Schwarzfeuer: Roman (German Edition)
Irgendwie waren die gefallenen Sterne an ihre Plätze zurückgekehrt. Ihre metallenen Ränder glänzten und durchschnitten das Sternenlicht auf der schwarz getünchten Leinwand.
»Ruht Euch aus«, sagte der Dornenlord und schritt anmutig auf die Tür zu, »und betet, wenn Ihr mögt. Am Morgen werde ich das Perethil drehen.«
Er war kaum verschwunden, als Bitharn ihren Zündstein herausfischte und in der Herdstelle der Küche ein Feuer anzündete. Sie füllte einen Topf mit Wasser, das Kelland am Morgen gereinigt hatte, und stellte ihn über die Flammen. Die Aufgabe war so alltäglich, dass sie nach dem, was sie in Duradh Mal durchlebt hatten, fast absurd erschien … Aber in ihrer Weltlichkeit schenkte sie einen gewissen Trost, und er konnte verstehen, warum sie ein Bad wollte.
Als sie Seife, eine Bürste und eine Wanne gefunden hatte, in der sie stehen konnte, sprudelte das Wasser. Bitharn wickelte einen gepolsterten Handschuh um den Griff des Topfes, sah Kelland an und rümpfte die Nase. »Ich weiß nicht so recht, wer von uns beiden am dringendsten ein Bad braucht.«
»Es gibt genug Wasser für uns beide.«
»Stimmt. Aber nur eine Wanne. Ich habe sie gefunden, also bekomme ich sie auch.« Sie leerte das heiße Wasser des Topfes in einen größeren, halb mit kaltem Wasser gefüllten Eimer, dann goss sie für Kelland etwas davon zurück in den Topf. Kelland fand eine von Mäusen angenagte Decke, die er vor die Tür der Speisekammer hängen konnte. Bitharn legte die Seife und die Bürste unter den Vorhang, dann schob sie ihn sanft zur Speisekammer hinüber. »Du darfst mit den Möhren baden.«
Kelland erhob keine Einwände. Er ging hinein, legte seine zusammengefalteten Kleider auf einer Sandkiste mit Rüben und Möhren und wusch den Schmutz von Duradh Mal ab, während Bitharn auf der anderen Seite des verblichenen blauen Tuchs das Gleiche tat.
Nach seinem Bad blieb auf dem Boden eine Wasserpfütze zurück, aber keiner von beiden kümmerte sich darum. Die Kälte der Nacht bescherte ihnen eine Gänsehaut, aber auch das kümmerte sie sich nicht. Es reichte aus, frei zu sein von der Hässlichkeit, die Duradh Mal wie eine unsichtbare, lepröse Haut um sie gelegt hatte. Feuchte Kleider und ein nasser Boden waren ein geringer Preis dafür.
Bitharn stieß einen Holzspan in das Küchenfeuer und zündete eine der Kerzen des Bauern an. Die andere Hand zum Schutz vor Zugluft um die Flamme gelegt, ging sie nach oben. Kelland folgte ihr, stets nur einen Schritt von ihr entfernt.
An ihrer Tür blieb sie stehen und hielt die Kerze zwischen sich und ihn. »Bleib heute Nacht bei mir.«
Kelland erstarrte. Erstaunen wetteiferte mit Erschöpfung und ließ ihn für einen Moment verstummen. Liebe, Begehren, ein Schauder der Erregung, so stark, dass er an Furcht grenzte: Das alles mischte sich und verursachte einen Kloß in seiner Kehle. War es die richtige Entscheidung? »Meine Gelübde …«
Bitharn schüttelte ungeduldig den Kopf. »Du bist manchmal so dumm. Darum bitte ich gar nicht. Es ist nur …« Sie starrte die Kerze an und biss sich auf die Unterlippe. »Ich will nicht allein sein. Nicht heute Nacht. Nicht nach dem, was wir durchgemacht haben, und nach dem, was uns morgen bevorsteht. Ist das so schwer zu begreifen?«
»Nein«, erwiderte Kelland beschämt.
Es gab nur ein Bett im Raum. Bitharn blies die Kerze aus und zog die Decken des Bauern über sie beide. Dann schmiegte sie sich mit dem Rücken an ihn, wobei ihre Fußsohlen kaum seine Beine berührten. Binnen weniger Augenblicke war sie eingeschlafen.
Für Kelland kam der Schlaf langsamer. Das Begehren beunruhigte ihn, aber nur ein wenig; es war Zweifel, der ihn wachhielt.
Er hatte sich abermals geirrt. Zu verzehrt von seinen eigenen Zweifeln und Ängsten, um ihre zu bedenken. Zu gedankenlos. Während er neben ihr lag und der Mond zarte Fäden an die Decke zeichnete, legte sich ein Gefühl des Friedens über Kelland, wie er es außerhalb seiner Gebete nur selten erlebt hatte.
Er liebte sie. Er brauchte sie. Sie teilte seine Hingabe und stärkte sie. Und diese Wahrheit machte ihn erneut dankbar und bescheiden.
Warum ist das verboten?
War es verboten?
Bysshelios hat seine Magie behalten.
Doch was bedeutete das? Hatte Bysshelios sich den Glauben bewahrt oder ihn verraten? Er war ein Ketzer, daran bestand kein Zweifel … aber Kelland wusste nicht genau, was die bysshelinische Ketzerei für ihn bedeutete. Falls sie überhaupt etwas bedeutete.
Wenn er nach
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