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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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gibt es denn Meister? Warum rufen Sie mitten in der Nacht an?«
    »Hatten Sie Nachtschicht?«, fragte mich Becker. »Oder fangen Beamte immer so spät mit ihrem Dienst an?«
    »Sie wissen doch, ein Beamter ist immer im Dienst. Was gibt es, Herr Becker?«
    »Es ist so, Herr Palzki …« Er druckste wieder mal herum. Das verhieß nichts Gutes.
    »Sagen Sie schon endlich, was ist geschehen?«
    »Äh, wie soll ich es sagen. Ich stehe hier im Büro von Herrn Windeisen. Er hat eine Schusswunde im Kopf und sieht ziemlich tot aus.«
    »Was?«, schrie ich in den Hörer. »Ist das wahr, oder wollen Sie mich veräppeln?«
    »Nein, Herr Palzki, ich habe ihn vor einer Minute so gefunden. Ich dachte, dass ich gleich bei Ihnen anrufe, bevor ich den Notruf wähle, ich habe Ihre Nummer noch in meinem Handy gespeichert.«
    Ich überlegte kurz, bevor ich Becker antwortete.
    »Sind Sie der Einzige, der im Moment im Raum ist?«
    »Ja, von der Leiche mal abgesehen. Ich habe auch außer Ihnen niemandem etwas gesagt.«
    »Sehr gut. Bitte bleiben Sie, wo Sie sind, und fassen bloß nichts an. Meine Kollegen werden bald bei Ihnen sein. Öffnen Sie niemandem die Tür, lassen Sie außer meinen Kollegen niemanden in das Büro. Wir sehen uns gleich.«
    Ich unterbrach die Verbindung und wählte die Nummer der Zentrale.
    »Kriminalinspektion Schifferstadt«, meldete sich eine Kollegin.
    »Reiner Palzki hier. Mir wurde eben ein Kapitalverbrechen im Ludwigshafener Krankenhaus ›Heiliger Leo‹ gemeldet. Eine tote Person liegt im Büro Windeisen in der Kinderklinik. Bitte veranlassen Sie alles Nötige. Ich mache mich gleich auf den Weg.«
    Ich sah aus wie durch die Mangel gedreht, nur nicht so glatt. Nach drei oder vier angedeuteten Kniebeugen, mehr ließ meine Kondition nicht zu, ging ich ins Bad. Im Schnellwaschgang machte ich mich halbwegs ausgehfertig. Für das Frühstück blieb keine Zeit. 30 Minuten nach dem Anruf saß ich bereits im Wagen. Glücklicherweise, ohne einem Ackermann’schen Monolog in die Quere zu kommen.
    Mein Stammparkplatz vor dem ›Heiligen Leo‹ war  durch die Einsatzfahrzeuge meiner Kollegen blockiert. Trotzdem fand ich ein kleines Plätzchen, in das ich meinen Wagen, fast nach Mister-Bean-Art, rangieren konnte. Die Raucherfraktion schien sich seit gestern auf das Doppelte vergrößert zu haben. Wahrscheinlich lag es aber nur an den sensationellen Neuigkeiten, die bis jetzt hoffentlich nur als Gerücht in der Luft schwebten.
    »Was gibts da drinnen, Chef?«, polterte mich einer der Paffenden an. »Bullen ohne Ende, da ist doch was im Busch.«
    Ursprünglich wollte ich, ohne etwas zu sagen, an ihm vorbeieilen, doch mein Mundwerk war mal wieder schneller. »Ja, wir haben Großeinsatz. Irgendjemand hat gestern das Abendessen vergiftet und jetzt nibbeln uns reihenweise die Patienten ab.«
    Ohne mich umzudrehen, begab ich mich zur Kinderklinik. Die große Tür stand offen, sodass ich problemlos den Trakt betreten konnte. Die mir bereits bekannte Schwester Frauke Hohlmann kam gerade aus einem der Patientenzimmer heraus. Sie erkannte mich sofort: »Hallo, Sie waren doch gestern schon hier.«
    »Das haben Sie gut erkannt, Frau Hohlmann. Würden Sie mir bitte den Weg zum Büro von Sebastian Windeisen zeigen? Bei Ihnen ist alles so verwinkelt, und so genau habe ich gestern nicht aufgepasst.«
    »Schrecklich, das mit Basti«, sagte sie ungefragt und kopfschüttelnd, während sie vorausging. »Einen Toten, nein Quatsch, einen Mordfall hatten wir hier noch nie in der Klinik. Wer kommt nur auf so eine perverse Idee, einen Arzt im Krankenhaus umzubringen?«
    »Unzufriedene Patienten?«
    Sie schaute mich böse an. »Basti hatte keine unzufriedenen Patienten. Das war ein ganz Lieber. Nicht so wie die anderen Männer.«
    Aha, dachte ich mir, sie trauert also um ihre heimliche Liebe.
    »Wann haben Sie Herrn Windeisen das letzte Mal gesehen? Lebendig natürlich.«
    »Tot habe ich ihn nicht gesehen, wenn Sie das meinen. Das Büro darf vom Personal nicht betreten werden.« Sie überlegte einen Moment. »Gestern Abend, gegen
    18.30 Uhr, am Teeautomaten. Er wollte schnell was aus seinem Büro holen und dann Feierabend machen. Ach ja, er hat mir außerdem gesagt, dass sich morgen hier etwas ändern wird.«
    Volltreffer, man muss mit den Leuten nur reden. »Hat Windeisen obendrein gesagt, was sich ändern wird?«
    »Ne, der ist dann gleich gegangen. Er hat aber sehr zufrieden gewirkt.«
    Inzwischen hatten wir den Eingang zu Windeisens Büro

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