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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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anscheinend nicht mehr so sicher zu sein, ob wir die ganze Wahrheit hören sollten. »Sie sehen, Herr Palzki und Herr Becker, es gibt bei uns keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die unglücklichen Todesfälle mit ›Croupison‹ in Zusammenhang zu bringen sind.«
    »Ganz so einfach ist es nicht, Wolfgang«, spielte die Professorin den Ball zurück. »Von der Tatsache mal abgesehen, dass der momentane Gebrauch von ›Croupison‹ außerhalb der Studie illegal ist. Aber das würde ich nicht überbewerten, das hatten wir schon oft.«
    »Aha, jetzt scheint es interessant zu werden«, mischte sich Becker ein.
    Elisa Ginger lächelte ihm zu. »Sie haben es erfasst. Alle Zutaten, die wir für unsere Medikamente benötigen, stellen wir entweder selbst her oder wir bekommen sie aus sicheren Quellen.«
    »Und das ist bei ›Croupison‹ nicht so?«
    »Mit Ausnahme eines chemischen Wirkstoffs schon. Diese eine Substanz ist äußerst selten und kann bisher nicht künstlich hergestellt werden.« Elisa Ginger holte tief Luft und sah zu ihrem Kollegen. »Wie du empfohlen hast, Wolfgang, werde ich alles sagen.« Sie wandte sich uns wieder zu. »Dieser Wirkstoff, ich erspare Ihnen den Namen, wird in Uruguay aus einer Lapacho-Art, einem Hartholzbaum gewonnen. Die Indianer dort nennen ihn übrigens ›Baum des Lebens‹. Das Problem dabei ist, dass aus Lapacho zudem Drogen hergestellt werden. Deshalb ist der Export aller im Zusammenhang mit Lapacho stehenden Produkte streng verboten. Doktor Mayer hat trotzdem einen Weg gefunden, den Wirkstoff zu importieren. Da wir nur kleinste Mengen für ›Croupison‹ benötigen, erhalten wir einmal im Monat von Doktor Mayer einen Metallzylinder. Zum Glück ist der Wirkstoff nicht Hitze- oder Kälteempfindlich. Er muss allerdings innerhalb von zwei Wochen verarbeitet werden, sonst beginnt er, sich zu zersetzen.«
    »Ist es abgesehen davon, dass die Besorgung vermutlich verboten ist, von Belang, woher die Wirkstoffe kommen?«
    Frau Ginger nickte eifrig. »Qualität, Verunreinigung, Alter oder Konzentration ist nur eine Auswahl der Fragestellungen. Wir brauchen eine gleichbleibende, extrem hohe Qualität und die können wir im Regelfall nur gewährleisten, wenn wir die Zutaten selbst produzieren oder aus gesicherten Quellen erhalten.«
    »Ich gehe davon aus, dass sie dieses Wundermittel aus Südamerika genau wie die anderen Zutaten ständig überprüfen?«
    »Selbstverständlich, Herr Palzki! Das Problem ist nur, dass wir alle paar Wochen eine neue Lieferung bekommen, die wegen der Alterung sofort aufgebraucht werden muss. Um den Wirkstoff zu überprüfen, muss er aber kultiviert werden. Das bedeutet, er wird mit Indikatoren wie beispielsweise bestimmten Bakterien vermischt und dann in regelmäßigen Zeitintervallen unter  sucht. Und genau diese Zeitspannen sind zu lang, um im Falle eines Falles die Auslieferung einer Produktionscharge zu stoppen.«
    »Hatten Sie bisher schon Probleme mit der Qualität gehabt?«
    »Nein, natürlich nicht, bisher war alles im grünen Bereich. Doch ich habe keine Ahnung, wer das Zeug in Uruguay produziert. Vielleicht kochen es dort die Indianer in verrosteten Blechkesseln, um es einmal etwas überspitzt auszudrücken.«
    Fürs Erste hatte ich genug gehört. Ich bedankte mich bei den beiden ›Neomedi‹-Mitarbeitern für das offene Gespräch und behielt mir vor, mich bei weiteren Fragen zu melden. Die Professorin übergab mir sogar ihre Visitenkarte, auf der sie vorher schnell ihre Privattelefonnummer notiert hatte. Auch Dietmar Becker verabschiedete sich von Frau Ginger. Zusammen mit dem Vertriebsleiter verließen wir den Hochsicherheitstrakt des Pharmakonzerns. Herr Schrober führte uns wieder quer und fast Luftlinie durch das Werk zurück zum Ausgang im Verwaltungsgebäude.
    »Wie hat Ihnen das alles gefallen?«, fragte ich Becker, als wir wieder an meinem Wagen angekommen waren. »Ziemlich diffus das Ganze, oder was meinen Sie?«
    »In der Tat, Herr Palzki. Es stellt sich die Frage, ob das für Ihren Fall alles relevant ist. Ich denke, dass jedes größere Unternehmen seine Leichen im Keller hat.« Er beeilte sich anzufügen: »Natürlich nur bildlich gesprochen.«
    »Sie haben recht, Herr Becker. Was mich im Moment beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich aufgrund des Selbst mordes von Doktor Dipper ermittle und mich eigentlich um die Sache mit Windeisen kümmern sollte.«
    »Wie bitte? Doktor Dipper wurde gar nicht ermordet?« Becker starrte mich an.
    Ich brachte

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