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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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Schwarzfeuerstaub. Er ist die Ursache des Wahnsinns und des Elends, das wir gesehen haben; er ist es, was Ang’duradh zerstört hat. Er ist dem rhayatischen Geist der Verderbnis sehr ähnlich – nur dass er keine tödliche Krankheit birgt, sondern den Makel, mit dem der Wahnsinnige Gott die Seele behaftet, und es ist nicht bloß eine Körperflüssigkeit, die der Leib eines Leidenden absondert, sondern dieser Leib selbst kondensiert und verzehrt, bis nur noch die Essenz von Wahnsinn übrig bleibt, gebunden durch Fäden aus Fleisch und Knochen.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Bitharn.
    »Überlegt mal, wie Holzkohle hergestellt wird! Man beginnt mit einem großen Haufen Holz, bedeckt von Erde. Ein Feuer brennt sich langsam durch den Haufen – vorsichtig, ohne zu viel Luft, sodass es schwelt, ohne in Flammen aufgehen zu dürfen. Wenn es vollendet ist, ist das, was übrig bleibt, nicht mehr Holz, sondern etwas, das der vereinten Essenz von Feuer und Holz näher ist. Es ist verwandelt worden: Es brennt heißer und länger, mit wenig Rauch. Es ist insgesamt weniger, aber es hat Macht. Schwarzfeuerstaub ist genauso, nur dass er mit menschlichen Körpern und menschlichen Seelen beginnt, statt mit Holz. Maols Macht verzehrt sie in einem kontrollierten Brand, der niemals zu seinem vollen Zorn auflodert. Nach dem Tod verwesen seine Opfer nicht wie die Leichen gewöhnlicher Menschen, die zu Erde und Würmern zurückkehren, sondern sie verwelken zu dem Staub, den wir in Duradh Mal gesehen haben. Der Staub ist die Essenz der Verderbnis des Wahnsinnigen Gottes in menschlichem Fleisch. Jedes Fünkchen ist in der Lage, diesen Makel zu verbreiten. Atmet ihn als Rauch ein oder lasst ihn das Blut eines Menschen berühren, und er ist noch gefährlicher.
    Das ist der Fluch von Duradh Mal. Als Gethel die Siegel erbrach, ist der Schwarzfeuerstaub entwichen. Er ist ins Wasser gesickert und in die Erde eingedrungen, und er hat das Tal vergiftet. Er könnte sich sogar noch weiter verbreitet haben, als Gethel die Stadtbewohner in diese verseuchten Hallen brachte und sie in Ungeheuer verwandelte. In Schattenfall werden wir vermutlich mehr davon finden. Die Rosewayns galten nicht als zahlreich, aber sie haben diesen Ort viele Jahre lang gehalten, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie während ihrer Zeit dort viel getan haben, um ihn zu reinigen. Ich habe lange geglaubt, sie seien von Maol dorthin gerufen und in seinen Fängen festgehalten worden und hätten diesen Ort nicht aus den Gründen erwählt, die sie genannt haben.«
    »Wie schützen wir uns dagegen?«, hakte Kelland nach.
    »Wir bleiben innerhalb Eures Lichtes.« Malentirs Lächeln war grimmig. »Eine Aussicht, die mich nicht gerade entzückt, aber bei Weitem besser als die Alternative.«
    »Was ist mit Aurandane?« Der Ritter schob die letzten Seiten beiseite, die er gelesen hatte. »Die Erleuchteten glaubten, sie könnten es finden, und es könne sie beschützen.«
    »Dann waren sie Narren«, erwiderte der Dorn gleichgültig. »Das Schwert der Morgendämmerung ist fort. Anderenfalls hätte es schon vor langer Zeit jemand gefunden – ein Ritter Eures Ordens oder ein Räuber wie Renais. Und wenn es nicht fort ist, wenn es all diese Jahre in Schattenfall gelegen hat, dann lässt man es am besten unberührt. Der Fluch auf Renais Gemälde ist nichts im Vergleich zu dem, was Maol mit einem Perethil tun könnte, das so mächtig ist wie Aurandane.«
    »Warum sollte dieser – Gethel, habt Ihr gesagt, war sein Name? – warum sollte er das ausgraben?«, fragte Bitharn, die noch immer das kleine Bündel Schwarzfeuerstaub anstarrte. »Was könnte erdamit wollen? Gewiss hat er sich nicht aufgemacht, eine maolitische Seuche in der Welt zu entfesseln.«
    »Es ist unwahrscheinlich, dass das seine ursprüngliche Absicht war. Aber wir brauchen nicht zu spekulieren. Wenn er in Schattenfall ist, werde ich ihn fragen.«
    »Und Ihr erwartet eine vernünftige Antwort?«
    »Ja.« Malentir leerte seinen zweiten Becher. »Wir sind sehr gut bei Verhören.«
    »Keine Folter«, sagte Kelland.
    »Nein«, pflichtete der Dornenlord ihm bei. »Schmerz wäre … wirkungslos, selbst wenn er ihn noch empfinden kann. Es gibt bessere Methoden und schnellere.«
    Unsicher, was er davon halten sollte, erwiderte Kelland nichts. Er zog sein Schwert, legte es sich über die Knie und meditierte über dem blanken Stahl, bis das letzte Licht vom Himmel schwand. Bitharn beschäftigte sich damit, einen Kessel voll Tee

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