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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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sich nehmen.« Evenna grub ein Loch in den Sand und pflanzte das Schneeglöckchen ein. Sie faltete das Leinen darüber, um die Knolle gegen den Frost zu schützen. »So, das hätten wir. Ich gehe jetzt besser nachsehen, was Falcien macht. Ich bin an der Reihe, die Zügel zu übernehmen.«
    »Ich nehme nicht an, dass Ihr bald an der Reihe sein werdet«, meinte Heradion bedeutungsvoll zu Asharre.
    »Solange du nicht unbedingt im Fluss enden willst.« Asharre sah zu, wie Evenna wieder auf den Wagen vor ihnen kletterte. »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der eine giftige Pflanze so aufregend fand.«
    »Ihr sammelt Schwerter. Das ist nicht gesünder, als eins von diesen Dingern im Magen zu haben.«
    Asharre schnaubte, und der Wagen rollte weiter.
    An diesem Abend schlugen sie ihr Lager auf der Lichtung auf, die Colison erwähnt hatte. Anfangs mochte es sich dabei um eine natürliche Erweiterung des Bergpfades gehandelt haben, aber die Baoziten hatten sie geglättet und verbreitert, damit sie ihren Zwecken genügte.
    Eine steinerne Balustrade verlief am äußeren Rand entlang. Lange Eisenspeere ragten hoch aus den Mauerzacken. Die meisten waren zerbrochen, aber ein paar waren noch unversehrt. Ihre Spitzen, versehen mit Widerhaken, stachen in die Luft, unberührt vom Rost. Was immer die Speerspitzen vor der Zeit schützen mochte, es dehnte sich nicht bis zu ihren Griffen aus; diejenigen, die nicht zerbrochen waren, hatten sich zersetzt und sahen aus wie pockennarbige, rote Nadeln. Vom Alter gebräunte Schädel hingen an mehreren Speeren herab, deren Münder der Wind mit Sand und Staub gefüllt hatte. Roter Rost sabberte heraus.
    Die Lichtung innerhalb der Mauer war gastlicher. Dort gab es genug Erde, dass Gras und einige kleine Bäume Wurzeln schlagen konnten, obwohl die Bäume unbelaubt waren und die Gräser braun unter einem Spitzentuch aus Eis. Eine flache Höhle im Berghang bot Schutz vor dem Wind. An ihrem einen Ende sickerte aus einer Spalte ein Bächlein mit dampfendem Wasser, das einen kleinen Teich speiste. Schnurrhaare aus Eis färbten den Stein zu beiden Seiten des Rinnsals silbern, aber das Wasser floss frei dahin, und der Teich war klar.
    Asharre steckte einen Finger ins Wasser. Es war unangenehm heiß, fast kochend, wo es sich aus dem Fels ergoss, roch aber nicht nach Schwefel, wie die heißen Quellen in der Nähe des Rauchflusses.
    Colison hatte wie die übrigen seiner Männer das trockene Gras weggeschnitten, bevor sie ihre Ochsen vom Geschirr befreiten. Als er Asharre am Teich sah, legte er seine Sichel mit dem kurzen Griff auf den Boden und kam herbeigeeilt. »Trink das nicht!«
    Asharre wischte sich die Hand am Oberschenkel trocken. »Warum nicht? Es riecht nicht faulig. Dieser Ort wurde für ein Lager gemacht.«
    »Richtig«, stimmte Colison ihr zu. »Ich benutze diese Lichtung, seit ich das erste Mal nach Cardental gegangen bin, aber in den letzten Wintern … habe ich Geschichten gehört. Dinge haben sich geändert. Männer haben mir erzählt, sie hätten den Wahnsinnigen Wind um die Speerbrücke herum pfeifen hören. Nüchterne Männer, Männer, denen ich mein Leben anvertrauen würde. Sie sagten jedoch, es sei nicht der Wind, der den Wahnsinn trage, sondern das Wasser. Und die Pflanzen. Solche, wie Euer Mädchen sie gefunden hat. Pflanzen, die sich in eine Bettlerhand verwandelt haben. Ich hatte es als Unsinn abgetan … aber trotzdem habe ich die Frettchen mitgebracht, nur um sicher zu sein.«
    »Sicher wovor?«
    Er verzog das Gesicht. »Ich weiß es nicht. Dass ich ein Narr bin, vielleicht. Alles, was ich gehört habe, besagt, dass das Wasser vergiftet ist, wo Pflanzen sich in eine Bettlerhand verwandeln, und deshalb wollen wir nun versuchen, es herauszufinden. Lacht mich aus, wenn ich mich irre.«
    Asharre bedachte ihn mit einem langen Blick, aber sie rief die anderen zusammen. Alles, was nach Magie roch, sollten die Gesegneten sehen. Colison traf sie an der Zisterne, einen Frettchenkäfig in der Hand. Er setzte das Tier ab und angelte eine Tonschale aus seiner Tasche. »Ich sollte mich entschuldigen«, sagte er, während er die Schale in den dampfenden Teich tauchte. »Ich habe Euch aufgetragen, Wasser und Heu mitzunehmen, aber ich habe Euch nicht erzählt, warum. Es war nicht nur die Furcht vor späten Schneefällen. Ich hatte beunruhigende Dinge über das Wasser hier oben gehört. Ich mag vielleicht wie ein Narr dastehen, aber ich dachte … es sei besser, auf der sicheren Seite zu sein. Nur

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