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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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erreicht. Die Spurensicherung war mitten bei der Arbeit. Dietmar Becker sah ich ein paar Meter entfernt im Flur auf einem Hocker sitzen. Er stand auf und wollte gleich auf mich zukommen, doch ich gab ihm mit Handzeichen zu verstehen, dass er sich ein wenig gedulden sollte.
    Eine Hand klatschte auf meine Schulter. »Morgen, Reiner, danke für den Blitzstart heute früh«, begrüßte mich mein Kollege Gerhard Steinbeißer. »Fast wäre es uns langweilig geworden.«
    »Servus, Gerhard«, erwiderte ich. »Das Leben bie tet halt so manche Überraschung. Weiß man schon was?«
    »Professor Zynanski hat seinen Kollegen schon untersucht. Aufgrund der Totenstarre, die bisher nur das Kiefergelenk erfasst hat, schätzte er den Todeszeitpunkt etwa zwei bis vier Stunden zurück. Das wurde übrigens inzwischen von unserem Mediziner bestätigt.«
    »Vor zwei bis vier Stunden? Was machte Windeisen nur so früh in der Klinik? War er im Nachtdienst eingeteilt?«
    »Nein, sein Dienstantritt wäre um 8 Uhr gewesen. Zu diesem Zeitpunkt muss er aber auf jeden Fall schon eine Weile tot gewesen sein. Wir wissen bisher nicht, wann er heute Morgen gekommen ist. Die Auswertung der Kamera läuft noch.«
    »Kamera? Wo ist hier eine Kamera? Doch nicht etwa im Büro von Windeisen?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Nein, Reiner, da muss ich dich enttäuschen. Sogar hier gibts einen Betriebsrat. Der würde eine Überwachung der Angestellten nie zulassen. Ich meine die Kamera vor dem Personaleingang, die aus Sicherheitsgründen installiert wurde.«
    »Aha. Seit wann wird Windeisen denn vermisst? Er hat doch bestimmt Familie.«
    »Auch da sind wir in der kurzen Zeit nicht weit gekommen. Eine Krankenschwester sagte uns, dass der Tote alleinstehend war. Von ihr erfuhren wir zudem, dass er selten zu Hause war und zahlreiche Liebschaften pflegte.«
    »War das die Schwester, die mich gerade hergebracht hat, die dir das zugeflüstert hat?«
    Gerhard nickte. »Genau, die war es. Kennst du sie?«
    Ich schaute mich um, doch Frauke Hohlmann war inzwischen verschwunden.
    »Oh meine Klinik!«, ertönte es sich nähernd aus dem hinteren Flurende. »Was sollen nur meine Patienten denken!«
    Der Professor höchstpersönlich war im Anmarsch. Er erkannte mich sofort wieder und dachte wohl, dass ich für den ganzen Einsatz verantwortlich war. »Hallo, Sie da!«, sprach er mich an. »Sie waren doch gestern mit mir und Windeisen zusammen. Ist das nicht Wahnsinn? Ich sehe schon die brutalen Schlagzeilen der regionalen und überregionalen Presse. Das Fernsehen wird wohl bald hier sein. Was sage ich denen bloß? Können Sie nicht einfach eine Nachrichtensperre verhängen, bis Sie den Täter geschnappt haben?«
    »Herr Professor«, unterbrach ich seinen Wortschwall. »Die Ermittlungen dauern solange, wie sie eben dauern. Da müssen Sie durch, da müssen wir durch. Auf Empfindlichkeiten können wir jetzt keine Rücksicht nehmen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben wir es mit einem Serientäter zu tun. Möchten Sie etwa der Nächste sein?«
    Zynanski schluckte. Ich erhöhte den Druck. »Sagen Sie mir lieber, wo Sie sich heute Morgen aufgehalten haben, sagen wir so zwischen 5 und 7 Uhr?«
    Ich vermutete, dass der Professor selten sprachlos war. Wahrscheinlich war dies für ihn eine neue Erfahrung. Schließlich lachte er laut bellend auf. »Sie wollen doch nicht allen Ernstes mich verdächtigen?«
    »Ich verdächtige Sie nicht mehr oder weniger als alle  anderen. Daher würde ich gerne wissen, was Sie zur Tatzeit gemacht haben. Diese Frage werde ich übrigens allen anderen ebenfalls stellen.«
    »Okay, okay. Ich verstehe ja. Leider tauge ich nicht zum Verdächtigen. Ich war daheim bei meiner Frau, habe mit ihr in einem Bett geschlafen und bin mit ihr gemeinsam aufgestanden. Danach haben wir gefrühstückt, und ich habe sie nach Mannheim zu ihrer Schule gefahren. Sie ist dort Lehrerin. Um 8:15 Uhr kam ich hier zeitgleich mit ihrem Großaufgebot an. Zusammen mit dem Amtsarzt habe ich dann die Leiche untersucht.«
    »Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass wir ihr Alibi überprüfen müssen. Ist Ihnen an der Leiche etwas Besonderes aufgefallen?«
    »Nicht wirklich. Außer, dass er aus nächster Nähe erschossen wurde. Der Amtsarzt war sich ebenfalls sicher, dass der Fundort mit dem Tatort identisch sei. Was für ein Wahnsinn! In seinem eigenen Büro erschossen. Da bekommt man richtig Angst.«
    »Das dürfte nicht unbegründet sein, Herr Professor. Es könnte tatsächlich sein,

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