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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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reinem, gelbem Luxin.
    Trotz seiner Erfahrung am gestrigen Tag und dem neuen Wissen, dass Gelb eines der stärksten bekannten Materialien war, prüfte Kip zaghaft mit einem Fuß die Tragfähigkeit des Balkons. Er war natürlich stabil. Wegen der Art, wie alle Türme auskragten, würde Kip, wenn er von diesem Balkon fiel, auf den Felsen in der Brandung hundert Meter unter ihm zerschmettert werden. Noch schlimmer war es in den Stockwerken über ihnen, die noch weiter vorragten. Er schluckte und versuchte, seine Aufmerksamkeit auf die aufgehende Sonne zu lenken.
    »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, Kip«, sagte Mistress Helel. Da war etwas in ihrer Stimme. Eine gewisse Anspannung.
    Kip drehte sich um, als sie zu ihm auf den Balkon hinaustrat. Zuerst dachte er, sie stolpere, weil sie so plötzlich einen Satz nach vorn machte. Er bewegte sich auf sie zu, um sie aufzufangen. Wenn es einen Vorteil hatte, fett zu sein, dann war es der, dass man große Gewichte aufhalten konnte.
    Aber Mistress Helel streckte beide Hände wie Rammböcke vor. Kips Schritt nach vorn brachte ihn zwischen ihre Arme. Ihre Daumen kratzten über seine Brust und daran vorbei. Sie fluchte, als sie in einer unbeholfenen Umarmung zusammenstießen. »Ich habe Euch«, sagte Kip. »Keine Sorge, Ihr werdet nicht …«
    Die massige Frau erhob sich zu ihrer vollen Größe und fand das Gleichgewicht wieder. Sie war viel größer als Kip, und die Bewegung quetschte sein Gesicht zwischen große, flache Brüste. Irgendwie verfing sich sein Kinn in dem tiefen Ausschnitt ihres Kleides, als sie aufstand, und für einen kurzen Moment – auch wenn er nicht annähernd kurz genug war – war Kips Gesicht zur Gänze verschlungen in einem schlabberigen Dekolleté.
    »Gah!«, stieß Kip hervor.
    Mistress Helel beugte sich bereits vor und befreite glücklicherweise ihren Ausschnitt von Kips Kinn, aber dann beugte sie sich noch weiter vor, und ihr Körper presste sich an seinen. Nach einer Erfahrung, die er zweifellos in seinen Träumen – und zwar nicht in Träumen von der guten Art – noch einmal durchleben würde, glitt er aus dem Weg.
    Die Frau griff mit ihren großen, fleischigen Händen nach Kips Beinen. Durch seine Bewegung rutschte ihre linke Hand jedoch von seinem rechten Bein ab. Dann erhob sie sich.
    »Was tut Ihr …« Kip brach ab, sobald er ihre Augen sah.
    Tödliche Konzentration, ein absoluter Mangel an Gefühl. Er machte sich viel zu langsam einen Reim auf das Ganze.
    Die Intensität, der Mangel an Farbe in ihren Augen, das Stolpern, das kein Stolpern gewesen war. Es war ein Sprung gewesen. Der Mangel an Verlegenheit, als Kip an ihre Brüste gepresst wurde – weil man sich nicht von der Berührung von ein klein wenig Fleisch ablenken ließ. Nicht wenn man gekommen war, um zu töten.
    Kips Hände klatschten gegen die Brüstung des Balkons hinter ihm. Mit nur einem Bein in Händen zog Mistress Helel ihn heftig nach oben. Sie war so stark, dass Kips Gewicht kein Problem für sie darstellte.
    Wenn er ein mutiger Mann gewesen wäre, hätte Kip gegen sie gekämpft. Wenn er biegsam gewesen wäre, hätte er zugelassen, dass sie ein Bein hochhob, während er auf dem anderen stand, und sie zu blutigem Brei geschlagen. Stattdessen wählte Kip die Methode des Dickerchens. Er erschlaffte, bis all sein Gewicht totes Gewicht war, und suchte den Boden, wie er es getan hatte, wenn Ram versuchte zu prahlen, indem er ihn hochhob und zu Boden warf. Wenn Kip zusammenbrach, konnte Ram ihn niemals hochheben, während Ram sein Gewicht mühelos tragen konnte, wenn er sich steif machte.
    Mistress Helel ließ Kips linkes Bein mit einer Hand los und suchte irgendwo an seinem rundlichen Körper Halt. Kip zappelte wie ein Fisch, stieß sich vom Balkon ab und versuchte, sich in den Turm zurückzudrängen. Sie presste ihn mit ihrem eigenen beträchtlichen Gewicht in eine Ecke der Brüstung und zog die linke Hand zurück, um ihm einen Schlag zu versetzen.
    Aber der Boden rief nach ihm, und ohne ihren zweiten starken Arm, um ihn festzuhalten, antwortete Kip dem Ruf. Ihre Faust senkte sich und landete einen prächtigen Hieb. Aber Kip fiel. Er rutschte ihr weg, und es blieb ihr nur noch sein Hosenbein. Fluchend versuchte sie, ihn allein daran hochzuheben.
    Seine Hose zerriss und glitt ihm dann von der Hüfte. Sie verhedderte sich um seine Knie, aber wie sehr seine ausgebeulte Hose auch seine Bewegungen behinderte, sie half der Meuchelmörderin auch nicht, ihn hochzuheben. Sie

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