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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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musste.«
    »Ich? Nein, um Himmels willen! Ich kannte ihn  schließlich kaum. Unsere Frauen sind näher befreundet. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Ja, bestimmt. Gestern war ich bei Ihnen, traf aber nur Ihre Frau und Ihren Schwager an. Doch ich habe zunächst eine wichtigere Frage: Warum sind Sie hier im Krankenhaus?«
    Doktor Overath ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor er antwortete. »Ich weiß zwar nicht, was Sie das angeht, aber ich habe einen Termin bei einem Kollegen.«
    »Dieser Kollege ist nicht zufällig Professor Zynanski?«
    »Zynanski? Wie kommen Sie auf so einen Quatsch? Ich will zu Doktor Windeisen. Das ist doch nicht verboten, oder?«
    »Verboten nicht, aber leider nicht möglich.«
    »Wieso soll das nicht möglich sein? Er hat mich extra für heute Morgen eingeladen. Haben Sie sonst noch eine Frage, oder kann ich jetzt gehen? Ich möchte nicht zu spät kommen.«
    Er schien tatsächlich nichts zu wissen. »Sie kommen aber zu spät, Doktor Windeisen ist vor ein paar Stunden verstorben.«
    Mit aufgerissenen Augen gaffte er mich an. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Warum sollte ihn jemand ermorden?«
    »Aha, woher wissen Sie, dass er ermordet wurde?«
    Wütend starrte er mich an. »Ich weiß gar nichts. Ich dachte nur, dass er wohl kaum an Altersschwäche gestorben sein wird. Und bei einem geplanten Suizid, hätte er mich kaum eingeladen. Ist er denn wirklich ermordet worden?«
    »Ja«, bestätigte ich. »Näheres darf ich Ihnen im Moment nicht sagen. Warum hat Sie Ihr Kollege zu sich gebeten?«
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Es klang aber sehr dringlich und ernst. Wenn ich nicht kommen würde, könnte er für nichts garantieren. Mehr hat er nicht gesagt. Ich habe deshalb sogar die Praxis für zwei Stunden geschlossen.«
    »Wann hat Windeisen Sie angerufen?«
    »Lassen Sie mich überlegen. Das war irgendwann gestern Abend. Die genaue Uhrzeit weiß ich nicht mehr, kann man aber bestimmt recherchieren. Ist sie denn so wichtig?«
    »Könnte schon sein. Was anderes, woher kennen Sie Dietmar Becker?«
    Ich schaute den Studenten kurz an, der daraufhin knallrot anlief.
    »Herrn Becker? Er war doch gestern Abend bei mir wegen der Artikelserie in der Zeitung. Ist damit etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, nein, alles bestens. Wahrscheinlich werde ich im Laufe des Tages zu Ihnen kommen. Es gibt da etwas, was wir besprechen sollten.«
    Er nickte. »Ich kann jetzt also gehen? Mein Termin hat sich wohl erübrigt.«
    Gemeinsam gingen wir zum Haupteingang des ›Heiligen Leos‹. Während Doktor Overath sofort davoneilte, wunderte ich mich über den lachenden Raucherpulk in Jogginganzügen, der vor der Tür interessiert auf eine bestimmte Stelle schaute. Das Erste, was ich sah, war mein Wagen. Doch das war diesmal anscheinend  nicht das Objekt ihrer Begierde. Nebenan, dort wo ich gestern geparkt hatte, stand ein blauer Polizeitransporter. Zwei Beamte waren gerade dabei, einen Reifen zu wechseln. Ein magischer Ort der Zerstörung, dachte ich mir. Vielleicht sollte man dort eine Kerze aufstellen, um die Götter zu besänftigen?
    Als wir die beiden erreicht hatten, erkannte mich einer der Kollegen. Während der andere Beamte ohne Ende fluchte, bemerkte ich ihre verschmutzten Hände und Uniformen. »Mensch Reiner, das ist hier zum verrückt werden. Zuerst ein Plattfuß, anschließend bemerkten wir, dass kein Ersatzrad im Transporter war, sodass wir Kollegen um Hilfe bitten mussten und zu allem Überfluss habe ich beim Wechseln des Reifens in einen Haufen Hundekacke reingelangt. Und denen da droben«, er zeigte auf die Raucherfraktion, »würde ich am liebsten eine Rauchbombe vor die Füße werfen. Oder zumindest ihr dämliches Lachen mit dem Wasserwerfer zum Verstummen bringen.«
    Fast wäre ich in Versuchung gekommen, die beiden selbst etwas zu ärgern, doch das wäre wohl zu viel des Guten gewesen. Wer weiß, wozu man die Kollegen mal brauchen konnte. Ich bedauerte sie aufrichtig und ging dann zu meinem Wagen. Becker war mir die ganze Zeit wie ein Schoßhündchen gefolgt.
    »So, was werden Sie als Nächstes machen, Herr Becker? Ich muss zurück nach Schifferstadt, die Kollegen warten bestimmt schon. Ihre Aussage muss übrigens noch protokolliert werden. Können Sie morgen früh bei mir im Büro vorbeikommen, sagen wir so um 9 Uhr?«
    »Sicher, meinetwegen. Machen Sie es gut bis dahin.« Ich sah ihm zu, wie er in Richtung Bushaltestelle ging. Endlich war ich wieder allein. Ich stieg

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