die Sprechmuschel mit der Hand. „Die Bank", flüsterte sie und reichte Angelica den Hörer.
„Mr. Carruthers", begann Angelica unbehaglich, „wie nett, dass Sie sich melden.
Falls es sich um die Überweisung handelt..."
Es stellte sich jedoch heraus, dass der Anruf nichts mit der überfälligen Zahlung zu tun hatte. Der Filialleiter berichtete Angelica, dass ein gewisser Mr. Cade Landon vor ihm sitze. „Er scheint bevollmächtigt zu sein, Ihre Kontoauszüge zu überprüfen, Miss Gordon. Ich dachte, Sie würden gern.. . äh ... darüber informiert werden."
Angelica schloss kurz die Augen. „Verstehe", flüsterte sie, „Vielen Dank, Mr.
Carruthers."
Bis zum späten Nachmittag läutete das Telefon unablässig. Emily war mittlerweile völlig heiser, und Angelicas Kopf schmerzte unerträglich. Noch nie zuvor war das kleine Büro mit so vielen Anrufen bombardiert worden.
Offenbar machte Cade seine Runde durch die Stadt. Er traf sich mit Angelicas Subunternehmern, dem von ihr beauftragten Kurierdienst so wie mit den diversen Firmen, die sie mit Bohrausrüstungen, Büromaterial und anderen Waren belieferten.
Angelica blickte verzweifelt auf den Einband von „Psychologische Menschenführung", der unter der endlosen Liste der Unterlagen begraben war, die Emily an Cade gefaxt hatte. Bleib ruhig, ermahnte sie sich im stillen. Du musst nur den richtigen Moment abpassen, um ihm deine Kalkulationen und Computerausdrucke zu zeigen. Zweifellos wird er dann begreifen, dass es seine Zeit braucht, bis der Laden wieder läuft.
Um fünf erklärte Emily, dass entweder die schlimmste Grippe seit Jahren sie erwischt habe oder sie ihre Stimme vollständig verlieren würde. Sie wollte nach Hause fahren, sich eine Tasse Tee kochen und ins Bett
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