Schwarzes Gold und rote Locken
ziemlich gut ohne meine Hilfe zurechtgekommen.
Warum..."
„Sechs Uhr. Und zieh dir bitte etwas Passendes an. Diese Kartoffelsäcke mögen auf Miss Palmers Mädchenschule angemessen sein, aber für einen Tag in der texanischen Prärie sind sie denkbar ungeeignet."
Angelica errötete. „Nenn mir einen vernünftigen Grund, weshalb ich dich begleiten sollte."
Cade lachte leise. „Weil ich es so will. Und weil mein Wort hier Gesetz ist. Reicht dir diese Begründung, Angelica?" Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
Sekundenlang stand Angelica wie angewurzelt da. Dann murmelte sie ein Wort, das sie noch nie benutzt hatte, und schmetterte die „Psychologische Menschenführung" in den Papierkorb.
Odessa lag vierhundert Meilen von Dallas entfernt. Wie sollten Cade Landon und sie diese lange Fahrt überstehen, ohne einander umzubringen?
Viertel vor sechs trat Angelica auf die Veranda hinaus und spähte die menschenleere Straße entlang. Seufzend setzte sie sich in einen alten Schaukelstuhl und übte sich in Geduld.
Sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie fertig sein sollte, wenn Cade eintraf, oder ob sie ihn lieber warten lassen sollte. Am Ende hatte ihre Vernunft gesiegt. Das Warten hätte Cade nur verärgert, und der Tag würde auch ohne diesen Start unangenehm genug werden.
Kurz vor sechs bog ein glänzender schwarzer Pick-up in die Auffahrt ein. Cade sprang heraus und eilte die Stufen zur Veranda hinauf. „Sehr schön, du bist pünktlich.
Das spricht für dich."
Verwundert musterte sie ihn. Die maßgeschneiderten Anzüge, die weißen Hemden und seidenen Krawatten waren verschwunden. Statt dessen trug er eine hautenge Jeans und ein verblichenes Holzfällerhemd, dessen Ärmel bis über die Ellbogen hochgerollt waren. Die Hosenbeine hatte er in zerschrammte Lederstiefel gestopft. Eine tief in die Stirn gezogene Baseballkappe vervollständigte seinen Aufzug.
Das ist keinesfalls die richtige Kleidung, um ein Ölfeld zu besuchen, dachte Angelica amüsiert. Cade glich nicht im entferntesten einem seriösen Geschäftsmann, sondern eher einem der Burschen, die auf den Bohrtürmen arbeiteten. Er sah aus wie ... wie ...
Plötzlich war ihr Mund wie ausgedörrt. Er war attraktiver als jeder andere Mann, der ihr je begegnet war.
„Was, zum Teufel, hast du da an, Angelica?" Cade betrachtete sie missbilligend.
Erstaunt blickte sie an ihrem Leinenkleid herab. „Wie meinst du das?"
„Ich habe dir doch gesagt, dass wir nach Odessa fahren. Warum hast du dich angezogen, als wolltest du ins Büro?"
„Ich bin völlig passend gekleidet."
Er lächelte mitleidig. „Wer hat dir das eingeredet? Stammt diese Weisheit aus dem Buch ,Mit der richtigen Garderobe zum Erfolg`?"
„Mach dich ruhig lustig über mich, Cade. Wenn du auch nur die leiseste Ahnung hättest, wie man Menschen führt ..."
„Ich enttäusche dich nur ungern, Süße, aber ich tue nichts anderes."
„0 ja", erwiderte sie verächtlich. „Und ich wette, sie springen für dich durch brennende Reifen. Schließlich bist du der große Cade Landon von Landon Enterprises."
„Geht das schon wieder los?" Cade richtete den Blick gen Himmel. „Ein Vortrag darüber, wie man sich den Weg an die Spitze erkämpft?"
„Kein Vortrag", entgegnete sie, „sondern lediglich ein gutgemeinter Rat. Tu nie so, als wärst du einer der Arbeiter. Das klappt nicht. Die Männer werden dir keinen Respekt entgegenbringen."
„Eine brillante Theorie. Und nun zieh dir endlich Jeans an."
„Du hast vielleicht das Recht, mir im Büro Befehle zu erteilen, aber privat treffe ich meine eigenen Entscheidungen. Was ich anziehe, geht dich überhaupt nichts an. Ist das klar?"
Ratlos schüttelte er den Kopf. Diese Frau war wirklich unglaublich. Bei der Analyse ihrer Geschäftsunterlagen war er zu dem Schluss gelangt, dass man ihr vermutlich nicht einmal ein eigenes Scheckbuch anvertrauen konnte. Außerdem hatte sie das Temperament einer Wüstenviper - und jetzt stellte sich zudem heraus, dass sie auch deren Verstand besaß. Sie würden ein halbes Dutzend Ölquellen in der Wildnis besich-tigen, und A. H. kleidete sich, als wolle sie an dieser verdammten Mädchenschule Unterricht erteilen.
Cade atmete tief durch. Es hatte keinen Sinn, sich aufzuregen, bevor er nicht einen hundertprozentig sicheren Weg gefunden hatte, sie loszuwerden. Bis dahin musste er sich mit ihr arrangieren.
Allerdings war er nicht bereit, sie in dieser Aufmachung in einer Gegend herumlaufen zu lassen, wo es Schlangen,
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