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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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zu bereiten, den niemand wollte. Als die Dämmerung dem leuchtenden Schwarz wich, bewegten sich die Sterne des Perethil und erregtendie Aufmerksamkeit des Ritters.
    Die Angst lastete schwer auf ihm. Konnte einer der Bewohner Cardentals noch am Leben sein? Wie? Als was? Er dachte widerstrebend an die Maelgloth in ihrer Grube, deren Leiber zu Schwarzfeuerstaub verwesten, noch während sie damit beschäftigt waren, sich mehr davon in den Mund zu stopfen. Wenn die Bewohner der Stadt Glück hatten, waren sie tot. Wenn nicht …
    Und die Erleuchteten? Was würde aus ihnen werden, wenn Maols Wahnsinn in ihren Seelen Wurzeln schlug? Wenn sie Aurandane fanden und es – wie Malentir angedeutet hatte – nur ein Kanal der Verderbnis war?
    Hatten die Erleuchteten gewusst, was ihnen bevorstand, als sie nach Schattenfall gingen? Er glaubte es nicht. Wenn ihnen die Gefahr bewusst gewesen wäre, wären sie ihr nicht entgegengeeilt, schlecht ausgebildet und unvorbereitet, wie sie waren. Einzig Unwissenheit erlaubte ihnen, so mutig zu sein … und Unwissenheit in der Schlacht hatte einen schrecklichen Preis.
    Während der Kriege der Fünf Festungen, als Baoz’ Anhänger gegen die Armeen der rebellischen Maghredan marschiert waren, hatten sowohl Baoziten als auch Maghredani die Gesegneten der jeweils anderen Partei gefangen und unvorstellbaren Verderbnissen ausgesetzt; sie hatten sie in blutrünstige Ansurak verwandelt und auf ihre ehemaligen Gefährten losgelassen. Das Gleiche machten sie mit den Dienern der anderen Gottheiten, wenn sie konnten, und obwohl die Gesegneten einen stärkeren Willen besaßen als andere Menschen, wurden sie, wenn sie schließlich zusammenbrachen, zu den schrecklichsten Ungeheuern von allen.
    Das lag weit über tausend Jahre zurück. Die Geschichten über diese Kriege waren beinahe so fantastisch wie die über Moranne den Torhüter oder Auberand und die Winterkönigin – aber sie brauchten nicht wahr zu sein, um Kelland zu beunruhigen. Wenn Gethel sie für wahr hielt und versuchte, diese Riten bei den Erleuchteten anzuwenden, würde ihr Leiden beinahe ebenso höllisch sein, als wären sie tatsächlich Ansurak geworden.
    Und wenn sie dazu wurden … seit Menschengedenken hatte niemand mehr mit Ansurak zu tun gehabt, nicht in diesem Teil der Welt. Sie waren Kreaturen eines vergangenen Zeitalters, mythisch wie Solarions oder Feuervögel; sie existierten nur in Gestalt von Schädeln an den Wänden Ang’artas und Zeichnungen, die in Craighails Bibliotheken zwischen den Seiten vergilbter Bücher lagen.
    Zumindest im Westen. Im Osten und im Süden waren sie nie ganz verschwunden. Konnte Gethel sie zurückgeholt haben?
    Kelland hoffte, dass er sich irrte. Aber er konnte es nicht wissen. Er konnte nicht viel anderes tun als abwarten und grübeln, bis das Perethil sich öffnete.
    Eine Stunde vor Mitternacht begannen seine Sterne zu fallen. Wie zuvor stürzten sie von sich aus herab, und wie zuvor begleitete ein unirdisches Klingeln jeden Sturz. Das Geräusch war absolut misstönend: Einige fielen schnell und ungeordnet, mitten hinein in die Echos des vorangegangenen, während andere schmerzlich und träge sangen. Jeder Klang war lauter als der vorangegangene, bis der letzte Stern allein auf dem Schwarz prangte und das Perethil einen bebenden Spalt in die Welt riss.
    Der Sonnenritter erhob sich. Er strich seinen Mantel glatt, rückte das Sonnenmedaillon auf seiner Brust zurecht und streckte die Hand nach Bitharn aus, um sich davon zu überzeugen, dass sie an seiner Seite war.
    Sie war dort. Er trat ein. Das Letzte, was er sah, als das Perethil ihn holte, war Bitharn, die ihr eigenes Sonnenzeichen der Dunkelheit entgegenhob, und ihre Lippen, die sich in einem Echo seines Gebetes bewegten.

21
    Schwarzer Nebel hüllte Kelland ein, als er das Perethil betrat, verbarg seine Stiefel und stieg an seinen Beinen empor. Er machte ihn nicht blind wie zuvor. Diesmal sickerte ein trübes, vergiftetes Licht durch die Welt, erhob sich von der nassen Erde und fiel vom formlosen Himmel.
    Es beleuchtete eine Nimmerwelt. Narsenghal. Schatten umgaben ihn, obwohl nichts vorhanden war, das sie warf. Sie hoben und senkten sich wie vom Mond hervorgerufene Gezeiten, und er war der Mond, der sie anlockte. Die Düsternis formte sich zu kruden Abbildungen seiner Gestalt: gesichtslose Köpfe, klumpige Beine, düstere Arme, die sich nur kurz an ihre Oberkörper klammerten und dann in die Schatten zurückfielen und sich auflösten.
    »Was ist

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