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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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viele sehen das nicht so eng. Was glauben Sie, wie groß das Heer der Pharmavertreter ist, die tagtäglich die Praxen stürmen und die Produkte ihres Arbeitgebers anpreisen? Ohne kleine Werbegeschenke brauchen die erst gar nicht anzutreten. Das geht hin bis zur Finan zierung eines Familienurlaubs. Oder eben Bargeld. Ob die Kollegen das dann ordnungsgemäß verbuchen, entzieht sich meiner Kenntnis.«
    Das hörte sich alles plausibel an. Und das blöde dabei war, dass er ehrlich klang. Ich hatte nicht den Eindruck, als würde er mir einen Bären aufbinden wollen. Zumal ich seine Version ja überprüfen konnte.
    »Wie kommen Sie überhaupt zur ›Neomedi‹? Geht das schon länger in diesem Stil?«
    »Die ›Neomedi‹ befindet sich, wie Sie bestimmt wissen, fast in Sichtweite des Krankenhauses. Ich kenne den Geschäftsführer, Doktor Fürchtegott Mayer, schon recht lange. Er ist zwar ein ziemlich kauziger Typ, das ändert aber nichts an der Seriosität des Unternehmens. Was ›Croupison‹ betrifft, kann ich Ihnen sagen, dass es hier in der Region erst seit wenigen Monaten im Einsatz ist. Ich sammle die Ergebnisse der selbstständigen Kollegen höchstpersönlich, bereite sie auf und leite diese an ›Neomedi‹ weiter. So wie mir der Geschäftsführer sagte, gibt es weitere Referenzkliniken, in denen ›Croupison‹ im Einsatz sein soll.«
    »Okay, das werden wir überprüfen. Was meinen Sie mit den ›Ergebnissen der Kollegen‹? Gab es Unregelmäßigkeiten?«
    »Nein, Sie missverstehen das. Es geht nur um die Wirksamkeit des Medikamentes. Und die ist bisher exzellent. Nebenwirkungen sind mir bis jetzt keine bekannt.«
    »Mal von den Todesfällen abgesehen, nehme ich an.«
    »Ach hören Sie doch damit auf, Herr Palzki. Spre chen Sie mit Mayer von ›Neomedi‹, der wird Ihnen gerne bestätigen, dass hier alles korrekt zugeht. Außerdem liegt es natürlich in meinem Interesse, dass die kleinen Patienten bei uns gesund werden, anstatt zu sterben. Ich habe in den letzten Jahren viel dafür getan, den Ruf des Hauses zu stärken. Den lasse ich mir jetzt durch so eine dumme Geschichte nicht zerstören.«
    Er saß eine Weile stumm nachdenkend in seinem Sessel, ich störte ihn dabei nicht. »Ich muss jetzt leider zurück in die Sitzung. Wenn Sie weitere Fragen haben sollten, stehe ich Ihnen selbstverständlich jederzeit zur Verfügung.« Mit diesen Worten stand er plötzlich auf, was der Aufforderung gleichkam, es ihm nachzutun.
    »Ich denke, dass ich darauf zurückkommen muss«, gab ich ihm zum Abschied mit.
    Sogar ohne fremde Hilfe fanden wir den Ausgang der Kinderklinik.
    »Na, Herr Becker, was halten Sie von unserem Professor?«
    »Also, wenn Sie mich so direkt fragen, Herr Palzki, mein Typ ist der nicht. Der hat Dollarzeichen in den Augen. Allerdings klang seine Erklärung ziemlich plausibel, ich denke nicht, dass er uns belogen hat.«
    Ich nickte zustimmend. »Den Eindruck habe ich auch. Klar, ich werde das alles überprüfen lassen. Im Endeffekt wird es wahrscheinlich so sein, wie er gesagt hat.«
    »Was uns aber im Fall Windeisen nicht wirklich weiterbringt.«
    »Nicht nur das, Herr Becker. Selbst bei Dipper bin ich mir nicht sicher, ob wir auf der richtigen Spur sind.«

10.Jutta hat Ahnung
    In der großen Eingangshalle kam uns in diesem Moment ein elegant angezogener Mann in den besten Jahren entgegen. Seine Haare trug er mit strengem Seitenscheitel – vermutlich wurden sie nur mithilfe einer halben Dose Haarspray an ihrem Platz gehalten. Er war zwar nicht protzig angezogen, dass er viel Geld und Zeit in seine Kleidung investierte, war dennoch offensichtlich. Er grüßte im Vorbeigehen Dietmar Becker. Dieser grüßte sofort zurück. Ich war sichtlich überrascht.
    »Wer ist das denn?«, fragte ich neugierig.
    »Ach das, das ist nur Doktor Overath. Keine Ahnung, was er hier will.«
    Aber ich wollte es wissen. Abrupt blieb ich stehen: »Herr Doktor Overath, einen kleinen Augenblick, bitte!«, rief ich ihm hinterher.
    Der Kinderarzt drehte sich um und schaute zu mir rüber. Ich ging auf ihn zu, und als ich vor ihm stand, fragte er unsicher: »Kennen wir uns? Ich kann mich nicht an Sie erinnern.«
    »Nein, wir kennen uns nicht. Mein Name ist Palzki, Reiner Palzki. Ich bin Kriminalhauptkommissar und untersuche den Todesfall Ihres Kollegen aus Haßloch.«
    »Ach, der arme Karlheinz«, seufzte Overath. »Das ist wirklich unglaublich, was da passiert ist.«
    »Das hört sich fast so an, als wüssten Sie, warum er sterben

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