Schwarzkittel
ein kurzes Lachen hervor. »Ach, sieh mal an, da bin ich Ihnen mit meinen Recherchen diesmal sogar voraus. Ja, Sie haben richtig gehört, seine Frau hat den Mord nur vorgetäuscht, um uns auf die Sache mit dem ›Croupison‹ aufmerksam zu machen.«
Ich sah förmlich, wie seine Gehirnwindungen rotierten. »Dann könnte es wohl sein, dass wir hier zwar einem Arzneimittelskandal auf der Spur sind, das alles aber nichts mit dem Mord an Sebastian Windeisen zu tun hat.«
»Genau so ist es. Die einzigen Verbindungen sind die Arztliste, die Sie gefunden haben und die Tatsache, dass er in der Kinderklinik beschäftigt war.«
»Vergessen Sie nicht den geplatzten Termin mit Doktor Overath«
»Einverstanden, das sollte man nicht vergessen. Was anderes: Soll ich Sie ein Stück mitnehmen?«
»Nein, vielen Dank, Herr Palzki. Ich besuche hier in der Nähe einen Freund, der fährt mich später heim.«
»Alles klar, wohnen Sie immer noch in der WG in Mutterstadt?«
»Ja, es ist äußerst günstig dort. Machen Sie es gut, Herr Palzki!«
»Ja, Sie auch, vergessen Sie nicht unseren Termin morgen früh auf der Dienststelle wegen des Protokolls.«
»Selbstverständlich nicht, dann bis morgen früh!«
14.Vaterfreuden
Daheim angekommen zog ich das übliche Paket an allgemeiner und spezieller Werbung aus meinem Briefkasten. Persönliche Post war diesmal keine dabei. Die Werbung landete sofort im Papiersack und mein Hunger musste warten, bis Stefanie hier war. Also ideale Bedingungen, um mich in Ruhe mit der Zeitung auf der Couch niederzulassen. Auf selbige hätte ich genauso gut verzichten können, da ich mich nicht mal auf eine einzige Überschrift konzentrieren konnte. Ständig ging mir der aktuelle Fall durch den Kopf. Ich war von all dem total verwirrt.
Es klingelte. Ich erschrak und schaute auf die Uhr. Eine Stunde zu früh. Das war ziemlich untypisch für meine Frau, doch Vorwürfe sollte ich ihr jetzt lieber nicht machen. Ich beeilte mich, um an die Tür zu kommen und öffnete lächelnd. Frau Ackermann stand in voller Lebensgröße vor mir.
»Guten Abend, Herr Palzki, ich wills auch ganz kurz machen.«
Oje, die nächste Stunde würde ich wohl leidend im Türrahmen verbringen und darauf warten, dass mich Stefanie erlöste. Die Ackermann’sche Wortschleuder legte los: »Sie haben sich ja erfreulicherweise bereit erklärt, meine Pflanzen zu gießen. Das finden mein Mann und ich natürlich ganz lieb von Ihnen. Nach unserer Rückkehr von der Kur werden wir Sie dann zu einem feierlichen Abend einladen. Mein Mann hat mittlerweile sogar so eine moderne Videokamera. Damit können wir unsere tollen Erlebnisse festhalten, Herr Palzki.«
Ich versuchte das fast Unmögliche: sie zu unterbrechen. »Gewiss, gewiss, jetzt fahren Sie erst einmal los. Um Ihre Blumen kümmere ich mich schon.«
»Ach, Herr Palzki, zum Glück haben wir nicht so viele Pflanzen. Kennen Sie sich mit den verschiedenen Sorten etwas aus?«
»Ja klar, das kriege ich schon auf die Reihe. Es gibt rote Blumen, weiße Blumen und das Große sind meistens Bäume.«
Sie stutzte einen Moment. »Ach, sind Sie heute wieder überaus lustig, Herr Palzki. Denken Sie daran, dass die Kakteen nur einmal in der Woche etwas Wasser benötigen. Für die Salvia divinorum habe ich Ihnen einen genauen Gießplan erstellt. Er liegt auf dem Wohnzimmertisch. Und eines ist ganz wichtig: Niemals bei Neumond gießen. Sonst wachsen die Triebe ungleichmäßig. Und passen Sie bitte auf die Sarracenia purpurea auf, die braucht zwei bis drei Fliegen pro Woche.«
Ich werde die Darstellung meiner Leidensgeschichte abkürzen, um nicht angeberisch zu wirken. Nach einer mir wie ein Äon vorkommenden Viertelstunde schaffte ich es, den Schlüssel in der Hand zu halten. Mit der Ausrede, dringend auf die Toilette zu müssen, konnte ich sie fünf Minuten später abwimmeln. Ich war stolz auf meine Leistung, als ich der Extremplaudertasche nachsah, die zurück zu ihrem Haus ging. Den Ackermann’schen Schlüssel legte ich auf meinen Wohnzimmerschrank. Sie wird mich umbringen, wenn sie zurückkommt, schoss es mir durch den Kopf. Egal ob ich ihre Flora nun goss oder nicht, irgendetwas würde auf jeden Fall schiefgehen, dachte ich mir und warf mich wieder auf die Couch. Ich überlegte ernsthaft, auszuwandern. Vor mich hingrübelnd, kam ich zu der Erkenntnis, dass doch ein großer Teil meines Tagesablaufs fremdbestimmt war. Die Arbeit, um den Lebensunterhalt zu verdienen, der Termin mit Stefanie, um die
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