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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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Cailan zurückkehrte, konnte er den Hohen Solaros fragen. Falls er lange genug lebte, um zurückzukehren. Hier und jetzt hatte er dringendere Sorgen. Überleben und geistige Klarheit.
    Kelland strich eine verirrte Locke von Bitharns Hals und wandte das Gesicht dem Himmel entgegen. Er musste sie in Schattenfall beschützen. Gegen Eisenklauen, Maelgloth, Verderbnis und Wahnsinn … was immer dort war, er musste sie beschützen. So viel, das wusste er, war klar und wahr.
    So viel, hoffte Kelland, während er in den Schlaf hinüberglitt, konnte er tun.
    Im Morgengrauen erwachten sie, beteten und stellten beim Hinabgehen nach unten fest, dass die Sterne des Perethil ihre Formation verändert hatten. Ein Paar skeletthafter Hände, an d en Handgelenken abgehackt und mit einer schmutzigen Schnu r zusammengebunden, baumelte an dem juwelenbesetzten Griff. Die Knochen waren befleckt mit Ringen aus Rost: Sie stammten von einem Gefangenen in Duradh Mal.
    »Er hat ein Erinnerungsstück behalten«, bemerkte Bitharn trocken, während sie aus Hafer und Äpfeln einen Brei zubereitete. »Das hier ist zumindest klein, also sollte es schneller verbrennen. Sehr aufmerksam.«
    »Du hast heute ja einen grimmigen Humor.«
    »Gestern war ich in Duradh Mal. Heute Nacht werde ich in Schattenfall sein. Ich glaube, da ist mir wohl ein wenig Grimmigkeit gestattet.« Dennoch bewahrte sie sich eine entschlossen unbeschwerte Stimmung und vermied jede Erwähnung des Perethil oder ihres Bestimmungsortes, bis die Sonne im Westen den Horizont in ein Flammenmeer verwandelte. Da erstarb Bitharns gute Laune, und sie warf ängstliche Blicke auf die Sterne des Gemäldes, während sie ihre und seine Habe zusammensuchte und ihre Pfeile zählte.
    Kelland verbrachte die Zeit damit, die Seiten, welche die Erleuchteten zurückgelassen hatten, wieder und wieder zu lesen, und er versuchte, die Schritte ihrer verzweifelten Suche nachzuvollziehen. Aurandane. Sie hatten sich auf die Suche nach dem Schwert der Morgendämmerung gemacht … aber wie hatten sie es finden wollen? Und was wäre geschehen, wenn sie es gefunden hatten? Er betrachtete das vergiftete Perethil, erinnerte sich daran, wie sein glattes Metall die Hand eines Skeletts gezeichnet hatte, und schauderte.
    Malentir kehrte bei Sonnenuntergang zurück. In einer Hand hielt er zaghaft die schwarzen Späne aus der Grube der Maelgloth , und in jede Linie auf seinem Gesicht war Abscheu gemeißelt. Dann warf er das kleine Bündel auf einen Tisch und wich zurück.
    »Ihr hättet es draußen lassen können«, bemerkte Bitharn, während sie das Häufchen beäugte.
    »Das wäre unklug gewesen. Besser, ein wenig länger unter seiner Anwesenheit zu leiden und Eurem heiligen Gefährten zu erlauben, dass er es vernichtet.« Der Dornenlord tauchte eine Tasse in ein Fass mit sauberem Wasser und trank. »Ich habe ihm alles entnommen, was man ihm sicher entnehmen konnte. Jetzt habe ich keine Verwendung mehr dafür, und es sollte vernichtet werden. Es wäre gefährlich, es zu behalten.«
    »Warum?«, fragte Bitharn im gleichen Augenblick, wie Kelland sagte: »Was ist es?«
    »Die zweite Frage gibt Antwort auf die erste, daher werde ich dazu etwas sagen«, erwiderte Malentir. Er füllte den Becher wieder auf und beobachtete die kleinen Wellen auf dem Wasser, bis es sich beruhigt hatte.
    »Die Ärzte des Khamul Rhayat glaubten«, begann er, »dass ein Geist der Verderbtheit Ursache einer Krankheit sei und dass er sich, abhängig von der Natur der Krankheit, über verschiedene Körperflüssigkeiten reproduziert. Der Atem eines fiebernden Mannes, in eine Flasche gefüllt, konnte sein Gebrechen auf andere übertragen; das schwarze Blut, aus den Lymphdrüsen eines Seuchenopfers gezogen, trug den Geist dieser Krankheit in sich; Gleiches galt für den Ausfluss aus den Eingeweiden eines Menschen, der an Reiswasserstuhl litt. Jede Krankheit hat einen verderblichen Geist, der sie an einen neuen Wirt weitergeben wollte und abstarb, wenn er keinen fand. Die Übertragung des Geistes auf ein neues Opfer heilte das alte Opfer indes nicht – tatsächlich hatte diese Theorie überhaupt keinen Nutzen, wenn es darum ging, jemanden zu heilen –, daher richteten die rhayatischen Bader ihre Aufmerksamkeit schließlich auf andere Dinge.
    Im Westen habt Ihr Eure Gesegneten, und nur wenige wissen von den Khamul Rhayat. Aber ich habe hier ein Echo ihrer Lehren gefunden.« Er deutete auf die in das Tuch eingewickelte Substanz. »Das ist

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