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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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kann. So etwas verlangt nach einer Kompanie Sonnenritter. Nicht nach Euch. Nicht nach uns.«
    »Nein.« Der Blick von Falciens dunklen Augen ruhte auf dem Frettchenkäfig, obwohl es so schien, als sehe er den Käfig gar nicht. »Ich gebe Evenna recht. Es ist kein Zufall, dass wir hier sind. Unsere Pflicht ist es, den Menschen in Cardental zu helfen. Wenn wir fortgehen und dem Hohen Solaros sagen, er solle Sonnenritter herschicken, dann können wir uns kaum sicher sein, dass der Wahnsinn sich nicht weiter ausbreiten wird, oder? Vielleicht irre ich mich darin, wie weit er sich bereits ausgebreitet hat; vielleicht hat er hier begonnen, und der Wahnsinnige Gott hat die Stadt noch nicht eingenommen. Oder vielleicht hat er es getan und wartet nur darauf, dass der Fluss taut, bevor er Balnamoine belagert. Es dauert Wochen, von Cailan aus hierhin oder dorthin zu reisen. Das können wir uns nicht leisten. Wir müssen jetzt handeln, solange das, was immer den Berg vergiftet, noch nicht seine volle Stärke erlangt hat, und die Seelen, die es noch nicht verunreinigt hat, vielleicht noch zu retten sind.«
    Heradion murmelte leise einige Worte. Dann sah er Asharre Hilfe suchend an. »Was ist mit Euch?«
    »Ich glaube«, gab Asharre zur Antwort, »du solltest beten.«

9
    Die Gesegneten beteten um Anleitung, wie Asharre es vorgeschlagen hatte, aber es nutzte herzlich wenig. Falcien sah bloß eine Mauer aus undurchdringlichem, schwarzem Nebel; Evennas Visionen zeigten ihr einen Brunnen mit dunklem Wasser, in dem Menschen, die Gesichter nach oben gerichtet, nach Luft schnappten, während das Wasser immer weiter anstieg. Die beiden Erleuchteten mussten vorzeitig abbrechen, denn sie bekamen entsetzliche Kopfschmerzen und lagen danach einen geschlagenen Tag lang auf den Ladeflächen der Wagen, außer Gefecht gesetzt und unter entsetzlichen Qualen.
    Nachdem sie sich erholt hatten, kamen sie überein, dass Maols Präsenz ihre Magie verkrüppelte. Keiner der beiden hatte je davon gehört, dass so etwas außerhalb des großen Schandflecks Pafund Mal vorgekommen war, wo die Macht des Wahnsinnigen Gottes auf der Welt am stärksten war. Und doch wollte selbst dann keiner von ihnen umkehren. Der Sog der Historie war zu stark. Sie sprachen es nicht offen aus, aber Asharre hörte die Ehrfurcht vor Legenden aus ihren Worten heraus. Etwas von ihrer Entschlossenheit weiterzuziehen war ihrer Ausbildung geschuldet, und ein Teil entsprang dem aufrichtigen Wunsch zu helfen … aber ein anderer Teil entsprang auch dem Wunsch der Erleuchteten, ihre eigenen Namen im Buch der Geschichte geschrieben zu sehen.
    Das ganze Abendessen über stritten die drei Celestianer, ob sie nach Cardental weiterreisen sollten. Asharre hörte zu, sprach selbst aber nur wenig. Insgeheim gab sie Heradion recht und hielt die Weiterreise für einen Fehler. Sie sollten stattdessen die Sonnenritter verständigen. Wenn Oralia unter ihnen gewesen wäre, hätte sie es auch ausgesprochen. Aber die drei hatten klargemacht, dass Asharre nur für sich selbst sprechen konnte, und Evenna und Falcien waren offenkundig entschlossen, mit ihr oder ohne sie weiterzureisen, und daher schwieg sie.
    Wenn sie ihr stillschweigendes Einverständnis akzeptierten und sie mitkommen ließen, konnte sie die Gesegneten vor ihren schlimmsten Fehlern bewahren. Wenn sie jedoch zu heftig protestierte, würden sie sich vielleicht ohne sie davonschleichen und ermordet werden. Besser, still zu bleiben und die Augen offen zu halten.
    »Ich verstehe nicht, wie sie so unbekümmert bleiben können«, brummte Heradion, nachdem die Gesegneten sich zum Gebet zurückgezogen hatten. »Ihr habt gesehen, wie sich dieses Tier selbst in Stücke gerissen hat. Das hätte uns allen passieren können. Oder irre ich mich? Sagt mir, dass ich mich irre! Ich würde mich ungeheuer gern irren.«
    »Du irrst dich.« Asharre reagierte auf seine gekränkte Miene mit einem schiefen Blick. »Sie sind jung.«
    »Ich bin jung. Trotzdem weiß ich es besser.«
    »Sie sind gesegnet. Oralia war genauso. Sie glaubte, dass alles, was geschah, Wille der Göttin sei, und dass ihr Glaube jede Prüfung bestehen könne.« Bei der Erinnerung an die felsenfeste Überzeugung ihrer Schwester verspürte Asharre ein wenig Ehrfurcht, im Wesentlichen jedoch Erschöpfung. Am Ende hatte dieser Glaube sie getötet. »Natürlich halten sie das, was immer in Cardental liegt, für eine Prüfung, die ihre Göttin ihnen geschickt hat. Das ist ihr Annovair, ihre erste

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