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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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ein Lob aussprechen. Er ist meines Wissens der Einzige, der sein Honorar offiziell an die Klinikkasse überweist.«
    »Wurde mit ›Croupison‹ zudem in anderen Regionen experimentiert?«
    »Nein, dazu ist es zu früh. ›Croupison‹ steht noch ganz am Anfang der Phase drei.«
    Längst saß ich nicht mehr lässig und entspannt in meinem Stuhl, sondern vielmehr angespannt und kerzengerade.
    »Das heißt, dass das Medikament erst an wenigen Personen getestet wurde. Wer sind eigentlich diese freiwilligen Probanden? Kinder?«
    Der Vertriebsleiter überlegte einen Moment.
    »Nicht wirklich, Herr Palzki. In den ersten drei Phasen darf das Medikament nur an freiwilligen Erwachsenen erprobt werden. Es ist seit jeher ein großes Problem, Wirkstoffe für Kinder in der richtigen Dossierung auf den Markt zu bringen. Und das deswegen, weil man nicht einfach ausprobieren darf. Bisher werden Abschläge von der passenden Dossierung für Erwachsene gemacht und gehofft, dass dabei alles gut geht. Was will man auch anderes machen? Selbst Tierversuche helfen da nicht weiter.«
    Dietmar Becker stand wahrscheinlich kurz vor einem Schreibkrampf. Ich wusste, dass er kein Steno konnte, trotzdem versuchte er mehr oder weniger wörtlich mitzuschreiben.
    »Könnte es sein, dass die Todesfälle bei den Kin dern unerwünschte Nebenwirkungen von ›Croupison‹ waren?«
    »Eher nicht«, antwortete der Vertriebsleiter sofort. »Solche extremen Wirkungen fallen normalerweise schon vor Phase eins auf.«
    »So wie damals bei ›Contergan‹?«, mischte sich Becker ein.
    Wolfgang Schrober starrte ihn an. »Ich bitte Sie, das ist Jahrzehnte her.«
    »Was meinten Sie mit ›normalerweise‹? Was passiert, wenn Nebenwirkungen nicht in normaler Weise auftreten?«
    »Nun ja, Restrisiken gibt es immer. Ich mache ihnen beiden einen Vorschlag. Selbst auf die Gefahr hin, dass Doktor Mayer mich sofort feuert, wenn er davon erfährt. Wir gehen zu Frau Professor Elisa Ginger. Sie ist die Zulassungskoordinatorin für neue Arzneimittel bei ›Neomedi‹.«
    Dietmar Becker klappte seinen Notizblock zu. »Danke für die offenen Worte, Herr Schrober. Ich verspreche Ihnen, dass ich mich bei meiner Artikelserie zunächst auf die offiziellen Fakten beschränken werde. Die Sache mit diesem ›Croupison‹ überlasse ich lieber unserem Polizeibeamten.«
    »Das ist sehr liebenswürdig, Herr Becker«, bedankte ich mich bei ihm. »Das wäre schon deshalb sehr angebracht, um nicht die laufenden Ermittlungen zu stören, beziehungsweise zu beeinflussen.«
    Wolfgang Schrober schloss sein Büro ab und ging mit uns zum Aufzug. »Wir müssen jetzt leider ein wenig laufen. Die Laboratorien sind vom Verwaltungsgebäude  und dem allgemeinen Publikumsverkehr recht weit entfernt.« Als er unsere fragenden Gesichter sah, ergänzte er: »Wegen der Hunde, die für die Tierversuche benötigt werden.«
    Wir verließen das Verwaltungsgebäude durch eine Tür, die direkt in einen riesigen Freiraum des Firmengeländes mündete. Zahlreiche ältere und neuere Gebäude standen wie zufällig verteilt um den Platz herum.
    Schrober betrat mit uns ein dreistöckiges Gebäude, dessen Obergeschosse fensterlos waren. Mit einer Chipkarte öffnete er eine Sicherheitsschleuse. »Bitte lächeln«, empfahl er uns. »Hier ist alles videoüberwacht.«
    Wenige Meter nach der Schleuse hielten wir an einer weiteren Tür. Wolfgang Schrober nahm den Telefonhörer ab, der an der Wand hing, trat einen Schritt zurück und schaute dabei in eine an der Decke befestigte Kamera.
    »Wolfgang Schrober hier«, sprach er in den Hörer. »Ich möchte zu Frau Ginger. Die Namen meiner Gäste sind Palzki und Becker.«
    Ein kurzes Summen, und wir konnten die Tür passieren. Wir befanden uns nun in einer Art offenem Büro, aus dem Flure in drei Richtungen abzweigten.
    »Wir sind hier in einem Hochsicherheitsbereich«, erläuterte der Vertriebsleiter. »Das liegt weniger an der Abteilung Arzneimittelherstellung als an der Forschungsabteilung. Die befindet sich einen Stock über uns. Da wollen wir aber nicht hin. Ah, da vorne kommt bereits Frau Ginger.«
    Aus dem mittleren Flur kam uns Alice Schwarzer entgegen. Jedenfalls dachte ich dies im ersten Moment. Näherkommend bemerkte ich, dass Frau Ginger zwar höchstens Mitte 30 war, aber durchaus die Klontochter der ›Emma‹-Herausgeberin sein könnte. Die resolut wirkende Frau grinste höflich. »Hi, Wolfgang, wen hast du mir heute mitgebracht?«
    »Hallo, Elisa, nett dich mal wieder

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