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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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kämpfen.«
    »Süß wie Wein, süß wie Sünde, süß wie Tod«, rezitierte Falcien. Asharre sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch.
    »Das Buch aller Sünden«, erklärte er. »Ryanthe Austerlan hat es vor zweihundert Jahren geschrieben. Es war sein Lebenswerk: eine Erkundung der dunklen Glaubensvorstellungen der Welt und der bekannten Magie eines jeden Glaubens. Es ist keine angenehme Lektüre, und vieles von dem, was der Gesegnete Austerlan schrieb, ist rätselhaft oder verschlüsselt, damit das Wissen nicht missbraucht werden kann, aber ich habe in der Kuppel ein Jahr auf das Studium des Buchs verwandt.
    Der Gesegnete Austerlan erzählt, wie Maoliten der Berührung des Wahnsinnigen Gottes erliegen. Die meisten verfallen allmählich der Sünde. Der erste Geschmack seiner Macht ist ›süß wie Wein‹, berauschend und befreiend für jene, die niemals eigene Macht gehabt hatten. Wenn der Rausch verfliegt, verursacht es eine ähnliche Krankheit, und eine anfällige Seele kann so süchtig danach werden wie nach Wein. Der zweite ist Lohn für jene, die sich daran gewöhnt haben, in seinem Namen Böses zu begehen. ›Süß wie die Sünde für ein boshaftes Herz.‹ Der dritte kommt, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben und ihre sterblichen Hüllen gänzlich zerstört sind. Dann ist es ›süß wie der Tod‹ … obwohl das, was folgt, nimmer endendes Grauen für jene ist, die Maol ihre Seelen geschenkt haben.«
    »U nd deswegen fressen Ochsen Bettlerhand?«, fragte Heradio n skeptisch.
    »Deswegen verzehren Maoliten sie«, antwortete Falcien. »Für sie ist es ein heiliges Kraut. Sie bemerken die Bitterkeit nicht, und falls sie es doch tun, ist es ihnen gleichgültig. Fast immer ist der Geschmack für die meisten von uns unerträglich widerwärtig, aber wenn die Macht des Wahnsinnigen Gottes stark genug ist, kann er selbst den ersten Bissen so süß machen, dass man danach süchtig wird.«
    »Aha! Also haben Cousin Torvuds Ochsen Bettlerhand gefressen, weil die Gegenwart des Wahnsinnigen Gottes hier so stark ist und sie nicht begriffen haben, dass die Pflanze wie in einem alten Stiefel servierter, aufgewärmter Tod schmeckt.«
    »Das kommt dem, was ich meinte, schon näher«, räumte Falcien mit einem kleinen Lächeln ein. »Wenn in der Erde etwas ist, das harmlose Pflanzen in sein heiliges Kraut verwandelt, und in dem Wasser etwas, das Wahnsinn bewirkt, dann haben wir es eindeutig mit einer Manifestation Maols zu tun. Keine andere Gottheit ist so rücksichtslos zerstörerisch. Der Blutrausch könnte zu Baoz passen, aber in der Regel zerstören seine Plünderer sich nicht selbst. Einzig der Wahnsinnige Gott geht so achtlos mit den Seelen derer um, die er verdorben hat.«
    »Warum?«, fragte Evenna. In ihren blauen Augen stand ein bekümmerter Ausdruck. »Warum jetzt?«
    »Irgendetwas hat sich in Cardental erhoben«, meinte Falcien. »Der Gesegnete Austerlan schrieb, dass Maols Einfluss sich nur an zwei Orten erheben könne: in großen Städten, wo seine Diener sich in den Menschenmengen verstecken können, und in abgeschiedenen Weilern, wo sie die ganze Bevölkerung ergreifen und jene töten können, die allzu großen Widerstand leisten. Es könnte mit nur einer einzigen verdorbenen Seele angefangen haben, aber inzwischen gibt es gewiss mehr. Kein einziger Gesegneter könnte genug Macht in sich aufnehmen, um einen ganzen Berg zu vergiften.«
    »Ihr sagt, dass die ganze Stadt Cardental dem Wahnsinnigen Gott verfallen ist?«, fragte Heradion stotternd. »Warum im Namen aller lebenden und vergessenen Götter hat der Hohe Solaros Euch dann hierhergeschickt, um Euer Annovair abzuleisten?«
    »Er wusste es nicht«, sagte Evenna leise. »Er konnte es nicht wissen. Wenn Bassinos die Gerüchte als wilde Geschichten abgetan und bis zu unserem Eintreffen niemand Maols Werk darin erkannt hat, wie hätte der Hohe Solaros wissen sollen, was vonnöten war? Aber wir sind hier. Celestia hat uns aus einem bestimmten Grund an diesen Ort geleitet.«
    »Der Grund bestand darin, die Gefahr zu erkennen und nach Cailan zurückzukehren, um dem Hohen Solaros davon zu berichten. Wir haben den ersten Teil erledigt. Wir sollten mit dem zweiten beginnen.« Heradion verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin so mutig wie alle anderen auch, aber ich kenne meine Grenzen. Ich würde nicht versuchen, die Klinge mit Nhrin Geistgeboren zu kreuzen, und es ist nicht Eure Aufgabe, Eure Magie an jemandem zu messen, der Wasser in … das … verwandeln

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