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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Eisenfaust. Als beantworte das alle Fragen. Als Kip neben ihn gehuscht kam, grinste er. »Du bist das Genie. Also lass hören«, fuhr er fort.
    Genie? Ich habe mich nie benommen, als hielte ich mich für eines. Aber das war eine Ablenkung. Dies war ein Test. Tatsächlich hatte Eisenfaust Kip die ganze Zeit getestet, das begriff Kip jetzt. Es war ein Test gewesen, ihn an die Pinne zu setzen, um zu sehen, was er tun würde. Kip war sich nicht sicher, wie gut er abgeschnitten hatte.
    Eisenfaust war ein Hauptmann. Ein Hauptmann, der Hauptmann. Der Hauptmann. Oh. Oje.
    »Es gibt hier nur eine Kompanie von Schwarzgardisten, nicht wahr?«, fragte Kip.
    Wie es meist der Fall war, blieb Eisenfausts Mienenspiel außerordentlich flüchtig und wurde blitzschnell wieder getarnt: Das volle Weiß seiner Augen um die dunklen Iris wurde für einen knappen Augenblick sichtbar, dann ein kleines Grinsen, um es zu verdecken. »Nicht schlecht, wenn man den offenkundigen Hinweis bedenkt, schätze ich.«
    »Also seid Ihr der einzige Hauptmann der elitärsten Kompanie der Chromeria. Ihr Kommandant. Das macht Euch zu etwas wie einem General oder so?«
    »Oder so.«
    »Oh«, sagte Kip. »Das bedeutet also, dass ich noch eingeschüchterter sein sollte, als ich es jetzt schon bin, hm?«
    Eisenfaust lachte. »Nein, ich denke, du bekommst das schon perfekt hin.« Er grinste.
    »Wieso habt Ihr auf diesem Fels Wache geschoben?«
    »Es ist ein wenig mehr als ein Fels.«
    So ausgedrückt, ergab es einen gewissen Sinn. Die Schwarze Garde musste die wichtigsten Menschen der Chromeria beschützen, und ein geheimer Fluchttunnel war etwas, das man wohl selbst im Auge behalten wollte. »Trotzdem«, sagte Kip.
    Sie kamen zu einer erheblich breiteren Straße, und Eisenfaust – Hauptmann Eisenfaust – bog in diese Straße ein und ging nach Westen, dem Hauptstrom des Verkehrs entgegen. Er seufzte. »Es ist kein Dienst, den irgendjemand tun will, also wird er manchmal als Strafe eingesetzt. Sagen wir einfach, ich habe der Weißen unlängst Grund gegeben, verstimmt zu sein.«
    Kip erwiderte leise: »Oder ist das eine Tarnung, damit Ihr den Zustand des Tunnels überprüfen könnt?«
    »Nur dass ein Tunnel … ein Tunnel ist. Mach die Dinge nicht komplizierter, als sie es sind, kleiner Guile.«
    Häh? »Oh.« Eisenfaust konnte ja direkt von der Chromeria aus in den Tunnel gelangen, wenn er dessen Zustand prüfen wollte. Er brauchte dafür nicht erst zu der Insel zu segeln. Ein schönes Genie bin ich. Peinlich berührt beeilte sich Kip, eine andere Frage zu stellen, und er stellte die Frage, von der er wusste, dass er sie nicht stellen sollte. »Also, was habt Ihr getan, dass sie wütend auf Euch ist? Ihr wisst schon, die Weiße.«
    Eisenfaust trat vor ein kleines Haus mit einer angelaufenen Kupferkuppel, schloss die Tür auf und bedeutete Kip hineinzugehen. »In der Küche findest zu Zwieback, Käse und Oliven. Die Latrine ist links. Das Bett gleich den Flur hinunter. Du wirst das Haus nicht verlassen, bis ich morgen bei Tagesanbruch zurückkomme, um dich zu holen.«
    »Aber wir sind über diese riesigen Wellen gefahren, statt abzuwarten, und ich – ich dachte, wir würden direkt zur Chromeria gehen.«
    »Ich gehe direkt zur Chromeria.«
    »Während ich den ganzen Tag einfach hier herumsitze?«
    »Wenn du siehst, was du morgen tun musst, wirst du dankbar dafür sein, dass du dich ausruhen konntest.« Eisenfaust machte Anstalten zu gehen.
    »Aber, was … was werdet Ihr tun?«
    »Ich werde die Gunst der Weißen zurückgewinnen.«
    Kip runzelte die Stirn, als die Tür geschlossen wurde. Ein Klicken war zu hören. Er war eingesperrt. »Das ist ja einfach wunderbar«, sagte er zu der geschlossenen Tür. »Ich werde lediglich hier warten. Ich muss endlich mal wieder Däumchen drehen.« Vor sich hin brummend ging er zu den Oliven und dem Käse. Zehn Minuten später war er eingeschlafen.

33
    Karris erwachte unter einem aus drei Ästen und einem Männerumhang konstruierten Unterstand. Es war entweder Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang. Wegen des Taus auf dem Boden tippte sie auf Sonnenaufgang. Sie untersuchte sich mit der Gründlichkeit eines Soldaten, bewegte versuchsweise Arme, Beine, Finger und Zehen und bemühte sich, ihr eigenes Potenzial auf Bewegung einzuschätzen. All ihre Finger und Zehen funktionierten richtig, aber sie hatte Prellungen auf der ganzen linken Seite ihres Körpers. Sie musste damit nicht nur gegen den Türrahmen gekracht, sondern auch auf

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