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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Palzki. Sie nehmen mich doch nachher mit zum Professor, gell?«
    Eigentlich war mir das streng verboten. Da ich aber mit Becker schon diverse Abenteuer erlebt hatte und er mich bei meinem letzten Fall tatkräftig unterstützen konnte, nahm ich die Bestimmungen nicht so genau. Solange es nicht gefährlich wurde, konnte ich das mit meinem Gewissen durchaus vereinbaren. Umgekehrt hatte ich wohl ebenfalls meine Vorteile durch diese Symbiose auf Zeit.
    Nach dem Frühstück ließen wir uns von der Bedienung den ungefähren Weg zurück zur Kinderklinik beschreiben. Wir merkten uns nur den ersten Satz und fanden damit auf Anhieb das zentrale Treppenhaus. Wir gingen einen Stock tiefer, so viel hatten wir uns vom Hinweg merken können. Nach einer kurzen Orientierungsphase erkannte ich die Apotheke, in der ich gestern die fürchterlichen Sodbrennentabletten gekauft hatte. Von Becker erhielt ich bewundernde Blicke, als ich, ohne zu überlegen, einen Weg einschlug und wir kurze Zeit später vor der diesmal geschlossenen Pforte der Kinderklinik standen. Nach kurzem Klingeln machte uns eine Pflegerin auf. Diesmal war es nicht Frau Hohlmann.
    »Wir würden gerne Professor Zynanski sprechen, mein Name ist Palzki.«
    »Tut mir leid, der Professor ist im Moment nicht erreichbar, er ist in einer Sitzung«, antwortete die schwarzhaarige Pflegerin in osteuropäischem Dialekt.
    »Kein Problem. Sagen Sie ihm bitte, dass Kriminalhauptkommissar Palzki ihn in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünscht. Es geht um die Zukunft der Klinik.«
    Das hatte sofort gewirkt. Die Pflegerin beeilte sich, ihrem Chef die Nachricht zu überbringen. Wie erwartet, dauerte es nicht mal eine Minute, bis der Professor angestürmt kam.
    »Herr Palzki, was gibt es denn? Haben Sie den Täter schon gefasst?«, rief er uns bereits aus zehn Meter Entfernung zu.
    Ich wartete, bis er in annehmbarer Nähe für einen Dialog war.
    »Tut mir leid, dass ich schon wieder stören muss, Herr Professor Zynanski. Übrigens, das ist Dietmar Becker, Sie kennen ihn ja bereits.«
    Der Professor nickte, ohne sich jedoch für Becker näher zu interessieren.
    »Können wir in Ihr Büro gehen, Herr Professor? Es gibt da etwas, das man nicht auf dem Flur besprechen sollte.«
    »Na, da bin ich aber gespannt. Kommen Sie, kommen Sie!«
    Mit schnellen Schritten eilte er voraus. Sein Büro war etwa dreimal so groß wie das von Sebastian Windeisen und mit künstlerischen Werken geradezu übersät. Den Ölgemälden, die meiner Laienmeinung nach dem späten Mittelalter entstammten, könnte ich vielleicht noch etwas abgewinnen. Doch die überall im Weg stehenden Kunstwerke fand ich einfach lächerlich. Mitten im Zimmer lag ein etwa Einquadratmeter großes und verrostetes Blech. Darauf standen drei ebenfalls verrostete Ringe, die ineinander verwoben und verschweißt waren. Ein kleines Schildchen betitelte das Meisterwerk als ›Seele, Geist und Körper‹.
    Auf dem Schreibtisch lag eine Stoffkugel, die mit mehreren handelsüblichen Mikadostäbchen gespickt war. Das obligatorische Hinweisschildchen ›Lebensschmerz‹ verursachte auch mir Schmerzen, aber eher geistiger Natur. Ich überlegte, was wohl verrückter war: der Glaube an Esoterik oder das positive Empfinden für solche Kunst.
    »Nehmen Sie doch Platz, Herr Palzki«, forderte mich der Kunstliebhaber auf, nach wie vor ohne Dietmar Becker zu beachten. Becker setzte sich einfach unge fragt auf den zweiten Besucherstuhl neben meinem. Intelligenterweise blieb er stumm, um nicht den Argwohn des Professors zu wecken.
    »Jetzt bin ich aber mal gespannt, was Sie mir zu bieten haben, Herr Palzki. So war doch Ihr Name, richtig?«
    Ich bejahte und ging zum Angriff über: »Herr Professor Zynanski, leider muss ich noch mal auf die Sache mit dem Pseudokrupp zurückkommen.«
    »Warum?«, unterbrach er mich bellend. »Das hat doch die Staatsanwaltschaft ausgiebig untersucht. Und außerdem hatte Windeisen mit der Sache überhaupt nichts zu tun.«
    »Welche Sache meinen Sie?«
    Der Professor stotterte kurz, bis er sich wieder gefangen hatte. »Das Ganze, die Todesfälle. Soviel ich weiß, war er nicht mal im Dienst, als die Kinder starben. Der Staatsanwalt hat eindeutig festgestellt, dass sie nicht mehr zu retten waren, als sie bei uns eingeliefert wurden. Und was außerhalb unserer Klinik in den Praxen der Ärzte passiert, steht nicht in unserer Macht.«
    »Was wissen Sie über ein Medikament mit dem Namen ›Croupison‹, Herr Professor?«
    Er

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